Als ob es nicht schon genug politische Unsicherheit gäbe, hat Theresa Mays Entscheidung, eine vorzeitige Parlamentswahl auszurufen, um Stabilität zu erzielen, genau das Gegenteil erreicht.
Das Wahlergebnis ist im Hinblick auf die Erwartungen, die noch vor einigen Wochen vorherrschten, sicherlich überraschend, aber es scheint in groben Zügen übereinzustimmen mit den Meinungsumfragen im Vorfeld der Wahl, die einen Anstieg der Labour-Befürworter auf Kosten der Konservativen signalisierten.
In diesem ganzen Trubel gibt es drei Aspekte, mit denen sich Anleger beschäftigen sollten: Erstens, was der Wahlausgang für die kurzfristigen Vermögenspreise bedeutet; zweitens, was er für die Brexit-Verhandlungen bedeutet; und drittens, was die längerfristigen Auswirkungen auf die Wirtschaft sein könnten.
Hinsichtlich der kurzfristigen Reaktion der Finanzmärkte ist die Volatilität den Weg des geringsten Widerstands gegangen. Das Pfund hat abgewertet, aber nur relativ geringfügig. Verglichen mit den letzten heftigen Währungsschwankungen ist das kaum merklich und vielleicht ein Zeichen für die rivalisierenden Emotionen erhöhter politischer Unsicherheit gegenüber der Wahrnehmung dass sich das Risiko eines „harten Brexits“ verringert haben könnte.
Geringfügige Bewegungen des britischen Pfund
Britische Staatsanleihen und Aktien sind bisher noch nicht richtig angelaufen, aber die Future-Märkte scheinen gelassen zu sein. Dem kann man nur schwer widersprechen, da der Ausblick für Inflation, Wachstum und Zinsen heute wahrscheinlich der gleiche ist wie gestern.
Aus Sicht der globalen Finanzmärkte ist die Wahl in Grossbritannien eine „kurzweilige Turbulenz“. Eine Ablenkung, deren Ausmass vermutlich sowohl durch die jüngsten Terrorattacken als auch durch das Muster der Referenden und Wahlen auf globaler Ebene verstärkt wurde. Mehr als einmal stimmten die Umfragewerte vor der Wahl nicht mit dem Wahlergebnis (und den Kursverläufen an den Märkten) überein.
Insgesamt werden die Märkte das Wahlergebnis, trotz des überraschenden Ausgangs, gelassen hinnehmen.
In Bezug auf die Brexit-Verhandlungen ist die Schlussfolgerung verlockend, dass ein „harter Brexit“ jetzt vom Tisch ist. Das ist wahrscheinlich falsch. Es können noch lange keine sinnvollen Rückschlüsse über die Ausgestaltung des Brexit-Deals oder die Entwicklung möglicher Handelsabkommen gezogen werden. Wie bei allen Verhandlungen müssen wahrscheinlich viele Extraschleifen gedreht werden, bis das Abkommen steht. Deshalb ist es völlig unangemessen, Rückschlüsse auf einen „harten“ oder „weichen“ Brexit zu ziehen, unter der Annahme, dass uns die jüngsten, uns zur Verfügung stehenden Informationen Aufschlüsse über das mögliche Ergebnis liefern – insbesondere, wenn sie den Standpunkt des Verhandlungspartners komplett vernachlässigen. (M&G/mc/ps)