Markus Hasler, CEO Zermatt Bergbahnen AG, im Interview

Markus Hasler, CEO Zermatt Bergbahnen AG, im Interview
Markus Hasler, CEO Zermatt Bergbahnen AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Hasler, bald werden sich die Investitionen seit Gründung der Zermatt Bergbahnen AG im 2002 auf eine halbe Milliarde Franken summiert haben. Welches ist die nächste Grossinvestition, das Alpine Crossing?

Markus Hasler: Die nächste grosse Investition ist die Verbindung zwischen der italienischen Grenze (Testa Grigia) und dem Klein Matterhorn als Bestandteil des «alpine crossing». Wir rechnen hier mit Kosten von 30 Millionen Franken. Weiter sollte 2020 die durch eine Lawine zerstörte Anlage Kumme ersetzt werden.

Zermatt baut auch eine FIS-Piste. Müssen Sie die Kosten alleine tragen?

Die FIS-Piste im Gornergratgebiet soll in erster Linie das Angebot für unsere Gäste umfassend verbessern. Dass die geplante Piste das Format einer FIS-Abfahrtspiste für Männer hat, ist ein Zusatznutzen bei einer eventuellen zukünftigen Organisation von Weltcup-Rennen. Da es sich um eine Piste für unsere Gäste handelt, gehen die Kosten zu 100% zu Lasten der Bergbahnen. Zusätzliche notwendige Ausbauten für den Weltcup im Bereich Pistensicherheit hätte der Organisator zu tragen.

«Die aktuellen Konditionen werden tatsächlich zu einer weiteren Verbesserung der Finanzierungskosten führen.»
Markus Hasler, CEO Zermatt Bergbahnen AG

Die Finanzierungskosten der Zermatt Bergbahnen AG liegen bei rund 1,75 Prozent. Lassen sie sich im jetzt noch einmal rekordtiefen Zinsumfeld vielleicht sogar noch weiter verbessern?

Die Finanzierungskosten sind trotz einer intensiven Investitionstätigkeit in den letzten Jahren stetig gesunken. Dies konnte durch die dauernde Neuplatzierung von Verbindlichkeiten erreicht werden. In nächster Zeit werden noch einige Kredite mit langer Laufzeit fällig, welche vor der aktuellen Tiefzinsphase abgeschlossen worden sind. Die aktuellen Konditionen werden tatsächlich zu einer weiteren Verbesserung der Finanzierungskosten führen.

Die Kabinen der neuen 3-S-Bahn aufs Klein Matterhorn wurden von Pininfarina designt. Was bringt Design am Berg?

Eine Bahnfahrt soll heute, vor allem im Ausflugsverkehr, nicht mehr nur Mittel zum Zweck sein, von A nach B zu gelangen. Die Bahnfahrt soll ein Erlebnis sein. Ein ansprechendes Design kann dabei genauso den Erlebniswert steigern wie Glasböden in den Gondeln, Lederpolsterung und mit Swarovski-Kristallen besetzte Fensterteile.

Rund ums Matterhorn geht es nicht nur bergauf. Es gab in den letzten Jahren auch viele Stollen- und Tunnelbauten. Mit welchen Baufirmen arbeiten Sie da zusammen?

Wir arbeiten mit Baufirmen zusammen, die über das notwendige Knowhow und Erfahrungen für Arbeiten im Hochgebirge verfügen. Dabei handelt es sich um die Bauunternehmung Imboden AG aus Visp und die auf Fels- und Tiefbau spezialisierte Firma Gasser Felstechnik AG aus Lungern.

«Eine Bahnfahrt soll heute, vor allem im Ausflugsverkehr, nicht mehr nur Mittel zum Zweck sein, von A nach B zu gelangen.»

Ein Viertel Ihres Umsatzes entfällt auf das Sommergeschäft. Das ist für gemischte Destinationen ein Spitzenwert. Lässt sich da überhaupt noch mehr herausholen?

Die Zermatt Bergbahnen AG hat sich das strategische Ziel gesetzt, das Sommergeschäft weiter zu stärken. Die Steigerungsraten im Ausflugsverkehr der letzten Sommerhalbjahre zeigen, welches Potential vorhanden ist. Vor allem Gäste aus den asiatischen Märkten sind die Basis für grosse Steigerungsraten.

