LGT Kommentar: Mehr Wachstum, mehr Inflation erwartet

Alex Durrer

Von Alex Durrer, Chefökonom LGT Bank. (Foto: LGT)

Vaduz – Die Konjunkturausassichten sind recht positiv, wenn auch bescheiden. Und es gibt wieder leichte inflatorische Tendenzen. So der neue Anlagekommentar der LGT. In diesem Umfeld empfiehlt Alex Durrer, Chefökonom der LGT Bank, unverändert eine recht «sportliche» taktische Positionierung.

Endlich: Der US-Wahlkampf und mit ihm die totale Ungewissheit sind vorbei – immer mehr sollten nun all die diffusen Ängste vor Unberechenbarkeit oder einer neuen Protektionismus-Welle weichen. Immerhin begannen die Märkte bereits im Laufe des 9.11. zu reflektieren, dass Donald Trump eine investitionsfreundliche,steuergünstige Politik mit weniger Auflagen in Aussicht  gestellt hatte. Generell ist an den Finanzmärkten seit den Sommermonaten relative Ruhe eingekehrt: All jene Strukturthemen, welche zuvor für Unruhe gesorgt oder gar Schockwellen ausgelöst haben, sind wie vergessen. Ähnlich entspannt werden erstaunlicherweise auch die Schuldenkrisen beidseits des Atlantiks wahrgenommen, obwohl im Bereich der strukturellen Rahmenbedingungen mehr Probleme übertüncht als gelöst sind – im Gegenteil: Durch das vielenorts proklamierte Comeback der fiskalischen Stimulierung dürften sich die Verhältnisse tendenziell weiter verschärfen. Summa summarum ist der Einfluss von Geopolitik und Strukturfaktoren zurzeit eng begrenzt.

Konjunkturelle Perspektiven positiv
Vor diesem Hintergrund erscheinen auch die konjunkturellen Perspektiven recht positiv: Zwar bleibt das Wachstum der Weltwirtschaft insgesamt bescheiden, doch haben sich die Aussichten deutlich aufgehellt. Die amerikanische Wirtschaft hat Tritt gefasst, ihre Chancen auf einen klassischen Boom stehen gut. Auch Europas Konjunkturtrend zeigt aufwärts: unbeeindruckt vom Brexit-Verdikt, das selbst in den britischen Frühindikatoren keine gravierenden Spuren hinterlassen hat. Der Lichtblick am Horizont der Schwellenländer schliesslich bestätigt sich, trotz potentiellem Gegenwind von USD, höheren USD-Zinsen und «Deglobalisierungsängsten». Zu diesem Schluss kommt, wer sich an die einschlägigen Frühindikatoren hält, die sich nicht mehr allein in den Industrieländern, sondern auch wieder in fast allen aufstrebenden Regionen im grünen Bereich bewegen.

Geldpolitische Entkoppelung wird ausgeprägter
Nach dem zweiten Zinsschritt der US-Notenbank stehen die zwischenzeitlich abgeebbten monetären Divergenzen vor einer Neuauflage: 2017 sollte das Phänomen der geldpolitischen Entkoppelung wieder ausgeprägter werden. Die Inflationserwartungen stecken wieder inmitten ihres langen Seitwärtstrends, das «Big Picture» einer Pattsituation von Deflationsdruck und Inflationspotential bleibt. Allerdings sorgt der Basiseffekt von Öl- und Rohstoffpreisen für etwas zyklischen Aufwind.

In globalen Hauptszenario der LGT stehen die Zeichen auf mehr Wachstum und mehr Inflation. Im unwahrscheinlicheren Risikoszenario ist ein konjunktureller Rückschlag mit leicht stagflationärer Tendenz nicht auszuschliessen. In diesem Umfeld empfehlen die LGT-Analysten unverändert eine recht «sportliche» taktische Positionierung. Neues Jahr, neues Glück? (LGT/mc/cs)

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