von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Brütsch, wie weit spielt Ihnen die Holzknappheit in die Karten?
Markus Brütsch: Die Nachfrage nach zertifiziertem Tropenholz ist auch in normalen Zeiten hoch, da es nur wenige Anbieter gibt, die in der nachhaltigen Naturwaldbewirtschaftung tätig sind. Meist handelt es sich um Aufforstungen, die jedoch in Bezug auf die Nachhaltigkeit – speziell hinsichtlich Biodiversität – nicht vergleichbar sind. Die Preise sind im Zuge der Beschaffungsschwierigkeiten auch beim Tropenholz gestiegen, jedoch nicht so stark wie bei den europäischen Hölzern.
Aber spüren Sie denn nichts im Auftragsbuch?
Wir werden den Effekt daraus vor allem im zweiten Halbjahr spüren, da die Auftragsbücher zu Beginn des Jahres noch voll waren und die Bestellungen im ersten Halbjahr mit «alten» Preisen zur Auslieferung kamen. Die Käufer leiden zusätzlich wegen der sehr stark angestiegenen Transportkosten. Die Frachtpreise haben sich zwischenzeitlich vervierfacht, und diese Situation wird sich voraussichtlich erst im ersten Halbjahr 2022 normalisieren.
Glauben Sie, dass die Explosion der Holzpreise bei den Endkonsumenten einen forcierten Gesinnungswandel mit sich bringt?
Es sind ja nicht nur die Holzpreise, sondern auch andere Werkstoffe im Bausektor stark angestiegen. Aber wir glauben, dass die Nachfrage nach Holz noch stärker zunehmen wird. Ökologisches Bauen – speziell mit Bezug auf die Kohlenstoff-Thematik – ist zu Recht im Trend. Der nachwachsende Rohstoff, der Kohlenstoff bindet und die Verarbeitung der Hölzer, die eine Verlängerung der Kohlenstoffbindung bedeutet, bringen klare Vorteile gegenüber anderen Werkstoffen. Hier wird die nachhaltige Forstwirtschaft nebst den Aufforstungen eine wichtige Rolle spielen.
«Wir glauben, dass die Nachfrage nach Holz noch stärker zunehmen wird. Ökologisches Bauen – speziell mit Bezug auf die Kohlenstoff-Thematik – ist zu Recht im Trend.»
Markus Brütsch, CEO Precious Woods
Worauf waren die Transportschwierigkeiten in den Urwäldern von Gabun und Brasilien zurückzuführen?
In Brasilien waren es keine Transportschwierigkeiten, sondern die zu spät erhaltene Bewilligung für die zweite Ernteregion und dann die einsetzende Regenzeit, die es uns nicht erlaubte, das Rundholz aus dem Wald ins Sägewerk zu bringen. Die Auslieferungen unseres Schnittholzes war davon nicht betroffen, jedoch mussten wir die Unterhaltsarbeiten im Sägewerk mangels Rundholzes vorziehen.
In Gabun spielten verschiedene Faktoren eine Rolle: nebst der zu geringen Verfügbarkeit von Containern behinderten uns die schlechten Strassenzustände und der Mangel an Rollmaterial auf der Schiene, letzteres speziell im Rundholzverkauf für die Furnierwerke in Libreville.
In Brasilien hat sich der Wechselkurs vorteilhaft für Precious Woods entwickelt. Wird das wohl so bleiben?
Da wir mehrheitlich im Exportgeschäft tätig sind und die Verkäufe in EUR oder USD getätigt werden, hatten wir in der Tat Vorteile wegen des schwächeren Reals. Allerdings sind auch die Preise im Beschaffungsmarkt deshalb stark angestiegen. Ebenfalls stieg die Inflationsrate, jedoch blieb der Nettoeffekt positiv. Wir können selbstverständlich nicht davon ausgehen, dass die Situation so bleiben wird, und wir weiterhin bei PW Amazon eine EBITDA-Marge von mehr als 40% erreichen. Eine normalisierte Marge zwischen 20% und 30% ist jedoch realistisch.
Die gesamte EBITDA-Marge stieg im ersten Halbjahr sogar auf 20 Prozent. Ein toller Wert. Wie werden Sie ihn da oben stabilisieren?
Mit dem hervorragenden Ergebnis aus Brasilien und der noch zurückhaltenden Marge aus Gabun (15%) erreichten wir die Marge, die wir vor rund 3 Jahren in Aussicht stellten. Gabun erreichte das Ziel von 25% nicht, weil die Auslieferungen und somit die Margen nicht planmässig realisiert werden konnten. Ebenfalls lieferte das neue Sägewerk noch nicht die gewünschte Performance, da es zu Verzögerungen bei der Inbetriebnahme kam. Das Sorgenkind «Furnierproduktion» konnten wir durch eine Partnerschaft im vergangenen Jahr bereinigen und somit den Cash-Drain stoppen. Die Forstwirtschaft und die Sägewerke arbeiten profitabel und somit sind die Voraussetzungen gegeben, dass wir auf gutem Niveau abschliessen können.
