New York – Die Ratingagentur Moody’s hat vor dem Hintergrund der europäischen Schuldenkrise zu einem weiteren Rundumschlag gegen die Bankenwelt ausgeholt. Sie stufte insgesamt 15 grosse Kreditinstitute ab, darunter die Credit Suisse, die UBS, die Deutsche Bank und mehrere US-Häuser.
Die abgestuften Banken seien in besonderer Weise den Risiken und der Volatilität des Kapitalmarkts ausgesetzt, erklärte der zuständige Moody’s-Experte Greg Bauer in New York. Er betonte allerdings, dass die Häuser auch Geschäfte besässen, die stabilisierend wirkten. «Diese Aktivitäten können bedeutende ‹Schock-Absorber› sein.»
Bis zu drei Stufen abwärts
Im schlimmsten Falle ging es gleich drei Bonitätsnoten nach unten. Das traf allerdings nur auf die Credit Suisse zu, deren langfristiges Schulden- und Depositenrating von der zweitbesten Bewertung «Aa1» auf ein noch gutes «A1» abrutschte. Der Ausblick wird mit stabil angegeben. Das kurzfristige «P-1»-Rating wurde bestätigt. Bei der UBS ging es um zwei Stufen auf «A2» von «Aa3» zurück, mit stabilem Ausblick. Das kurzfristige «P-1»-Rating wurde ebenfalls bestätigt. Ebenfalls auf «A2» von einem «Aa3» wurde die Deutsche Bank zurückgestuft.
CS: «Bleiben eine der am besten bewerteten Banken»
Die Credit Suisse schreibt in einer Stellungnahme dazu, sie bleibe auch nach der Rückstufung eine der am besten bewerteten Banken, wobei nur zwei Banken ein höheres Rating hätten. Ausserdem habe die Ratingänderung keinen materiellen Einfluss auf die Liquidität und die Finanzplanung. Die CS steht bezüglich Kapitalausstattung seit letzter Woche stark im Rampenlicht. Sie war von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) aufgefordert worden, noch in diesem Jahr ihr verlustabsorbierendes Kapital «signifikant» zu erhöhen.
Eine schlechtere Kreditwürdigkeit kann die Aufnahme von frischem Geld erschweren und verteuern. Allerdings gibt es keinen Automatismus. Die stark am Kapitalmarkt aktiven Grossbanken mussten bereits Gewinnrückgänge wegen der Schuldenkrise verdauen.
Royal Bank of Scotland und US-Banken im Fokus
Besonders kritisch blicken die Moody’s-Experten auf die Royal Bank of Scotland mit ihrem starken Engagement in Europa sowie auf die US-Häuser Morgan Stanley, Citigroup und Bank of America. Die Ratingagentur bemängelte das Risikomanagement und allzu dünne «Schock-Absorber». Zwar hätten die Häuser ihre Baustellen in Angriff genommen, doch müsse sich erst zeigen, ob die Aktionen von Erfolg gekrönt seien, hiess es in einem Kommentar zu der Abstufung.
In Europa waren zudem HSBC, Barclays, BNP Paribas, Credit Agricole und Societe Generale von der Rückstufung betroffen. In den USA traf es zusätzlich JPMorgan und Goldman Sachs, in Kanada die Royal Bank of Canada.
Citigroup widerspricht Moody’s
Die Citigroup erklärte in einer ungewöhnlich scharf verfassten Mitteilung, sie widerspreche den Ansichten von Moody’s zur Bankenwelt «mit Nachdruck». Die eigene Herabstufung sei «willkürlich und vollkommen ungerechtfertigt». Moody’s schaue nur zurück und sehe nicht, welche Fortschritte die Bank gemacht habe. Die Citigroup gehörte zu den Instituten, die vom US-Steuerzahler während der Finanzkrise 2008 gerettet werden mussten.
Aktion kam nicht überraschend
Die Aktion der Ratingagentur kam allerdings nicht unvorhergesehen. Moody’s hatte im Februar angekündigt, die Grossbanken unter die Lupe zu nehmen und damals selbst mögliche Spannbreiten für eine Abstufung genannt. Auch die anderen beiden wichtigen Ratingagenturen Standard & Poor’s sowie Fitch waren in der jüngeren Vergangenheit durch die Herabstufung von Finanzfirmen und ganzer Staaten aufgefallen. Die Branche muss sich deshalb die Kritik gefallen lassen, die Schuldenkrise noch anzuheizen. (awp/mc/pg)