Legg Mason: Problematischer Konflikt EU vs. Italien
Zürich – Die bisher beispiellose formelle Ablehnung des italienischen Haushalts durch die Europäische Kommission beendete die kurzzeitige Phase der Gutmütigkeit zwischen Brüssel und der italienischen Koalitionsregierung.
Die EU bezeichnete die Abweichung des Plans von den Leitlinien der Europäischen Union als „besonders schwerwiegende Nichteinhaltung“. Gemäss EU-Verfahren hat Italien nun drei Wochen Zeit, um einen überarbeiteten Haushalt vorzulegen. Eine fortgesetzte Nichteinhaltung könnte bis 2019 zu finanziellen Sanktionen führen.
Der Zeitpunkt dieses Konflikts ist besonders problematisch: Wie geplant und verkündet, hat die Europäische Zentralbank ihr unterstützendes Anleihekaufprogramm in diesem Monat halbiert und hat zudem vor, es im Laufe des nächsten Jahres vollständig abzubauen.
Dieser Abbau könnte die Situation für Italien auf dem europäischen Anleihenmarkt allerdings noch schwieriger machen. Die Möglichkeit einer Flucht in deutsche Bundesanleihen auf Kosten italienischer Titel könnte den Renditeaufschlag zwischen Italien und Deutschland antreiben und ihn in Richtung des viel beachteten Niveaus von 400 Basispunkten heben. Auch wenn, wie vom italienischen Premierminister Conte behauptet, ein Teil dieses Tänzchens zur 400-Basispunkte-Linie auf die Annahme eines italienischen Austritts aus dem Euro zurückzuführen sein mag, versichern alle Regierungsparteien unter grossen Anstrengungen, dass dieser Schritt völlig undenkbar ist.
Renditeunterschied von italienischen und deutschen Anleihen (10-jährige)
Quelle: Bloomberg; 23. Oktober 2018.
Im Aufschwung: US-Staatsanleihen
Am 23. Oktober schienen US-Staatsanleihen der sichere Hafen zu sein, was zu sinkenden Renditen über die gesamte Kurve hinweg führte. Besonders interessant waren die Bewegungen im Bereich der zwei-bis zehnjährigen Anleihen, in dem die Renditen trotz der Ausgabe von zusätzlichen rund 276 Milliarden Dollar, die in Form von Wechseln, Anleihen und variabel verzinslichen Wertpapieren auf den Markt kamen, zwischen 3 und 4 Basispunkten anstiegen. Dieses Emissionsvolumen liegt nur knapp unter dem historischen Rekord, der Ende März dieses Jahres mit 294 Milliarden US-Dollar erreicht wurde. Im Endeffekt ergab sich dadurch eine leicht steilere US-Zinskurve in dieser Woche, auch wenn die Sorgen um die Stärke der Unternehmensgewinne die Aktienmärkte momentan in den USA im Griff haben.
Im Abseits: Makro-getriebene Währungen
Angesichts der globalen makroökonomischen und strategischen Themen, die Schlagzeilen machen, ist es wenig überraschend, dass hauptsächlich die Währungen die Wucht der Sorgen abbekommen – zumindest in der letzten Woche. Das britische Pfund, der Euro und der australische Dollar sanken um -1,47%, -0,89% bzw. -0,73%, was auf Brexit, Italien, und die Sorge um die chinesische Wirtschaft zurückzuführen ist, welche einen grossen Einfluss auf die rohstofforientierte Wirtschaft Australiens ausübt.
Zwei Währungen zeichneten sich durch ihre Stabilität aus; zum einen der japanische Yen, der lediglich um -0,16% fiel, weil seine Eigenschaft als sicherer Hafen von vielen Marktteilnehmern wiederentdeckt wurde. Zum anderen der brasilianische Real, der in den letzten fünf Tagen um 0,76% stieg. Der Real konnte damit aufgrund der abnehmenden Unsicherheiten rund um die Wahlen und wegen der embargobedingten Nachfrage nach Exporten aus diesem Land seinen dramatischen Aufwärtstrend seit Mitte September fortsetzen. Das dürfte der angeschlagenen Wirtschaft eine gewisse Entlastung bringen. (Legg Mason/mc/ps)
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