Migros Bank 2016 mit rückläufigem Gewinn
Zürich – Die Migros Bank hat im vergangenen Geschäftsjahr 2016 im Zinsengeschäft sowie im Handelsgeschäft weniger eingenommen und muss einen Gewinnrückgang vermelden. Weiter verlangsamt hat sich das Wachstum im Hypothekargeschäft. In der Diskussion um eine Lockerung der Vergabekriterien für Hypotheken sprechen sich die Verantwortlichen der zur Migros-Gruppe gehörenden Bank für eine individuellere Herangehensweise aus.
Geprägt worden sei das Umfeld 2016 von der Tiefzinsphase – auch der kleine Anstieg der Renditen in der Folge der Trump-Wahl habe daran kaum etwas geändert habe, sagte Migros Bank-CEO Harald Nedwed am Dienstag an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Das Institut musste für 2016 einen Rückgang des Geschäftserfolgs um 7,5% auf 266,2 Mio CHF vermelden. Unter dem Strich resultierte ein um 5,2% tieferer Reingewinn von 214,6 Mio CHF.
Mehr Kredit-Wertberichtigungen
Das Zinsengeschäft wurde im vergangenen Geschäftsjahr von Wertberichtigungen für Kredite belastet, nachdem die Bank im Jahr davor unter dem Strich noch Kredit-Wertberichtigungen aufgelöst hatte. Der Netto-Zinserfolg blieb deshalb mit 446,4 Mio CHF um 3,0% hinter dem Vorjahr zurück. Angefallen seien die Wertberichtigungen im Firmenkundengeschäft, präzisierte der CEO auf eine entsprechende Frage.
Etwas besser als im Vorjahr lief das Kommissionsgeschäft, wo die Migros Bank das Ergebnis um 1,6% auf 89,2 Mio CHF verbessern konnte. Deutlich weniger verdiente das Institut im Handelsgeschäft (-14% auf 33,7 Mio). 2015 hatte allerdings die Aufgabe des Euro-Mindestkurses durch die SNB zu ausserordentlich vielen Fremdwährungstransaktionen geführt.
Gleichzeitig erhöhte sich auch der Geschäftsaufwand mit einem Plus um 1,0% auf 278,5 Mio CHF. Grund für den Kostenanstieg sei ein «Ausbau der Kernaktivitäten» gewesen, sagte Nedwed. Die Cost-Income-Ratio verschlechterte sich in der Folge leicht auf 47,2% (VJ 46,8%).
Flexiblere Hyptothekenvergabe
Die Bilanzsumme der Migros Bank erhöhte sich im vergangenen Jahr um 1,2% auf 42,8 Mrd CHF. Die Hypothekarforderungen wuchsen dabei noch um 1,9% auf 34,2 Mrd CHF nach einem Anstieg um 3,1% im Jahr davor. Offenbar hat die Migros Bank nicht mehr jede Finanzierung getätigt: «Wir halten den Markt in vielen Regionen für heiss», sagte Nedwed. Rückläufig entwickelten sich die Unternehmenskredite: Viele Firmen seien sehr liquide und beanspruchten ihre Kreditlinien nicht.
Bezüglich der Kriterien für die Vergabe von Hypothekarkrediten will sich die Migros Bank künftig flexibler zeigen: Bei der Tragbarkeitsberechnung wolle man stärker auf die individuelle Situation der einzelnen Kreditnehmer eingehen, sagte Nedwed. Kein Thema sei aber die Senkung des kalkulatorischen Zinssatzes zur Berechnung der Tragbarkeit; die Migros Bank setzt diesen bei 4,5% an.
Die Bank wolle mit den Massnahmen auch kein «Wachstumsziel» in ihrem Hypothekargeschäft erreichen, betonte der CEO. In den vergangenen Wochen hatten sich Vertreter von Raiffeisen für eine Senkung des kalkulatorischen Zinssatzes eingesetzt und damit eine Diskussion in der Branche angestossen.
Negativzinsen ausweiten
Nachdem die Migros Bank auf ihren Guthaben bei der SNB 2015 noch innerhalb der Freigrenze geblieben war, hat sie im vergangenen Jahr ebenfalls Strafzinsen bezahlt. Es handelte sich allerdings um eine Summe von «unter 1 Mio CHF». Die Migros Bank belastet ihrerseits Guthaben von mehr als 10 Mio CHF mit Negativzinsen. Im laufenden Jahr werde man eine Ausweitung der Negativzinsen prüfen, kündigte der CEO an. «Personen mit Guthaben von unter 1 Mio CHF wird das aber wohl nicht betreffen.»
Für das neue Geschäftsjahr 2017 gibt sich das Institut insgesamt zurückhaltend: Angesichts der anhaltenden Negativzinsen und des damit verbundenen Margendrucks werde das Geschäftsumfeld 2017 herausfordernd bleiben. Nicht zuletzt dank einer neuen Organisationsstruktur sieht sich die Bank aber gut aufgestellt. (awp/mc/upd/ps)