MainFirst: Hidden Champions bieten versteckte Chancen nach DAX-Hoch
Trotz DAX-Höchstständen: Viele Anleger misstrauen der Stimmung und investieren lieber in grosse Konzerne. Nebenwerte hinken dem DAX hinterher – noch, denn in den vielen mittelständischen Unternehmen steckt grosses Potenzial. Wer die Hidden Champions identifiziert, kann Investment-Chancen nutzen.
von Alexander Dominicus, Fondsmanager bei Mainfirst
Deutsche Aktien sind in diesem Jahr wieder in den Fokus der Anleger gerückt. Dabei konzentrieren sich die Investoren zunächst oft auf die Standardwerte. Das ist seit dem Krieg in der Ukraine so. Im Zuge dieser Entwicklung haben die Konzerne im Dax dieses Jahr um rund 15 Prozent zugelegt. Die Nebenwerte haben deutlich weniger Kursgewinne verzeichnet.
In der aktuellen Situation hinken die Nebenwerte der Entwicklung an den Börsen noch hinterher. Das ist aber nicht ungewöhnlich. Nebenwerte werden für Investoren dann wieder interessant, wenn sich die Rallye gefestigt hat.
Noch trauen einige Investoren der Marktentwicklung der letzten Monate nicht. Sie lassen sich weder vom neuen Allzeithoch, welches der DAX im Juli 2023 mit 16’529 Punkten erreichte, noch von der Entwicklung von rund 15 Prozent seit Anfang des Jahres blenden. Sie bevorzugen Blue-Chip-Werte gegenüber Nebenwerten. Sie fühlen sich damit wohler und wollen sich die Flexibilität erhalten, kurzfristig auf Marktveränderungen mit Verkäufen reagieren zu können.
USU, KSB, Sixt: Hidden Champions mit Potenzial
Tatsache ist: klein- und mittelgrosskapitalisierte Unternehmen bilden das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Deutschland ist das Land der Ingenieure und verfügt über zahlreiche Hidden Champions in der Industrie, besondere im Maschinenbau. Die Produkte dieser Unternehmen gehören oft zur internationalen Spitzenklasse. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Automatisierung von Produktionsprozessen.
Auch ist der Mittelstand weiterhin stark von Familienunternehmen geprägt. Diese Firmen denken meistens besonders langfristig und stellen sicher, dass ihre Unternehmen sich stetig weiterentwickeln und innovativ bleiben. So ist zum Beispiel bei KSB und Sixt weiterhin die Familie im Aktionärskreis engagiert.
Langfristig interessant ist auch der Technologiesektor. Auch hier gibt es in Deutschland viele Unternehmen aus der «zweiten Reihe», wie beispielsweise IT-Dienstleister oder Softwareunternehmen, welche die Digitalisierung des Mittestlandes vorantreiben. Eines davon ist USU, mit Sitz in Möglingen in Baden-Württemberg. Es bietet Softwarelösungen für IT- und Kundenmanagement an.
Während es für grosse Unternehmen schwierig ist, Marktanteile zu gewinnen, können die kleinen Unternehmen noch aus eigener Kraft wachsen. Einige mittelständische Unternehmen in Deutschlandkonnten in den letzten Monaten ihre Umsätze sogar prozentual zweistellig steigern, während das Wirtschaftswachstum in Deutschland leicht negativ war.
Kleinere Unternehmen, die oft noch familiengeführt sind, stellen für Investoren grundsätzlich kein höheres Risiko dar als die grossen Konzerne. Das hat auch der Fall der Credit Suisse vor wenigen Wochen gezeigt.
Auf die Auswahl kommt es an
Das Risiko kleinerer Unternehmen liegt weniger in der Kursbewegung der Aktien als vielmehr im Unternehmen und seinem Geschäftsmodell, weshalb eine fundamentale Analyse dieser Unternehmen von entscheidender Bedeutung ist. Insbesondere ist zu prüfen, wie anfällig die Umsätze der Firma zum Beispiel bei einer Konjunkturschwäche sind. Auch die Bilanzqualität spielt bei der Beurteilung eine grosse Rolle.
Gesucht werden Unternehmen, die aus eigener Kraft wachsen können, zum Beispiel durch Marktanteilsgewinne oder Effizienzsteigerungen. Ein weiteres entscheidendes Kriterium bei der Analyse ist die Bewertung der Firma und die Qualität des Managements. Wir suchen dabei nach konservativen und verlässlichen Führungskräften. Je kleiner das Unternehmen, desto wichtiger ist das Management. Während grosse Unternehmen häufig von der Entwicklung der jeweiligen Märkte und Branchen abhängig sind, kann ein gutes Management in einem kleinen Unternehmen viel mehr bewegen. Daher ist dieser Aspekt für uns bei der Aktienauswahl von zentraler Bedeutung. Wir bevorzugen Familienunternehmen. Bei ihnen liegt der Fokus nicht auf den nächsten Quartalszahlen. Sie denken langfristiger und berücksichtigen auch künftige Generationen. Das Management identifiziert sich stärker mit dem Unternehmen, da es auch mit eigenem Geld investiert ist. Das unterscheidet sie von angestellten Managern im Grosskonzernen.
Wer in solche Unternehmen investiert, kann bei einem langfristigen Zeithorizont von drei bis fünf Jahren vielversprechende Renditen erzielen. Zudem sollte man bei Kursschwankungen nicht die Nerven verlieren, denn langfristig sind wir davon überzeugt, dass die Kurse den Fundamentaldaten folgen und das Wachstum der Unternehmen auch entsprechend reflektieren. (MainFirst/mc)