Nikolaus von Bomhard, Vorstandsvorsitzender Munich Re.
München – Erdbeben, Wirbelstürme und die Griechenland-Krise fordern den weltgrössten Rückversicherer Munich Re . Nach den Katastrophen des ersten Halbjahrs steckt der Dax-Konzern noch immer in den roten Zahlen. Nun schrieb das Unternehmen auch noch die griechischen Staatsanleihen auf ihren Marktwert ab. Nur eine dicke Steuergutschrift führte dazu, dass die Munich Re nach den ersten sechs Monaten mit einem Verlust von 211 Millionen Euro besser abschnitt als von Analysten erwartet.
Im eigentlichen Geschäft zeigte die Entwicklung im ersten wie im zweiten Quartal nach unten. Dennoch peilt Vorstandschef Nikolaus von Bomhard für das Gesamtjahr weiterhin einen Gewinn an.
Tornado-Serien in USA belasten mit 210 Mio Euro
So musste der Rückversicherer für Naturkatastrophen noch tiefer in die Tasche greifen als bislang angekündigt. Nachdem Erdbeben und Tsunami in Japan bereits im März mit 1,5 Milliarden Euro zu Buche schlugen, dürfte auch die Erdbebenkatastrophe in Neuseeland vom Februar die Munich Re rund eine Milliarde Euro kosten. Dies ist ein Drittel mehr als bisher gedacht. Zudem muss das Unternehmen 210 Millionen Euro für die Schäden bezahlen, die hunderte Tornados im April und Mai in den USA angerichtet hatten. Nicht ganz so teuer wie erwartet schlugen die Überschwemmungen in Australien zu Buche: Statt 630 Millionen werden bei den Münchnern hier nur 520 Millionen Euro fällig.
Teure Katastrophen
Angesichts solcher Lasten reichten die Beitragseinnahmen im zweiten Quartal nur knapp aus, um die Aufwendungen für Schäden und Verwaltung zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote rechte mit 99,6 Prozent überraschend nah an die kritische 100-Prozent-Marke heran. Analysten hatten hier einen besseren Wert erwartet. Auf das erste Halbjahr gesehen, musste die Munich Re hier deutlich drauflegen. Während die Erstversicherungstochter Ergo zwischen Januar und Juli deutlich zulegen konnte, konnte die Rückversicherungssparte ihren Verlust aus dem ersten Quartal zur Jahresmitte nur teilweise ausgleichen.
Griechische Anleihen auf Marktwert abgeschrieben
Angesichts der griechischen Schuldenkrise machte die Munich Re reinen Tisch und schrieb die Anleihen des kriselnden Staates auf den Marktwert.ab. Die Belastung von rund 700 Millionen Euro zog das Kapitalanlageergebnis des Konzerns überraschend stark nach unten. Der Vorstand habe damit «klare Verhältnisse geschaffen», obwohl der Wert der Anleihen dank des jüngsten Hilfspakets der Eurostaaten inzwischen wieder deutlich gestiegen sei, schrieb von Bomhard an die Aktionäre. Allerdings treffen die Abschreibungen auch die Geldanlagen der Kunden, etwa bei der von Skandalen gebeutelten Erstversicherungstochter Ergo. Das Ergebnis der Munich Re zogen die Wertberichtigungen nur um 125 Millionen Euro nach unten, so dass der Konzern im zweiten Quartal unter dem Strich noch immer 736 Millionen Euro verdiente.
Krise nicht gelöst
Vorstandschef von Bomhard erklärte sich erneut bereit, mit der Munich Re einen «substanziellen Beitrag zur Unterstützung Griechenlands zu leisten». Allerdings müssten sich auch die anderen Grossanleger daran beteiligen. Von der Politik forderte der Manager jetzt «konsequente Schritte», um die Staatsverschuldung abzubauen und damit das Vertrauen der Finanzmärkte zurückzugewinnen. Am Aktienmarkt wurden die Nachrichten mit Erleichterung aufgenommen. Nach zuletzt teils deutlichen Verlusten legte das Papier am Donnerstag bis 10 Uhr knapp ein Prozent zu. Die Aktie lag damit im Dax-Mittelfeld. (awp/mc/upd/ps)