Leonteq-Mitgründer Schoch verkauft sämtliche Anteile

Leonteq-Mitgründer Schoch verkauft sämtliche Anteile
Jan Schoch, ehemaliger Leonteq-CEO. (Foto: Leonteq)

Zürich – Leonteq-Mitgründer Jan Schoch steigt nun vollständig aus dem Finanzunternehmen aus, nachdem er Anfang Oktober bereits seine Führungspositionen abgegeben hatte. Er hat alle seine 1,05 Millionen Aktien an institutionelle Investoren sowie an die Mitgründer Lukas Ruflin und Sandro Dorigo verkauft, wie das Unternehmen am Freitag mitteilt.

Der Verkauf durch Schoch sei zu einem Preis von 60,50 CHF je Titel erfolgt. Rund 107’000 Aktien gingen dabei an Ruflin und Dorigo. Diese halten damit neu 8,05% respektive 2,45% der Leonteq-Aktien, wie der Mitteilung weiter zu entnehmen ist. Die übrigen Anteile Schochs – der Leonteq-Mitbegründer hielt zuletzt 6,61% – gingen an institutionelle Anleger.

Backstop Agreement mit den Mitgründern
Die Transaktion erfolgte am Donnerstagabend nach Börsenschluss. Zu diesem Zeitpunkt notierten die Leonteq-Aktien an der Börse bei 64,10 CHF.

Gemäss Angaben von Leonteq hatte Schoch ebenfalls am Donnerstag mit den Leonteq-Mitgründern Ruflin und Dorigo ein so genanntes Backstop Agreement abgeschlossen. Dieses erlaubte Schoch, innert 27 Tagen rund 785’000 seiner insgesamt 1,05 Millionen Aktien zu einem garantierten Preis von je 56,00 CHF an Ruflin respektive Dorigo zu verkaufen. Die Vereinbarung ermöglichte es Schoch also, während der ganzen Vertragsdauer mit der Sicherheit eines Mindestpreises nach anderen Abnehmern für seine Leonteq-Aktien zu suchen, die einen höheren Preis zahlen. Für den Fall einer erfolgreichen Platzierung erhielten Ruflin und Dorigo das Recht, bis zu 10% von Schochs Anteile zum gleichen Preis zu übernehmen.

Keine Angaben zu Beratertätigkeit Schochs für Leonteq
Aus der Geschäftsleitung von Leonteq ausgeschieden war Schoch bereits Anfang Oktober. Den Posten des CEO des Derivatespezialisten übernahm damals interimistisch Finanzchef Marco Amato. Schoch wurde derweil auf die neu geschaffene Funktion eines «Senior Advisor Strategic Growth Initiatives» gehievt. Ob er diese Amt behält, dazu machte Leonteq am Freitag auf Anfrage von AWP Finanznachrichten keine Angaben.

Dem Ausstieg Schochs aus dem Leonteq-Aktionariat ging eine Phase anhaltender Schwierigkeiten bei Leonteq voraus. So wurde Ende 2015 wurde überraschend eine für Leonteq wichtige Kooperation aufgekündigt, im Jahr darauf kam es beim Derivatespezialisten zu einem Gewinneinbruch. Ausserdem zog die Finanzmarktaufsicht (Finma) im Zusammenhang mit dem Vorwurf von Marktmanipulation Gewinne von Leonteq ein.

Von seinem Hoch im Sommer 2015 von über 230 CHF sank der Aktienkurs von Leonteq auf unter 26 CHF im März 2017. Im zweiten Halbjahr 2016 rutschte der auf strukturierte Produkte spezialisierte Finanzdienstleister zudem in die roten Zahlen, worauf das Unternehmen ein Kostensenkungsprogramm lancierte. Die Krise führte zu diversen Wechseln im Verwaltungsrat und zuletzt in der Geschäftsleitung. Schoch verkleinerte zudem schrittweise seinen Anteil an Leonteq.

Ende einer Ära
Analysten bezeichnen das Ausscheiden Schochs aus dem Aktionariat als «Ende einer Ära», sehen darin aber eine Chance für Leonteq. Für die Zukunft von Leonteq sei es wohl «nicht negativ, dass der Ex-CEO keinen Einfluss mehr via Aktienpaket ausüben kann», heisst es etwa bei der Zürcher Kantonalbank, deren Analysten darin auch eine Reduktion der Gefahr eines Machtkampfes sehen. (awp/mc/pg)

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