Schweizer Banken wehren sich gegen neue Madoff-Klagenflut
Nachspiel des Milliardenbetrugs Bernard Madoffs auch für Schweizer Banken noch nicht ausgestanden.
Zürich/Genf/New York – Die Waadtländer Kantonalbank (BCV) und die Genfer Privatbank Lombard Odier weisen eine Mitschuld am Finanzdesaster des US-Milliardenbetrügers Bernard Madoff erneut von sich. Sie reagieren damit auf eine neue Klagenflut aus New York.
Der Liquidator der Investmentfirmen des Anlagebetrügers Madoff, Irving Picard, hatte am Mittwoch eine Vielzahl neuer Klagen gegen Finanzinstitute in aller Welt eingereicht. Von den neuen Klagen betroffen ist neben Lombard Odier und der Waadtländer Kantonalbank mit EFG International auch eine dritte Bank in der Schweiz. Picard schreibt in seiner Anklageschrift, dass Madoff über Konten dieser Institute so genannte Feeder Fonds betrieben habe, die von den Kunden gespiesen wurden. Picards Auftrag ist mit der Abwicklung der Ansprüche zahlreicher Opfer vor allem in den USA, die durch Madoffs betrügerisches Anlagesystem Geld verloren haben.
Picard fordert nun, von der EFG Bank 354,9 Mio USD einzuziehen. Bei Lombard Odier macht er 179,4 Mio aus, bei der Waadtländer Kantonalbank (BCV) rund 10 Mio. Da die Banken mit Madoffs Fonds Fairfield Sentry eine Erklärung unterzeichnet hätten, die die USA als Rechtsstand festlegt, müssten sie sich der Klage stellen, schreibt Picard in der Anklage.
Genfer wehren sich juristisch
Die Waadtländer Kantonalbank reagierte am Donnerstag mit einer Mitteilung und betonte, sie habe direkt mit den Einzahlungen auf die fraglichen Konten nichts zu tun gehabt. Die Strategie und Vorgehensweise Picards bezeichnet die Staatsbank als «anfechtbar»: Sie sei schon mehrfach juristisch angeeckt, hiess es aus Lausanne. Auch Lombard Odier unterstrich am Donnerstag, das Institut habe nie Madoff-Fonds und auch keine Feeder-Fonds empfohlen. Investitionen über fragliche Konten der Genfer Bank seien von den Kunden selbst oder von externen Vermögensverwaltern getätigt worden, wiederholte die Bank einmal mehr.
Lombard Odier kündigte an, sich juristisch zu wehren. Die EFG Bank in Zürich lehnte jeglichen Kommentar zum Rechtsstreit ab.
Auch UBS, CS und Bär im Visier
Die drei Banken sind nicht die ersten Schweizer Finanzinstitute, die der Madoff-Liquidator ins Visier nimmt. Im Dezember wurden Klagen gegen die Credit Suisse und die Bank Julius Bär eingereicht. Und auch bei der UBS versucht Picard Geld einzutreiben – in erster Instanz hat eine Richterin sein Begehren allerdings abgelehnt.
Milliarden-Betrüger
Bernard Madoff war 2008 festgenommen worden, nachdem er über Jahre hinweg tausende Anleger um geschätzte 65 Mrd USD betrogen hatte. 2009 wurde Madoff zu 150 Jahren Haft verurteilt. Im Prozess gestand er, die ihm anvertrauten Summen nie angelegt zu haben. (awp/mc/upd/ps)