Zürich – Unter Marktbeobachtern gibt es kaum Zweifel, dass die US-Notenbank Fed heute den Leitzins auf 2,0% anheben wird. Oder dass die EZB am 14. Juni in ihrem Monatskommentar vage bezüglich des Zeitpunktes der nächsten Zinsanhebung und den Abbau ihres Anleihekaufprogramms bleiben wird. Was den Brexit angeht, ist die einzige Gewissheit die anhaltende Ungewissheit: Die Unterstützung von Premierministerin May nimmt im Kabinett weiter ab und der Mehrparteienkonflikt um die Grenze zwischen Irland und Nordirland bleibt ungelöst.
Aber es gibt immer noch viel Raum für Überraschungen: Die US-Notenbank Fed unter Powell könnte sich in ihrer Kommunikation missverständlich ausdrücken – etwa über den aktuellen Zustand der US-Wirtschaft oder ihre Bereitschaft, die Herausforderungen eines steigenden US-Dollars für Schwellenländer wie Brasilien, Argentinien, Indien, die Türkei und Südafrika zu bewältigen. EZB-Präsident Mario Draghi könnte die bevorstehende Sommerpause mit Unklarheit über die Absichten der Zentralbank für den Herbst füllen.
Aber eine Quelle der Unsicherheit in der Europäischen Union (EU) scheint durch den neuen italienischen Finanzminister Giovanni Tria beseitigt worden zu sein, der in einem Interview zu Protokoll gab, dass die «Position der Regierung klar und einstimmig ist… Es geht nicht darum, den Euro zu verlassen». EU-Haushaltskommissar Guenther Oettinger sagte, die Aussagen seien «weitsichtig und schaffen Vertrauen».
Im Aufschwung: US-Dollar vs. wichtigste Schwellenländer-Währungen (ausser Brasilien)
In der vergangenen Woche gab es keine signifikante Schwächung des US-Dollars, was die Lage der Zentralbanken in den Schwellenländern noch schwieriger machte. Da die Schwellenländer-Währungen fallen, reduzieren die Zahlungen auf Staats- und Unternehmensanleihen die Devisenreserven in beträchtlichem Masse. Viele von ihnen sind nicht in Landeswährung, sondern in US-Dollar denominiert. Dadurch ermutigen sie die Zentralbanken, die Leitzinsen anzuheben, um den Abfluss einzudämmen.
Aber die Währungen in den Schwellenländern bewegen sich nicht im Gleichschritt: Der brasilianische Real erholte sich, nachdem der lähmende Streik der Lastwagenfahrer beendet wurde und das Land seine lebenswichtigen Zuckerexporte in den Rest der Welt wieder aufnehmen konnte.
Was die USA angeht, so bleibt es dabei, dass dieses Jahr die Volatilität der wichtigste – wenngleich unbeliebte – Exportschlager ist.
Währungen der Schwellenländer zum US-Dollar, 6.6.18 bis 13.6.18
Quelle: Bloomberg; 13. Juni 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.
Im Abseits: Die Argentinische Zentralbank
Der Internationale Währungsfonds hat Argentinien eine Kreditlinie in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt – seine bisher grösste Garantie dieser Art. Es schien zu diesem Zeitpunkt eine Art Belohnung für die Zentralbank gewesen zu sein, dass sie sich an der Marke von 25 Pesos pro US-Dollar erfolgreich gegen weitere Kapitalabflüsse gewehrt hatte. Die Garantie wurde von Devisenhändlern jedoch eher als eine Ertragsgelegenheit denn als Warnschuss gesehen: Am 8. Juni fiel der Peso unter das Niveau von 25 pro US-Dollar.
Bei dieser Art von Angriffen auf die Währung, hat Argentinien bisher eher eine wenig überzeugende Erfolgsgeschichte aufzuweisen. Es bleibt somit abzuwarten, ob die Zentralbank die Linie bei 25 wird halten können.
Argentinischer Peso pro US-Dollar, 7.5.18 bis 11.6.18