Zürich – Das Fintech-Unternehmen Leonteq hat sich eine neue Organisationsstruktur verpasst und neue Ziele gesetzt. Die Gesellschaft ist nun in drei Geschäftsbereiche aufgeteilt. Bis Ende des kommenden Jahres will Leonteq Kosten im Umfang von 10 Mio CHF unter anderem durch den Abbau von Stellen senken. Zudem gibt die Gesellschaft Expansionspläne in bestimmten Märkten auf. Die Börse reagierte mit deutlichen Kursabgaben auf die News.
Künftig ist Leonteq nach den drei neuen Geschäftsbereichen organisiert: Der Bereich Investment Solutions, der Produkte von Leonteq und Partnerbanken herstellt und vertreibt, ist mit einem Anteil von 76% (Geschäftsjahr 2015) des Betriebsertrags der grösste der Gruppe. Sein geografischer Fokus liegt künftig auf der Schweiz, Frankreich, Deutschland, Italien, Singapur, Hongkong und Taiwan.
Zudem sei die Eröffnung eines Büros in Japan geplant, dem weltweit grössten Markt für strukturierte Produkte, wie CEO Jan Schoch anlässlich einer Telefonkonferenz am Mittwoch erklärte. Gleichzeitig würden die geplanten Eintritte in die Märkte Grossbritannien onshore, Norwegen, Finnland, China onshore und Korea onshore nicht weiterverfolgt, so Schoch weiter.
In Investment Solutions wird bis Ende 2020 ein durchschnittliches jährliches Wachstum des Transaktionsvolumens von 15% angestrebt. Im Geschäftsjahr 2015 belief sich das Wachstum auf 14%.
Neue Massstäbe setzen
Der zweite Bereich Banking Solutions nutzt Leonteqs Palette an Plattform-Dienstleistungen, um mittelgrosse Retail- und Privatbanken bei der Einführung oder Verstärkung eigener Herstellungs- und Vertriebskapazitäten im Bereich strukturierter Anlageprodukte zu unterstützen. Dieser trug 2015 rund 12% zum Gruppenbetriebsertrag bei. Ziel ist es, bis Ende 2020 mit zehn Partnerbanken zu arbeiten. Aktuell sind es erst drei.
Der dritte Geschäftsbereich Insurance & Wealth Planning Solutions wird weiterhin Produkte und Dienstleistungen für Lebensversicherer und für andere Anbieter von langfristigen Anlagelösungen offerieren. Bisher war Leonteq in die Segmente Banking Platform Partners, Insurance Platform Partners und Leonteq Production organisiert. Ziel bis Ende 2020 sind fünf Versicherungspartner. Aktuell ist es lediglich einer.
Leonteq wolle an den globalen Märkten für strukturierte Anlageprodukte und Vorsorgelösungen «bezüglich Agilität, Schnelligkeit und Effizienz neue Massstäbe setzen», sagte Schoch weiter. Dies werde Leonteq zum Wunschpartner machen und künftiges Wachstum sichern.
Stellenabbau vornehmlich im Ausland
Die Fortschritte will Leonteq anhand neu gesetzter Ziele messen. So soll das Kosten-Ertrags-Verhältnis bis Ende 2020 auf weniger als 65% von 69% im Jahr 2015 gedrückt werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, plant Leonteq bis Ende 2017 eine Kostenreduktion im Umfang von rund 10 Mio CHF. Diese beinhaltet den Abbau von global rund 50 Stellen, der in der Erfolgsrechnung bis Ende des ersten Quartals 2017 voll wirksam werden soll. Der Abbau werde im Ausland und soweit wie möglich über die natürliche Fluktuation erfolgen, sagte Schoch. Ab 2018 wird eine Netto-Einstellungsquote von rund 5% pro Jahr erwartet.
Die Investitionsausgaben dürften gemäss CFO Marco Amato auf dem vergangenen und derzeitigen Niveau von 12,5% des Betriebsertrags bleiben.
Änderungen im Management
Im Rahmen der neuen Organisationsstruktur kommt es auch zu Änderungen im Management. Tobias Wohlfarth wird als «Head of Banking Solutions» und Rüdiger Assion als «Chief Communications Officer» neu in die Geschäftsleitung berufen.
Aktien tauchen
Zur Geschäftsentwicklung im dritten Quartal sagte CFO Amato lediglich, dass der Marktanteil trotz eines herausfordernden Umfelds weiter ausgebaut worden sei. Das mit Produkten von Leonteqs Plattformpartnern erzielte Transaktionsvolumen sei weiter stark gewachsen, während die eigenen Emissionen weiter zurückgegangen seien. Für die Zukunft zeigt sich Schoch zuversichtlich. Er sei überzeugt, dass mit den heute bekanntgegebenen Ergebnissen der Strategieüberprüfung Leonteq für weiteres Wachstum gut aufgestellt sei, sagte er.
Im Markt verfing die Botschaft indes nicht. Die Aktien brechen in einem insgesamt fester tendierenden Gesamtmarkt (SPI +0,1%) bis gegen 11.15 Uhr um 7,1% auf 57 CHF ein. Analysten werten die neuen Ziel als Zurückrudern früherer Ambitionen. Die Grundfragen, ob beispielsweise Partner abgeholt werden können und wie viel Umsatz mit diesen generiert werden könne, blieben auch nach dem Update weiter unbeantwortet, wird ausserdem moniert. (awp/mc/pg)