Mehr Transparenz: Vatikanbank veröffentlicht erstmals seine Bilanz
Ernst von Freyberg, Chef der Vatikanbank IOR.
Rom – Premiere bei der von Skandalen geplagten Vatikanbank IOR: Erstmals hat das Institut seine Bilanz veröffentlicht. Im vergangenen Jahr vervierfachte das Geldhaus seinen Gewinn auf 86,6 Millionen Euro, wie aus dem Jahresabschluss hervorgeht. Die enorme Steigerung zum Vorjahr hänge mit der Entwicklung bei Staatsanleihen zusammen, in die das IOR hauptsächlich investiert.
Von dem Gewinn im Jahr 2012 flossen 54,7 Millionen Euro in den Haushalt des Vatikans. Die Vatikanbank verwaltet ein Vermögen von 6,3 Milliarden Euro, das im Vergleich zum Vorjahr etwa gleichgeblieben ist. Die Kundenzahl hat sich um einige tausend auf rund 18.900 verringert, da inaktive Konten geschlossen wurden. Als Teil der neuen Transparenzoffensive werden seit Mai alle Kunden überprüft.
«Verschwörungstheorien» sollen aus der Welt geschafft werden
«Mit der Veröffentlichung unserer Bilanz kommen wir unserer Verpflichtung nach, Transparenz über unsere Aktivitäten herzustellen», sagte Bankchef Ernst von Freyberg, dessen Ziel es ist, das Istituto per le Opere di Religione IOR (Institut für die religiösen Werke) aus den Schlagzeilen zu bringen. «Wir gehen unseren Weg weiter», sagte er Radio Vatikan. Mit der Veröffentlichung der Bilanz will der 54-Jährige «Verschwörungstheorien aus der Welt» schaffen.
Kampf gegen Korruption, Skandale und Geldwäsche
Freyberg steht seit März 2013 an der Spitze der Vatikanbank und hat einen radikalen Kurs gegen Korruption, Skandale und Geldwäsche eingeschlagen, um den Ruf des Instituts zu verbessern. Zudem hatte Papst Franziskus im Juni eine Kommission ins Leben gerufen, die die Geschäfte des Instituts beobachten und bewerten soll.
Italienischen Medienberichten zufolge soll das Geldhaus wegen des Verdachts auf Geldwäsche die Konten von vier Botschaften geschlossen haben. Bei den Konten der Vertretungen der Länder Syrien, Iran, Irak und Indonesien seien hohe Bargeld-Summen abgehoben worden, berichtete der «Corriere della Sera». Das IOR wollte dies nicht kommentieren. (awp/mc/pg)