Washington – Die US-Notenbank Fed hat bekräftigt, dass eine Mehrheit im geldpolitischen Ausschuss FOMC von einer weiteren Zinsanhebung in diesem Jahr ausgeht. Allerdings ist diese Botschaft aus dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll zur Zinssitzung von Mitte September mit Vorsicht zu geniessen. Denn jüngste Äusserungen ranghoher Notenbanker deuten eher auf stabile Zinsen hin. Hintergrund sind die in den letzten Wochen deutlich gestiegenen Kapitalmarktzinsen in den USA.
In den vergangenen Tagen hatten mehrere Fed-Zentralbanker – darunter der Vizechef Philip Jefferson – die Auffassung vertreten, dass der deutliche Anstieg der Zinsen am Anleihemarkt den Kampf gegen die Inflation erleichtere. Seit der Fed-Sitzung vom 20. September sind die Renditen von US-Staatsanleihen kräftig gestiegen. Höhere Kapitalmarktzinsen schlagen sich zumeist in steigenden Kreditkosten und Einlagenzinsen nieder. Beides dämpft Konsum und Investitionen – und bremst damit die Wirtschaftsdynamik und auch die Inflation.
Wie aus dem Protokoll weiter hervorgeht, hat sich die geldpolitische Debatte in der Fed bereits im September verschoben. Da die Leitzinsen in der Nähe des Gipfels angekommen seien, sollte sich die Debatte weniger um die Frage nach der Höhe der Zinsen drehen, heisst es in der Mitschrift. Entscheidender sei die Frage, wie lange der Zins auf erhöhtem Niveau gehalten werden solle. Man sei sich einig gewesen, dass die Geldpolitik noch «einige Zeit» straff bleiben müsse – bis man zuversichtlich sein könne, dass die Inflation nachhaltig zurückgehe, heisst es dazu.
Auf ihrer September-Sitzung hatte die Fed ihre Leitzinsen nicht weiter angehoben und den weiteren Kurs weitgehend offen gelassen. Aus den Zinsprognosen der Notenbanker ging allerdings hervor, dass in diesem Jahr eine weitere Anhebung für möglich gehalten wird und der Zins im kommenden Jahr höher liegen dürfte als zuvor erwartet. An den Finanzmärkten wurde dies mit der Erwartung verbunden, dass die Fed ihre Leitzinsen für relativ lange Zeit hoch halten könnte, um der Inflation Herr zu werden.
Die Fed hat ihre Leitzinsen in den vergangenen eineinhalb Jahren elf Mal um insgesamt 5,25 Prozentpunkte angehoben. So stark und rasch wurde die US-Geldpolitik in den vergangenen Jahrzehnten nur selten gestrafft. Hintergrund ist die hohe Inflation, die im vergangenen Jahr bis auf gut neun Prozent gestiegen war. Mittlerweile liegt sie mit 3,7 Prozent deutlich niedriger, zuletzt hatte sie aber wieder etwas angezogen. Neue Preisdaten werden am Donnerstag veröffentlicht. (awp/mc/ps)