LLB-CEO Roland Matt. (Foto: LLB)
Vaduz – Die Liechtensteinische LLB-Gruppe hat wegen des US-Steuerstreits zusätzliche Rückstellungen im Umfang von 31 Mio CHF gebildet, wie sie am Donnerstag in einer Vorab-Information zum Halbjahresergebnis mitteilte. Das Konzernergebnis wird deswegen, aber auch wegen anderer Sonderfaktoren bei 14 Mio CHF zu liegen kommen und damit weitaus tiefer ausfallen als im Vorjahr mit 61,6 Mio.
Bereits im März hatte die LLB-Gruppe Rückstellungen von 16 Mio CHF für eine mögliche bevorstehende Strafzahlung an die USA angekündigt. Die Schweizer Tochter der Bank – die LLB (Schweiz) AG) – gehört bekanntlich zu jenen 14 Instituten, gegen die in den USA eine Untersuchung wegen der Annahme von unversteuerten US-Kundengeldern läuft. Die Schliessung der Schweizer Tochter wurde ebenfalls im März bekanntgegeben.
Wie LLB-Sprecher Cyrill Sele am Donnerstag gegenüber AWP sagte, sind die 31 Mio CHF aber für die ganze Gruppe und nicht nur für den Schweizer Fall bestimmt. Genaue Details zur Aufteilung wollte der Sprecher aber nicht nennen. Er meinte lediglich, dass man aufgrund der aktuellen Lage eine Neubeurteilung vorgenommen und entsprechend zusätzliche Rückstellungen gebildet habe.
Liechtenstein und Schweiz sind separate Rechtsräume
Die Bank unterscheide in der US-Thematik zwischen dem Schweizer und dem Liechtensteiner Geschäft, da es sich um zwei verschiedene Rechtsräume handle und die Voraussetzungen entsprechend unterschiedlich seien, so der Sprecher.
US-Amtshilfegesetz angepasst
Das Liechtensteinische Parlament hat laut dem Sprecher im März 2012 das US-Amtshilfegesetz angepasst. Dadurch wurde ermöglicht, für einen begrenzten Zeitraum auf Basis eines Amtshilfeersuchens entsprechende US-Kundendaten an die Liechtensteiner Behörden zu übermitteln, die diese Daten dann wiederum in die USA übermitteln. Auf dieser rechtlichen Basis seien US-Kundendaten der LLB AG in Vaduz über die Liechtensteiner Steuerverwaltung an die US-Behörden geliefert worden.
Und vor diesem Hintergrund hätten in den vergangenen Monaten intensive Verhandlungen mit den US-Behörden stattgefunden. Die LLB-Gruppe sei zuversichtlich, dass in den nächsten Wochen eine Lösung für die LLB AG in Vaduz erzielt werden könne. Der Schweizer Fall hingegen sei «nicht so weit fortgeschritten», erklärte Sprecher Sele weiter.
Swisspartners wird vorerst nicht verkauft
Wegen der US-Steuerthematik werden auch die Verhandlungen über den geplanten Verkauf der Vermögensverwalterin Swisspartners bis auf Weiteres auf Eis gelegt. Entsprechend wird sie wieder voll konsolidiert. Sie soll im Rahmen der strategischen Neuausrichtung auf das Kerngeschäft aber weiter verkauft werden. Die LLB macht aber Wertberichtigen auf dem Goodwill, was den Halbjahresabschluss mit 14 Mio CHF belastet.
Die Schliessung der Schweizer LLB-Tochter führt ausserdem zu ausserordentlichen Abschreibungen auf Liegenschaften in Höhe von 10 Mio CHF. Des weiteren werden im Zusammenhang mit der Strategie «Focus2015» Rückstellungen für Restrukturierungen in Höhe von 4 Mio verbucht. Um all diese Faktoren bereinigt, hätte das Ergebnis im Halbjahr bei 72 Mio anstatt der genannten 14 Mio gelegen.
Netto-Neugeldabfluss im Halbjahr
Die Bank hatte im Halbjahr laut Mitteilung ausserdem einen Netto-Neugeld-Abfluss von 210 Mio CHF zu verzeichnen. In den traditionellen Cross-Border-Märkten sei die Entwicklung negativ gewesen, andererseits sei ein Zufluss in den Onshore- sowie in den Wachstumsmärkten zu verzeichnen gewesen. Die betreuten Kundenvermögen stiegen marktbedingt um 0,6 Mrd (+1%) auf 50,5 Mrd CHF. Der Geschäftsertrag kletterte derweil um 35% auf 280 Mio CHF (bereinigt +8%).
Die LLB-Aktie hat bei leicht überdurchschnittlichen Volumen am Berichtstag bis 15 Uhr 2% auf 34,95 CHF eingebüsst. Die ZKB meinte in einem Kommentar allerdings, dass die Bank operativ besser unterwegs zu sein scheine als bisher von ihr erwartet. (awp/mc/pg)