«Mit dem hervorragenden Ergebnis aus Brasilien und der noch zurückhaltenden Marge aus Gabun (15%) erreichten wir die Marge, die wir vor rund 3 Jahren in Aussicht stellten.»
Brasilien trug im H1 mehr zum guten Betriebsergebnis bei. Wann schliesst Gabun auf?
Gabun hat noch nicht das Niveau der Vergangenheit erreicht. Im zweiten Halbjahr 2021 erwarten wir bereits eine bessere Performance und ab 2022 sollten dann die Zielwerte wieder erreicht werden. Die Investitionen in den letzten zwei Jahren werden sich in einer höheren Produktivität und Rentabilität niederschlagen.
Gabun macht zwei Drittel des Umsatzes aus. Läuft dort jetzt die Holzverschiffung planmässig?
Nein, da immer noch zu wenige Container zur Verfügung stehen und die Kapazitäten auf den Schiffen limitiert sind, läuft es noch nicht planmässig. Wir erwarten aber keine weitere Kapitalbindung aus diesem Umstand.
Wie werden Sie das Working Capital, welches mit mehr als einem Drittel des Jahresumsatzes deutlich zu hoch liegt, zurückbinden?
Der Juni war ein umsatzstarker Monat und deshalb die Debitorenbestände hoch. Dies bereinigt sich automatisch. Sorgen bereiten uns die Lagerbestände beim Schnitt- und vor allem beim Rundholz in Gabun. In den Monaten Juli und August konnten wir die Schnittholzmengen stark reduzieren, also ausliefern. Beim Rundholz besteht weiterhin das grosse Problem der fehlenden Schienenkapazität, was wir nun mit zusätzlichen Lastwagentransporten zu reduzieren versuchen. Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass sich ein normaler Working Capital Bestand per Jahresende zeigen wird. Jedoch wird er deutlich unter dem Halbjahresbestand sein.
Precious Woods hat Ende Mai 2021 100 % der Anteile an der BK Energia Ltda. in Brasilien übernommen. Ist PW jetzt ein Versorger?
Bis 2012 hielt Precious Woods 80% an BK Energia und musste in der Folge von Finanzierungsschwierigkeiten 40% verkaufen. Wir haben die 60% des Co-Investors Ende Mai 2021 übernommen, um den weiteren Ausbau nach unseren Anforderungen voranzutreiben. Wir versorgen nicht nur unseren Betrieb mit Elektrizität aus der Verbrennung von Biomasse, sondern decken auch rund 50% des Energiebedarfes der nahegelegenen Stadt Itacoatiara. Mit der Vergrösserung der zu bearbeitenden Waldflächen durch Zukauf von Konzessionen, beabsichtigen wir die Verdoppelung der Sägewerkskapazität, was ebenfalls mehr Biomasse mit sich bringen wird. Deshalb wäre eine Folgeinvestition im Ausbau des Energiewerkes ebenfalls notwendig.
Nachdem die Investitionen im H1 um zwei Drittel zurückgefahren wurden: Welche Investitionsprojekte zur Produktivitätssteigerung sowie strategische Wachstumsprojekte sind für nächstes Jahr geplant?
In Brasilien sind Ersatzinvestitionen im Sägewerk als Vorlauf für die Kapazitätserweiterung bereits 2022 geplant. In Gabun und Brasilien starten wir Projekte in der Weiterverarbeitung von Schnittholz. Die Wertschöpfungstiefe können und wollen wir ausbauen, um von höheren Margen profitieren zu können. In Gabun planen wir die Inbetriebnahme eines Biomassenkraftwerkes um auch hier nicht weiter von Dieselgeneratoren abhängig zu sein und wenigstens teilweise die Biomasse sinnvoll verwerten zu können.
«In Gabun und Brasilien starten wir 2022 Projekte in der Weiterverarbeitung von Schnittholz.»
Stehen schon die Rahmenbedingungen für die neue Anleihe im 4. Quartal 2021?
Die Rahmenbedingungen haben wir im Verwaltungsrat noch nicht fixiert. Fest steht nur, dass es keine handelbaren Titel geben wird und wir die Anleihe selbst verwalten, wie es andere Firmen ebenfalls tun. Wir wollen damit eine Verminderung der Fremdkapitalkosten erreichen. Die ist bedingt durch die schwierige Vergangenheit noch viel zu hoch.
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