Zürich – Digitale Vermögensverwalter – im Jargon oft «Robo Advisor» genannt – sind weltweit im Aufwind begriffen. Die grössten amerikanischen Anbieter wie Betterment oder Wealthfront verwalten bereits Vermögen in der Höhe von vielen Milliarden US-Dollar. Der Trend hat seit Kurzem auch die Schweiz erfasst; eine Reihe von neuen Online-Angeboten sind kürzlich lanciert worden. Die hiesigen Anleger sind im Umgang mit digitalen Anlagen allerdings noch zurückhaltend.
Zu den grössten Robo-Advisor-Anbietern der Schweiz zählen TrueWealth mit mehr als 50 Millionen Franken an verwalteten Vermögen und ePrivate Banking von Swissquote mit rund 170 Millionen Franken. Bereits mehr als 2 Milliarden Franken verwaltet das VZ Vermögenszentrum «digital» (wenn es sich auch nicht um einen typischen Robo Advisor handelt). Insgesamt sind die verwalteten Vermögen allerdings noch deutlich zu klein und die meisten Robo-Advisor-Angebote damit noch nicht rentabel.
Schweizer zurückhaltend
«Schweizer sind in Geldfragen allgemein und in der Vermögensverwaltung im Speziellen gegenüber neuen Anbietern zurückhaltend», so Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. Die grosse Mehrheit der Schweizer Vermögensverwaltungskunden vertraut weiterhin vor allem den klassischen Bank-Angeboten mit Beratung in einer Filiale. «Das liegt auch daran, dass sich die Kunden von charmanten Beratern bezirzen lassen und die Angebote nicht selbst vergleichen», beobachtet Felix Oeschger, Analyst bei moneyland.ch.
Die deutlich höheren Kosten in der klassischen Vermögensverwaltung werden aber immer stärker unter Druck kommen. «Mit der zunehmenden Digitalisierung des Alltags wird auch in der Vermögensverwaltung eine Verschiebung von klassischen hin zu digitalen und hybriden Modellen stattfinden», ist Manz überzeugt. Das Erstarken von Kryptowährungen wie Bitcoin könnte diese Transformation noch beschleunigen.
Unterschiede zur klassischen Vermögensverwaltung
Im Unterschied zur klassischen Vermögensverwaltung, die häufig erst ab hohen Anlagebeträgen erhältlich ist, gibt es digitale Angebote schon ab 500 Franken (VZ), 5000 Franken (Investomat, Simplewealth, Selma Finance), 8500 Franken (TrueWealth) oder 20’000 Franken (Swissquote, SaxoSelect, Descartes Finance). Aufgrund der niedrigen Eintrittsschwelle sprechen Robo Advisor auch von einer «Vermögensverwaltung für alle». Doch Felix Oeschger relativiert: «Vermögensverwaltung – ob digital oder nicht – eignet sich nur für Anleger mit einem langfristigen Horizont.»
Im Fall von Robo-Advisor-Angeboten wird mehrheitlich automatisiert in passive Produkte wie Exchange Traded Funds (ETF) investiert. Die Risikofähigkeit und Risikotoleranz der Anleger wird digital erfragt – entsprechend wird das Geld dann in unterschiedliche ETF angelegt. Während in der klassischen Vermögensverwaltung eine Beratung angeboten wird, fehlt diese in der Regel bei digitalen Angeboten. Ausnahmen sind hybride Modelle, welche den Online-Ansatz mit Beratungselementen verknüpfen. Der Mehrwert von Anlageberatern ist allerdings umstritten. Klar ist, dass Schweizer Robo Advisor deutlich günstiger sind als klassische Private-Banking-Mandate. «Je nach Betrag und Profil können die günstigsten Robo Advisor bis zehnmal so günstig sein wie die teuersten Private-Banking-Angebote», so Benjamin Manz.
