Marc Ziegler, CEO Auto AG, im Interview
von Bob Buchheit
Moneycab.com, Herr Ziegler, seit zwei Jahren gehört die Autovermietung Rentir AG zur Auto AG Group. Wie hat sie sich entwickelt? Bleibt es bei den 70 Fahrzeugen an acht Standorten?
Marc Ziegler: Die Rentir AG dient als operative Einheit für das Mietgeschäft an allen unseren acht Truck-Standorten. Das Geschäft ist in der Ostschweiz ist stabil, an den anderen Standorten unserer Truck-Gesellschaften wollen wir mit Rentir wachsen.
Ihre Autovermietung operiert auch in Schaan/Liechtenstein. Ändert das für die Auto AG als Schweizer Firma irgendetwas an den administrativen Abläufen?
Nein, das ändert an den Abläufen, die wir als Schweizer Firma haben, nichts.
Man kann bei Rentir neben Lieferwagen auch Busse und Kühlwagen mieten. Wer mietet denn letztere?
Unser Angebot bei Rentir soll sich primär an unsere bestehenden Nutzfahrzeug-Kunden, die Zusatzkapazitäten für ihr Transportgeschäft benötigen, richten. Aus diesem Grund setzen wir vor allem auf Fahrzeuge, die diesem Bedürfnis entsprechen.
Die Auto AG gibt es in der Deutschschweiz und dem Tessin. Haben Sie keine Ambitionen in der Romandie?
Zurzeit haben wir keine Pläne, in die Romandie zu expandieren. Der Markt ist aber im Umbruch, und gute Gelegenheiten werden wir sicher ausführlich prüfen.
«Zurzeit haben wir noch keine Pläne, in die Romandie zu expandieren.»
Marc Ziegler, CEO Auto AG
Die GESER Fahrzeugbau AG ist Ihre Division für den massgeschneiderten Fahrzeugbau. Mit welcher Aufbaulösung macht sie das meiste Geschäft?
Geser ist der Spezialist für Transportlösungen im Bereich Lebensmittel- und Kühlfahrzeuge. Daher bauen wir viele Lösungen im Bereich Kühlfahrzeuge.
Mit einem Konfigurator können Auf- und Umbauten online erstellt werden. Wie viele solcher Massschneiderlösungen erstellt Geser denn pro Jahr?
Der Konfigurator ist dafür gedacht, dass man kleine Aufbauten bis 3,5 Tonnen für alle bekannten Nutzfahrzeugmarken konfiguriert. Aktuell sind das Kofferaufbauten und Brücke. Wir planen aber den Ausbau des Konfigurators mit weiteren Aufbauarten und auch für weitere Nutzfahrzeugmarken. Wir stellen pro Jahr über 100 Koffer- und Brückenaufbauten für leichte Nutzfahrzeuge her.
«Das Wachstum wird aus dem nicht konzessionierten Bereich der Personentransporte kommen.»
Ihre Transportleistungen im öffentlichen Nahverkehr nördlich von Luzern generieren seit vielen Jahren konstant gut 17 Millionen Umsatz pro Jahr. Gibt es da vielleicht eine zusätzliche Geschäftsidee zusätzlich zum privaten Busbetrieb?
Im konzessionierten, also subventionierten Personenverkehr ist ein Wachstum nicht einfach möglich. Konzessionen werden im Busbetrieb jeweils für zehn Jahre vergeben, und Ausschreibungen von Linien sind recht selten. Trotz diverser politischer Diskussionen im Bereich Subventionen des öffentlichen Verkehrs kam es 2018 und bisher auch 2019 nicht zu mehr Ausschreibungen als in der Vergangenheit. Im konzessionierten Personenverkehr sind wir vom Besteller, also vom Kanton und Bund, dazu verpflichtet, unsere Kosten laufend zu optimieren und die gleiche Leistung günstiger zu erbringen. Wir planen aber auch im Bereich Personenverkehr zu wachsen. Das Wachstum wird aber aus dem nicht konzessionierten Bereich der Personentransporte kommen, in welchem wir auch bereits 2018 gewachsen sind.
Übernahmebedingt stieg der Umsatz 2017 bereits deutlich über die 100 Millionen-Marke. Im gerade abgerechneten Geschäftsjahr 2018 wuchsen Sie organisch sogar um 5,9 Prozent. Wird es nach Jahren des starken Wachstums nun etwas ruhiger?
Umsatzwachstum ist nicht unser einziges Ziel. Die Nutzfahrzeugbranche sowie auch die Pkw-Branche kämpfen seit Jahren mit sinkenden Erlösen im Fahrzeughandel. Das bekommen auch wir in der Marge zu spüren. Unser Gewinn soll 2019 zweistellig wachsen. Auch im Umsatz wollen wir zulegen.
