Liechtensteiner Bankentag 2019: Internationale Experten geben bei Nachhaltigkeit die Richtung vor
Vaduz – 2019 jährt sich die Gründung des Liechtensteinischen Bankenverbands (LBV) zum 50. Mal, was dieser zum Anlass nahm, in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Bankenverband (EBF) den Bankentag unter dem Titel „In Generationen denken. Verantwortlich handeln“ zu veranstalten. Gut 400 Besucher aus Liechtenstein, Schweiz und einer Reihe weiterer Länder aus Europa und Übersee folgten der Einladung.
Vom „Big Picture“ zu konkreten Handlungsempfehlungen
Eine Reihe von Faktoren machten den Bankentag zu einem ganz besonderen Anlass. Während LBV-Präsident Hans-Werner Gassner in der Eröffnungsansprache die existentielle Bedeutung von nachhaltigem Handeln in der Wirtschaft und dem Finanzsektor hervorhob, mahnte sein Folgeredner Tycho Sneyers von LGT Capital Partners zu einer höheren Geschwindigkeit bei der Implementierung einer nachhaltigen Finanzwirtschaft. Die Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft werde sich noch weiter akzentuieren, betonte der bekannte BBC Radio 4`FutureProofing Co-Moderator Leo Johnson in einem packenden und visionären Referat. Schlussendlich müssten die Akteure vermehrt ihren Instinkten vertrauen. Allem voran müsse Nachhaltigkeit aber bewusst als strategische Zielsetzung verankert und damit auch vom Top-Management getragen und vertreten werden. Welche Auswirkungen die disruptiven Trends auf den Finanzsektor haben, diskutierte Wim Mijs, CEO des Europäischen Bankenverbands mit Branchenkollegen und Nachhaltigkeitsexperten.
Politik als wichtiger Treiber
Nicht nur auf EU-Ebene werden Leitplanken wie beispielsweise durch eine sogenannte „Taxonomy“ gesetzt, auch auf Landesebene erfolgen wichtige Veränderungen, was Katrin Eggenberger, Ministerin für Äusseres, Justiz und Kultur, in ihrer ersten öffentlichen Rede seit der Inauguration hervorhob und am Beispiel der „Liechtenstein Initiative“ illustrierte. Wie für die Wirtschaft sind auch für die Politik die 17 Ziele für Nachhaltigkeit das zentrale Rahmenwerk. Die zwei Folgereferate thematisierten die zunehmende Bedeutung von Impact Investing. Während Reynir Indahl konkrete Impact Investing Ansätze vorstellte und wie die nachhaltigen Entwicklungsziele der UNO bei der Vermögensanlage konkret einbezogen werden können, ging Tanya vorallem auf die Chancen ein, welche die zunehmende Digitalisierung im Impact Investing Bereich bietet. Dabei kam zum Ausdruck, dass gerade der Austausch von best practices und das Lernen von einander ein wesentlicher Beschleuniger hin zu mehr Nachhaltigkeit in der Finanzindustrie sein kann.
Ganzheitlicher Nachhaltigkeitsansatz zentral
Dass Nachhaltigkeit nicht nur auf ökologische Aspekte reduziert werden darf, untermauerte eindrücklich die Paneldiskussion mit Fiona Reynolds, CEO von UN PRI und dem liechtensteinischen Botschafter in New York, Christian Wenaweser. Sie gaben Einblick in eine dramatische Realität bei moderner Sklaverei oder Menschenhandel und zeigten die Herausforderungen und Risiken für den Finanzsektor bei den damit verbundenen Finanzströmen auf. In eine ähnliche Richtung äusserte sich Denisse Rudich von The Sentry. Gemäss ihr kommt gerade der Finanzindustrie eine zentrale Rolle bei der Aufspürung von Geldern aus Kriegsverbrechen zu. «Kriegsverbrechen dürfen sich nicht auszahlen», so ihr klares Statement.
Erwartungen der nächsten Generation gerecht werden
Das Schlusspanel befasste sich mit den Erwartungen der neuen Generationen an den Finanz- und Bankensektor. „Wer die von der jungen Generation geforderten Veränderungen nicht mitträgt, verliert an Relevanz und wird irgendwann von der Bildfläche verschwinden“, brachte es Christine Platiel von der Zurich Insurance Group auf den Punkt. Die Jugenddelegierte Valerie Nigg mahnte zu schnellerem Handeln. „Mehr Handeln statt nur reden“ appellierte sie und erntete dafür besonderen Applaus.
Simon Tribelhorn, CEO des Bankenverbands: „Die Resonanz auf den Kongress war überwältigend. Liechtenstein konnte sich mit diesem Anlass als zukunftsgerichtetes Land und ein verantwortungsbewusster Finanzplatz positionieren, der im Verbund mit anderen Ländern die Lösung der Probleme zielgerichtet und konsequent angeht.“ Bei einem waren sich alle Referenten einig, nämlich dass auch kleine Länder eine grosse Rolle spielen können. Gerade für Liechtenstein als kleiner und agiler Finanzplatz können sich im Bereich der Nachhaltigkeit auch sehr grosse Chancen ergeben. (LBV /mc/ps)