Pauschalgebühren im Vergleich
Kontoeröffnungen und Kontoschliessungen sind bei allen Schweizer Robo-Advisor-Angeboten kostenfrei. Retrozessionen gibt es keine – im Fall des VZ Vermögenszentrums werden allfällige Retrozessionen dem Kunden weitervergütet. Die wichtigsten Gebühren der Schweizer Digitalanbieter sind so genannte Pauschalgebühren. Praktisch alle Schweizer Robo Advisor haben ein Pauschalgebühren-Modell, das zugleich auch die Depotgebühren umfasst. Allerdings kommen staatliche Umsatzabgaben und Mehrwertsteuern – sowie bei den meisten Anbietern Produktgebühren – zusätzlich hinzu.
Pauschalgebühren können je nach Anbieter erheblich variieren. TrueWealth stellt mit 0.5% pro Jahr die niedrigsten Gebühren in Rechnung, beim Investomat der Glarner Kantonalbank sind es 0.6%, bei Selma Finance 0.72%, bei SaxoSelect 0.85% pro Jahr. Beim VZ Finanzportal kostet die digitale Vermögensverwaltung je nach Dienstleistung 0.55% bis 1.25%, beim ePrivate Banking von Swissquote 0.5% plus eine volumenabhängige Administrationsgebühr zwischen 0.45% und 0.75% (dafür sind die Produktgebühren bereits enthalten). Bei Descartes Finance werden 0.3% bis 0.8% verlangt – hinzu kommen allerdings noch Depotgebühren zwischen 0.2% bis 0.6% pro Jahr.
Produktkosten im Vergleich
Produktkosten werden bei praktischen allen digitalen Vermögensverwaltern zusätzlich zu den Pauschalgebühren verrechnet. Meistens handelt es sich dabei um die so genannte Total Expense Ratio (TER) der gewählten ETF. Bei TrueWealth sind es im Durchschnitt 0.18% bis 0.28% pro Jahr, beim VZ und Selma Finance durchschnittliche 0.2%, bei SaxoSelect 0.25% bis 0.29%. Eine Ausnahme ist das ePrivate Banking von Swissquote, wo auch die Produktkosten in den Pauschalgebühren enthalten sind. Im Rahmen von klassischen Private-Banking-Angeboten werden übrigens die Produktkosten in aller Regel ebenfalls separat verrechnet – im Fall von aktiv gemanagten Fonds sind diese noch deutlich teurer als bei ETF.
Robo-Advisor-Anlagen im Vergleich
In der Regel werden die Gelder im Rahmen der digitalen Vermögensverwaltung in passiv gemanagte Fonds – so genannte Exchange Traded Funds (ETF) – investiert. Schweizer Robo Advisor nutzen dabei in der Regel replizierende ETF der grossen ETF-Anbieter wie iShares, manchmal auch synthetische. Seltener werden auch Exchange-Traded Commodities (ETC) für Rohstoff-Anlagen eingesetzt. Bei einzelnen Anbietern wie Descartes Finance und VZ Vermögensentrum ist auch der Kauf von einzelnen Titeln wie Aktien möglich.
Sicherheit von digitalen Anbietern unter der Lupe
Wenn ein Robo Advisor Konkurs ginge, wäre das Geld der Anleger trotzdem geschützt, da dieses auf einer Depotbank liegt. Im Fall von TrueWealth und Selma Finance werden die Anlagen auf der Saxo Bank (Schweiz), bei Descartes Finance auf der UBS oder Vontobel deponiert. Bei den bankeigenen Angeboten wie beim ePrivate Banking von Swissquote, beim Investomat der Glarner Kantonalbank, bei SaxoSelect der Saxo Bank und beim VZ Finanzportal fungiert das eigene Haus als Depotbank.
Im Fall eines Konkurses der Depotbank hinwiederum würden Wertschriften wie ETF nicht in die Konkursmasse fallen, sondern nur der Bargeld-Bestand. Für das Bargeld gilt die schweizerische Einlagensicherung bis 100’000 Franken. Im Fall des Anbieters Simplewealth sind die Anlagen bei Interactive Brokers in den USA deponiert. (Moneyland/mc/hfu)
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