Mike Brooks, Aberdeen: Niemand kann die Zukunft vorhersagen

Mike Brooks, Leiter ‎Diversified Multi-Asset Strategies von Aberdeen Asset Management (Bild: Aberdeen)

Zürich – Im heutigen Umfeld ist es klug, wenn Investoren gleich einige Pferde ins Rennen schicken und ihre Risiken breit verteilen.  

Von Mike Brooks*

Letztes Jahr um diese Zeit waren nur sehr wenige Menschen der Ansicht, dass die Bevölkerung Grossbritanniens für einen Austritt aus der Europäischen Union stimmen oder Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden würde. In beiden Fällen hätten bei einer Wette beträchtliche Gewinne gewunken. Letztes Jahr hatte jedoch ein Gutes: Es hat uns noch einmal deutlich vor Augen geführt, dass niemand, ob nun Meinungsforscher oder Investor, wirklich in der Lage ist, zukünftige Ereignisse oder deren Auswirkungen auf die Märkte vorherzusehen. Selbst als diese beiden bedeutsamen Ereignisse eintraten, verlief es anders als erwartet: der Zusammenbruch blieb aus und die Aktienmärkte in den USA und im UK konnten sogar eine Rallye verzeichnen.

Auch Asien und Immobilien liefen anders
Auch die asiatischen Märkte haben sich ungeachtet gegenteiliger Erwartungen der Experten gut entwickelt. Diese sahen Anfang 2016 wachsende Probleme der chinesischen Wirtschaft voraus, was die Börse zu Jahresbeginn um rund 20 Prozent einbrechen liess. Bei den gewerblichen Immobilien, die während der vorhergehenden drei Jahre zu den favorisierten Assetklassen gehörten, zeigte sich eine leichte Abkühlung, da die Bewertungen weiter anstiegen und Anleger beim Gedanken an die Zeit nach dem Brexit nervös wurden.

Höhen und Tiefen ausgleichen
Nicht viele Anleger werden hier alles richtig gemacht haben. Beim Markt-Timing und der Einschätzung der Richtung, die die Märkte einschlagen werden, dauerhaft richtig zu liegen, ist nahezu unmöglich. Für die meisten Anleger ist es daher besser, in ein vielfältiges Portfolio von Aktien, Anleihen, Immobilien und alternativen Anlagen zu investieren oder sich ein solches Portfolio aufzubauen. Dieser Ansatz hat den Vorteil, dass Höhen und Tiefen ausgeglichen und die Renditen dadurch sehr viel beständiger werden. Und auch wenn ich eingangs darauf hinwies, wie schwierig es ist, zukünftige Entwicklungen mit Bestimmtheit vorherzusehen, gibt es doch ein paar Themen, bei denen ich sehr zuversichtlich bin, dass sie in den nächsten Monaten zum Tragen kommen.

Stimmung ist unberechenbar
Es ist zwar schwer vorherzusehen, welche Richtung die Märkte nehmen werden, volatil werden sie aber auf alle Fälle sein. Die Brexit-Verhandlungen, die Wahlen in Europa und Trumps erste Monate im Amt des Präsidenten – all diese Dinge werden genau beobachtet werden und die Stimmung der Anleger jeden Tag von Neuem beeinflussen. Das zeigte sich auch an dem Tag, an dem Theresa May ihre Brexit-Rede hielt. Obwohl sie den Austritt des UK aus dem europäischen Binnenmarkt bestätigte, erlebte das britische Pfund den stärksten Handelstag der letzten acht Jahre.

Die nach der globalen Finanzkrise lang erwartete Erholung in den USA wird die US-Zinsen steigen lassen und Inflationsdruck mit sich bringen. Dennoch sollten Aktien – auch wenn sie schon 2016 neue Höchststände erreichten – auch 2017 recht vernünftig abschneiden. Für andere wichtige Assetklassen (Anleihen und gewerbliche Immobilien) sind die Aussichten allerdings wenig inspirierend, so dass Aktien von allen prominenten Assetklassen wohl am wenigsten schlecht abschneiden werden.

Interessante Nischen-Assetklassen
Trotz des jüngsten Abverkaufs gibt es bei den Anleihen der Industrienationen nur wenig Renditepotenzial. Es gibt jedoch noch eine Reihe anderer Schuldtitel, die attraktiver und in der Lage sind, bei geringerer Volatilität aktienmarktähnliche Renditen zu generieren. Dazu gehören Hochzinsanleihen, Schwellenmarktanleihen und Unternehmenskredite.

Einige der interessantesten Möglichkeiten werden aus den weniger gängigen Assetklassen und aus Nischen kommen, die von vielen Anlegern früher vielleicht nie in Betracht gezogen wurden. Hierzu gehören Assets aus den Bereichen erneuerbare Infrastruktur, soziale Infrastruktur, Peer-to-Peer-Kredite, Versicherungsrisikoverbriefungen und Flugzeug-Leasing. Diese Assetklassen können sichere Ertragsquellen sein und korrelieren meist nicht mit den wichtigsten Assetklassen wie Aktien und Anleihen. Daher sind sie exzellente Diversifikatoren, die darüber hinaus zur Stabilisierung von Anlagerenditen beitragen können. Nicht all diese Assetklassen werden eine Blüte erleben, das Interesse der Anleger an diesen alternativen Assetklassen wird meines Erachtens in diesem Jahr aber deutlich zunehmen.

Meine Vorhersagen für das Jahr 2017 können sich als weit gefehlt erweisen und es wird wie immer darauf ankommen, sich auch auf das Unerwartete vorzubereiten. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass es uns mit unseren Anlagegrundsätzen und Investments in ein gut diversifiziertes Portfolio qualitativ hochwertiger Assets gelingen wird, wettbewerbsfähige Anlagerenditen zu erwirtschaften – was auch immer 2017 für uns bereithalten mag.

*Mike Brooks, Leiter ‎Diversified Multi-Asset Strategies von Aberdeen Asset Management

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