Sie wollen in den nächsten Jahren die Umsatzrentabilität verdoppeln. Wird das vor allem durch das Werkstattgeschäft geschehen, das ja letztes Jahr am stärksten zulegte?
Mir ist es wichtig, dass wir unsere Abläufe und Prozesse optimieren und die Marge in allen Bereichen steigern. Das Werkstattgeschäft ist sicher einer der Treiber unseres Geschäfts, wir müssen aber auch im Fahrzeughandel optimieren. Der Ausbau unseres Immobiliengeschäfts sowie des nicht konzessionierten Personenverkehrs werden auch dazu beitragen, dass wir unsere Umsatzrentabilität bis in 5 Jahren auf 4,5 Prozent steigern.
Wieso wuchs im Werkstattgeschäft auch noch der Umsatz mit Ersatzteilen überproportional stark?
Der Anteil Ersatzteile pro erbrachte Arbeitsstunde ist im 2018 effektiv angestiegen. In einigen Bereichen besteht die Tendenz, mehr Komponenten zu ersetzen statt zeitlich aufwändige Reparaturen zu machen.
Wie hoch schätzen Sie zahlenmässig das Synergiepotential ein, das sich durch die erfolgte vollständige Integration der Nater-Betriebe in Auto AG Truck ergibt?
Einige Aufgaben im Bereich der Integration von Nater haben wir im 2019 noch zu erledigen. IT-mässig arbeiten die drei ehemaligen Nater-Betriebe noch auf einem anderen Werkstattsystem. Ansonsten haben wir nun vollständig integriert. Die Synergien entstanden vor allem im Management, HR, IT, Finanz und Marketing und belaufen sich sicher auf 0,5 Millionen Franken pro Jahr. Durch den Kauf der Nater-Betriebe schreiben wir allerdings bis 2021 auch noch jährlich einen Goodwill von einer halben Million ab.
«Nutzlast, Reichweite und Umweltbelastung stehen bei Diesel in einem guten Verhältnis, auch wenn das politisch teilweise anders dargestellt wird.»
Bei schweren Nutzfahrzeugen geht es nicht ohne Diesel. Bei den leichten wollen sie einen Elektro-LKW einführen. Können Sie uns verraten welchen?
Bei den schweren Nutzfahrzeugen wird Diesel noch lange die erste Wahl bleiben. Nutzlast, Reichweite und Umweltbelastung stehen bei Diesel in einem guten Verhältnis, auch wenn das politisch teilweise anders dargestellt wird. Moderne Euro 6d – Dieselmotoren sind nicht die Dreckschleudern, für die Dieselfahrzeuge manchmal gehalten werden. Wir werden das Elektro-Nutzfahrzeug Maxus EV 80 von SAIC in die Schweiz bringen. Aktuell läuft die Typenprüfung. Wir sind sicher, dass dieses Fahrzeug eine spannende Alternative für viele Anwendungsbereiche darstellt.
Zum Gesprächspartner :
Marc Ziegler (46) wohnt in Büttikon AG, ist verheiratet und Vater einer Tochter. Seit 1. Mai 2018 ist er CEO der Auto AG Group. Der studierte Betriebsökonom war zuvor 17 Jahre für den Business Software-Anbieter SAGE tätig, zuletzt als Geschäftsführer von SAGE Schweiz.
Zum Unternehmen:
Die Auto AG Group wurde 1918 als Automobil-Gesellschaft Emmenbrücke-Münster gegründet. Mit dem 2013 in Rothenburg / LU eröffneten Nutzfahrzeugcenter hat das Unternehmen einen neuen Hauptsitz bezogen. Das Unternehmen umfasst mehrere Tochtergesellschaften, welche an neun Standorten in der Schweiz im Bereich Vertrieb und Reparatur von Nutzfahrzeugen der Marken MAN, Iveco und Fiat Professional tätig sind. Die Firma GESER Fahrzeugbau AG ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Auto AG Group und spezialisiert im Bereich Chassis-Modifikationen, Brücken-, Koffer- und Kühlaufbauten. Ausserdem gehört die Auto AG Rothenburg zur Gruppe, welche im Marktgebiet Luzern Nord mehrere Regional- und Ortsbuslinien betreibt sowie die Autovermietung Rentir AG. Im Jubiläumsjahr 2018 erwirtschaftete die Gruppe 121,2 Mio. CHF Umsatz und verkaufte rund 1802 Fahrzeuge. Die im otc-Markt gehandelte Aktie zahlt seit vielen Jahren regelmässig attraktive Dividenden.
Zusätzliche Informationen zur Auto AG wie
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