Zürich – Nun bekommt auch die Schweizer Börse das erste Spac. Mit VT5 geht die erste Special Purpose Acquisition Company in den nächsten Tagen an den Start.
Das Bookbuilding, bei dem VT5 bis zu 200 Millionen Franken einsammeln will, beginnt am 9. Dezember und dauert bis zum 13. Dezember. Der erste Handelstag an der SIX ist für den 15. Dezember vorgesehen, wie es in einer Mitteilung vom Montag heisst.
Der Börsengang wird mit einem komplizierten finanziellen Konstrukt umgesetzt. So werden den Investoren 20 Millionen «Pakete» aus Aktien und Optionen angeboten. Ein solches «Paket» besteht aus einer Aktie der Klasse A sowie 1/3 eines Warrants – und kostet 10 Franken. Beide Instrumente – die Aktien und die Warrants – seien sofort nach der Kotierung unter den jeweiligen Symbolen VT5 und VT5W handelbar.
Schlüsselinvestoren wie die Artemis Group und Point Break Capital sowie Initiator Veraison hätten bereits 177,7 Millionen Franken zugesichert, so die Mitteilung weiter. Die Beteiligungsgesellschaft Veraison investiert insgesamt 23,5 Millionen Franken in VT5. Damit wird Veraison nach erfolgreichem Börsengang 16 Prozent der Stimmrechte an VT5 halten.
Fokus auf Hightech-Firmen
Die Gesellschaft will in den kommenden 24 Monaten eine oder mehrere operative Firmen kaufen. Zu den Zielunternehmen gehörten führende Technologieunternehmen in Mittel- und Nordeuropa und insbesondere der DACH-Region mit einem skalierbaren Geschäftsmodell, einer starken Marktposition sowie attraktiven Wachstums- und Rentabilitätsaussichten. Der Fokus sei dabei auf die Bereiche Halbleiter, Optik, Automatisierung und additive Fertigung, Energietechnologien und Digitalisierung gerichtet.
Als Präsident des Verwaltungsrat amtet Heinz Kundert. Andreas Leutenegger ist Delegierter des Verwaltungsrats und CEO von VT5. Im Gremium vertreten sind zudem unter anderen Jennifer Maag, die Gründerin und geschäftsführende Partnerin der M&A-Boutique CCI, sowie der Investor Gregor Greber, der Gründer von Veraison.
Blankoscheckfirmen
Spacs sind Mantelgesellschaften, die allein zum Erwerb von nicht kotierten und namentlich (noch) nicht bekannten Zielgesellschaften gegründet werden. In Finanzkreisen spricht man daher auch von «Blankoscheck-Firmen». Ein Spac sammelt zunächst Kapital über einen Börsengang (IPO) ein. Erst dann geht es auf die Suche nach einer Firma, die gekauft werden kann. Die Zielgesellschaft kommt so zu einer Kotierung an der Börse.
Spacs sind im Ausland, vor allem in den USA, äusserst populär. Sie stehen aber nicht selten in der Kritik, weil sie etwa professionelle Investoren stark bevorzugen würden. Die SIX, die erst kürzlich die Bewilligung von den Behörden für diese Anlageform erhalten hat, hat extra für diese Gesellschaften einen neuen Kotierungsstandard entwickelt. Ziel sei insbesondere die «Wahrung eines angemessenen Grades an Anlegerschutz». So sei die Dauer der Spacs etwa beschränkt auf maximal drei Jahre. Die im Rahmen eines IPO aufgenommenen Emissionserlöse müssten zudem auf einem Treuhandkonto einer Bank deponiert werden. Und es gebe ein grundsätzliches Rückgaberecht. (awp/mc/pg)