London / New York – Im Libor-Skandal um die Manipulation von wichtigen Zinssätzen gibt es die nächste kostenträchtige Einigung: Die britische Grossbank Lloyds verständigte sich am Montag mit Behörden in Grossbritannien und den USA auf eine Vergleichszahlung von insgesamt 370 Millionen US-Dollar. Die US-Finanzaufsichtsbehörde CFTC teilte mit, dass die Bank zwischen 2006 und 2009 mehrfach erfolgreich den Interbankenzinssatz manipuliert habe. Lloyds-Verwaltungsratschef Norman Blackwell sprach von «nicht akzeptablen Fehlverhalten» einzelner Mitarbeiter, das die Bank verurteile.
Das US-Justizministerium will auf eine Anklage verzichten, wenn die Bank in den nächsten zwei Jahren kein neues Fehlverhalten begeht. Lloyds war in der Finanzkrise in eine Schieflage geraten und musste vom britischen Steuerzahler gerettet werden. Bis heute gehört die Bank teilweise dem Staat.
Deutsche Bank mit 725 Millionen Euro zur Kasse gebeten
Lloyds ist das siebte Finanzunternehmen, das sich mit britischen und amerikanischen Behörden im Libor-Skandal geeinigt hat. Sie haben dadurch alles in allem bereits Strafen von gut 4 Milliarden Dollar verhängt. Zudem hatte die EU Ende 2013 sechs Banken wegen Tricksereien beim europäischen Libor-Pendant Euribor zu einer Gesamtbusse von 1,7 Milliarden Euro verdonnert. Die höchste Zahlung davon musste die Deutsche Bank mit 725 Millionen Euro akzeptieren.
In Grossbritannien und den USA wartet das grösste deutsche Geldhaus noch auf eine Einigung mit den Behörden. Von den dortigen Aufsehern war Mitte 2012 die britische Bank Barclays zu einer Zahlung von rund 450 Millionen Dollar verdonnert worden. Die bisherige Rekordstrafe bekam die Schweizer Grossbank UBS mit 1,5 Milliarden US-Dollar aufgebrummt. Auch die niederländische Rabobank und die Royal Bank of Scotland mussten schon zahlen. Hinzu kamen zwei kleinere Brokerfirmen.
Zinssätze manipuliert
Händler von Banken sollen über Jahre die wichtigen Zinssätze manipuliert haben, um eigene Geschäfte zu fördern. Libor und Euribor sollen angeben, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen. Sie dienen als Referenzsätze für Finanzgeschäfte in Billionenhöhe. Zahlreiche Kredite sind an diese Daten geknüpft. Gebildet werden sie aus wenig kontrollierten Eingaben von einigen Kreditinstituten.
Zahlreiche Behörden in der ganzen Welt ermitteln inzwischen wegen Betrugsverdachts. Dabei scheint der Libor-Skandal nur der Anfang zu sein. Inzwischen gibt es wegen möglicher Betrügereien auch bei anderen wichtigen Finanzdaten Untersuchungen – von Devisenkursen bis zu den Preisen von Gold und Silber. Im Visier haben die Ermittler dabei auch die Deutsche Bank. (awp/mc/ps)