EZB bekräftigt: Anleihekäufe sollen Ende 2018 auslaufen
Frankfurt am Main – Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt weiterhin zum Jahresende 2018 den Stopp neuer Anleihekäufe an. Ein formaler Beschluss zum Auslaufen des milliardenschweren Programms zum Erwerb von Staats- und Unternehmenspapieren wurde nach der Sitzung des EZB-Rates am Donnerstag in Frankfurt zunächst aber nicht verkündet. Das Volumen der monatlichen Anleihekäufe hatte die Notenbank von Oktober an auf 15 Milliarden Euro halbiert. Vor allem aus Deutschland gibt es viel Kritik an dem Programm.
Eine abrupte Kehrtwende nach Jahren im Anti-Krisen-Modus ist von der Notenbank nicht zu erwarten: Den Leitzins im Euroraum hält die EZB auf dem Rekordtief von null Prozent, Geschäftsbanken bekommen somit Zentralbankgeld weiterhin zum Nulltarif.
Höhere Zinsen frühestens im Herbst 2019
Die Wende hin zu höheren Zinsen wollen die Währungshüter frühestens im Herbst 2019 einläuten. Der EZB-Rat bekräftigte seine Einschätzung, dass die Zinsen bis «mindestens über den Sommer 2019» auf dem aktuellen Niveau bleiben werden. Möglicherweise läutet also erst der Nachfolger von EZB-Präsident Mario Draghi die Zinswende ein. Die achtjährige Amtszeit des Italieners läuft Ende Oktober 2019 aus.
Volkswirte rechnen damit, dass die EZB in einem ersten Schritt zunächst die Strafzinsen für Kreditinstitute verringern wird. Derzeit sind für geparktes Geld bei der EZB 0,4 Prozent Strafzinsen fällig.
Inflation zieht tendenziell wieder an
Sparer müssen sich noch gedulden, ehe es wieder höhere Zinsen gibt. Weil zugleich die Inflation tendenziell wieder anzieht – im Euroraum lagen die Verbraucherpreise im September um 2,1 Prozent über dem Vorjahresniveau – verlieren Sparer auf mickrig verzinsten Tages- oder Festgeldkonten bares Geld. Andererseits profitieren beispielsweise Hausbauer von vergleichsweise günstigen Kreditkonditionen.
Am Anleihemarkt wird die EZB noch lange ein grosser Spieler bleiben, denn Gelder aus auslaufenden Papieren werden wieder investiert. Seit Beginn des Kaufprogramms im März 2015 bis Ende September 2018 hat die EZB Wertpapiere im Gesamtwert von mehr als 2,5 Billionen Euro gekauft.
Ziel ist, auf diesem Weg der Konjunktur in den 19 Euroländern auf die Sprünge zu helfen und zugleich die zwischenzeitlich bedenklich niedrige Teuerung anzuheizen. Mittelfristig strebt die EZB Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an. Das ist weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben – das könnte die Konjunktur bremsen. (awp/mc/pg)