Peking / Frankfurt – Die US-Ratingagentur Moody’s hat den Daumen über China gesenkt. Dies ist die erste Abstufung seit 1989. Das Rating werde von ‹Aa3› auf ‹A1› zurückgenommen, teilte Moody’s am frühen Mittwochmorgen mit. Besonders die Schuldensituation im Land ist den Analysten ein Dorn im Auge. Chinas Regierung relativierte das Rating in einer ersten Stellungnahme.
Ihren Ausblick hoben die Experten von Moody’s von ’negativ› auf ’stabil› an. Moody’s hatte Anfang März den Ausblick für die Kreditwürdigkeit Chinas reduziert und somit eine Abstufung des Ratings in Aussicht gestellt.
Regierung weist Kritik von Moody’s zurück
Kritisch sehen die Moody’s-Analysten die Schuldensituation im Land. Hier gebe es eine hohe Wahrscheinlichkeit von einem deutlichen Anstieg in allen Wirtschaftszweigen. Damit würden auch die Belastungen für den Staatshaushalt wachsen. Zudem sehen die Experten Zweifel an der Reformfähigkeit des Landes. Ebenso kritisch bewerten sie die sinkenden Devisenreserven.
In einer Mitteilung auf der Seite des chinesischen Finanzministerium versuchte die Regierung, die Kritik von Moody’s zu relativieren. Die Rating-Agentur unterschätze die Fähigkeit Chinas, Wirtschaftsreformen auf der Angebotsseite durchzuführen und die Nachfrage anzukurbeln. Das Finanzministerium sehe keine nennenswerten Veränderungen in ihren Risikoeinschätzungen für die Schuldenlage in den Jahren 2018 bis 2020.
Märkte reagieren weitgehend gelassen
Die Aktienmärkte in China haben die Abstufung gut verdaut. Zum Handelsstart ging es zunächst abwärts, im Verlauf machten die Indizes die Verluste aber fast ganz wieder wett. Die Herabstufung habe die Anleger auf dem falschen Fuss erwischt, sagte Sandra Chow, Analystin bei CreditSights in Singapur. Das Überraschungsmoment habe zunächst reflexartig für eine negative Reaktion gesorgt. Die chinesische Währung Yuan geriet im asiatischen Handel ebenso kurz unter Druck und fing sich dann aber weitgehend wieder.
Der Dax dürfte sich am Mittwoch zunächst unbeeindruckt von der jüngsten Abstufung Chinas durch die Ratingagentur Moody’s zeigen. Im Blick der Anleger wird vor allem das Protokoll der US-Notenbank Fed stehen. Der Broker IG taxierte den deutschen Leitindex am Morgen praktisch unverändert.
Chinas Wirtschaft war im ersten Quartal mit 6,9 Prozent überraschend schnell gewachsen, doch rechnen Beobachter für den Rest des Jahres eher mit einer Abschwächung. Im vergangenen Jahr waren 6,7 Prozent Wachstum erreicht worden, während die Vorgabe für dieses Jahr bei rund 6,5 Prozent liegt. Nach Meinung von Wirtschaftsexperten hält Peking die Wirtschaft vor allem durch Konjunkturprogramme am Leben. (awp/mc/upd/ps)