«Die Steigerungsraten im Ausflugsverkehr der letzten Sommerhalbjahre zeigen, welches Potential vorhanden ist.»

Im letzen Geschäftsjahr mussten sie Schnee entfernen. Ein in Zeiten des Klimawandels ungewöhnliches Luxusproblem. Wie lässt sich der Winter 2018/2019 an?

Die Destination Zermatt und die Bergbahnen sind sehr gut in den Winter 2018/2019 gestartet. Dank nahezu flächendeckenden Beschneiungsanlagen und Naturschnee konnte bereits Anfang Dezember 2018 die gesamte Pistenfläche den Gästen zur Verfügung gestellt werden. Auch in Italien liegt ausreichend Schnee. Winter mit eher wenig Schnee sind für Zermatt von Vorteil. Die Schneemassen des letzten Winters hatten Auswirkungen auf die Erreichbarkeit von Zermatt und verursachten auch Schäden an der Infrastruktur.

Im Kampf um die Touristen überbieten sich die Schweizer Seilbahnunternehmen mit «Gags». Wie läuft bei Ihnen denn das «Fondue am Seil»?

«Fondue am Seil» ist ein von den Gästen sehr geschätztes, ergänzendes Angebot. Die zwei bis drei Anlässe dieser Art sind sehr gut gebucht.

Online- und Verbundtickets verbessern die Planungssicherheit des Cashflows bei den Bergbahnen, bleiben aber eine Gratwanderung, da sie zu Rabattschlachten führen können. Wie spitz wird bei den Zermatt Bergbahnen da gerechnet?

Für uns ist der internationale Ticketverbund mit Italien (Cervinia/Valtournenche) von sehr grosser Bedeutung, was auch für unsere italienischen Partner gilt. Rund die Hälfte unserer Gäste profitiert vom Angebot eines internationalen Tickets. Andere Verbundtickets sind für Zermatt von sehr geringer Bedeutung. An Rabattschlachten beteiligen sich die Zermatt Bergbahnen nicht. Wir bieten ein gutes Produkt zu einem fairen Preis.

«Wir praktizieren das dynamische Pricing vorsichtig und in eher kleinen Schritten.»

Wo liegen für Sie die Grenzen dynamischer Preismodelle?

Grundsätzlich muss sich jeder Anbieter eines dynamischen Preismodells die Grenzen selbst setzen. Die Nachfrage und die Reaktion der Gäste wird ihm Recht geben oder nach Korrekturen verlangen. Wir praktizieren das dynamische Pricing vorsichtig und in eher kleinen Schritten.

Der Cashflow von rund 30 Millionen erlaubt Ihnen die Verwirklichung von so manchem Wintertraum oder Sommermärchen. Was wäre wünschenswert?

Bei der Zermatt Bergbahnen AG geht es nicht um die Verwirklichung von Träumen oder dem Streben nach der Erfüllung von Märchen. Die Strategie der Unternehmung verlangt eine klar definierte Weiterentwicklung der Produkte für den Winter und vor allem auch für den Sommer. Nur mit einem Cashflow, der grösser als 30 Millionen ist, können diese strategischen Ziele geplant und auch umgesetzt werden. Der erwirtschaftete Cashflow dient neben der Ausschüttung einer Dividende an die Aktionäre also ausschliesslich der unternehmerischen Weiterentwicklung betreffend Produkt und Qualität, zu Gunsten der Gäste und der Destination.

Zum Gesprächspartner:
Markus Hasler, geboren in Luzern, studierte in Bern Mathematik und Physik. Einhergehend mit einer Karriere in der Bündner Politik leitete er 12 Jahre die Bergbahnen Brigels-Waltensburg-Andiast. Seit knapp acht Jahren ist er als CEO für die Zermatt Bergbahnen AG tätig und somit verantwortlich für sämtliche operativen Aufgaben des Bergbahnunternehmens.

Zermatt Bergbahnen AG


Bildschirmfoto 2016-07-12 um 08.57.05
Zusätzliche Informationen zur Zermatt Bergbahnen AG FIRMA wie

  • aktueller Kurs
  • Kursverlauf
  • Unternehmensporträt
  • und vieles mehr

finden Sie bei der Zürcher Kantonalbank hier…


Schreibe einen Kommentar