Zürich – Die Pensionskassen darben: Auf die hohe Performance der Jahre 2019 bis 2021 von durchschnittlich plus 7,7 Prozent folgte im ersten Halbjahr 2022 ein Performanceeinbruch von 8,3 Prozent. Das zeigt der zweite Comparis-Vorsorgereport. «In unserem Pensionskassenvergleich fallen die dem Bund nahestehenden Stiftungen durch eine magere Performance auf», sagt der Comparis-Vorsorgeexperte Leo Hug.
2019 bis 2021 waren relativ einfache Jahre für Anleger. Die durchschnittliche Jahresperformance der Pensionskassen in der Schweiz lag bei 7,7 Prozent. Anders hingegen das sehr anspruchsvolle erste Halbjahr 2022: Das zeigt eine Comparis-Analyse von 76 Vorsorgestiftungen mit 495 Milliarden Franken verwaltetem Vermögen. Der Vergleich deckt rund 43 Prozent aller Gelder in der zweiten Säule ab. Von den im Comparis-Vergleich berücksichtigten 76 Vorsorgestiftungen haben bis Anfang August die Hälfte ihre Halbjahresperformance bekannt gegeben. Diese 38 Stiftungen verwalten über 30 Prozent der schweizerischen Pensionskassenanlagen.
Ein realistisches Bild über die tatsächlichen Qualitäten zeichnet sich erst unter Berücksichtigung der guten und der schwierigen Anlagephasen ab. Comparis hat darum die Performance der 38 Stiftungen mit publizierter Halbjahresperformance von 2019 bis Ende Juni 2022 verglichen.
«Auffallend ist, dass die Trendlinie der Korrelation von Vermögensverwaltungskosten (VV-Kosten) und Performance unter Berücksichtigung des ersten Halbjahres 2022 deutlich steiler ist als im Vergleich von 2019 bis Ende 2021. Höhere Vermögensverwaltungskosten zahlen sich demnach in schwierigeren Zeiten tendenziell aus», beobachtet Comparis-Vorsorgeexperte Leo Hug.
PTV-Pensionskasse und Alsa erzielen beste Performance über 3,5 Jahre
Die durchschnittliche Halbjahresperformance 1/2022 der 38 berücksichtigten Vorsorgestiftungen beträgt minus 8,3 Prozent. Über die ganze Periode von 2019 bis Mitte 2022 erzielten sie eine mittlere Performance von 4,2 Prozent.
Bestperformer über 3,5 Jahre ist die PTV-Pensionskasse der Technischen Verbände. Sie erzielte trotz tiefen VV-Kosten von 0,26 Prozent eine Durchschnittsperformance von 5,8 Prozent. Eine hervorragende Performance von 5,7 Prozent erzielte auch die in Rapperswil domizilierte Alsa-Pensionskasse (VV-Kosten 0,57 Prozent). «Trotz des sehr tiefen Rentneranteils von 13 Prozent ist Alsa nur durchschnittlich stark in Aktien investiert. Hingegen gehören ihr relativ hohe Immobilienbestände», so Hug.
Integral erzielt trotz sehr tiefen VV-Kosten überdurchschnittliche Performance
Die in der Vermögensverwaltung sehr teure Pensionskasse der Stadt Zürich erzielte im 3,5-Jahres-Schnitt immerhin noch überdurchschnittliche 4,9 Prozent. Die beim Anlegen sehr günstig arbeitende Integral-Stiftung liegt im 3,5-Jahres-Durchschnitt noch bei einer überdurchschnittlichen Performance von 4,6 Prozent. «Langfristig scheint sich die aggressive Aktienstrategie der Integral-Stiftung also auszuzahlen», vermutet der Comparis-Experte.
Auffallend im Vergleich einschliesslich des katastrophalen ersten Halbjahrs 2022 ist gemäss Comparis die relativ schwache Performance der Pensionskassen eidgenössischer bzw. staatsnaher Institutionen. Worstperformer war die Pensionskasse SBB mit mageren 1,4 Prozent. Sie hat – ähnlich wie jene der Post oder jene des Bundes – einen sehr hohen Rentneranteil von 45 Prozent und kann sich keine Strategie mit hohem Aktienanteil erlauben. (Comparis/mc)