Munich Re spendiert höhere Dividende

Munich Re spendiert höhere Dividende

Munich Re-CEO Nikolaus von Bomhard.

München – Der weltgrösste Rückversicherer Munich Re spendiert seinen Aktionären trotz eines Gewinnrückgangs eine höhere Dividende. Je Aktie will der Vorstand nach dem Katastrophenjahr 2010 nun 6,25 Euro auszahlen – das sind 50 Cent mehr als ein Jahr zuvor. «Wir können so viel ausschütten, und dann tun wir das auch», sagte Finanzvorstand Jörg Schneider am Donnerstag in München.

Das Unternehmen habe auch danach noch genügend Geld, um in Wachstum zu investieren. Der Konzerngewinn ging um fünf Prozent auf 2,43 Milliarden Euro zurück und verfehlte damit knapp die Erwartungen der Branchenexperten. Für 2011 zeigte sich der Vorstand optimistischer als zuletzt: Der Gewinn soll ähnlich hoch ausfallen wie 2010.

Erwartungen verfehlt
Die Munich-Re-Aktie legte am Morgen zunächst leicht zu, fiel am frühen Nachmittag jedoch um 0,68 Prozent auf 116,55 Euro und entwickelte sich damit etwas schlechter als der kaum veränderte Dax . Die Kennziffern zum vierten Quartal seien etwas schwächer als von ihm erwartet ausgefallen, schrieb Equinet-Analyst Philipp Hässler in einer Studie. Börsianer machten als zeitweilige Kursstütze neben der höheren Dividende den zusätzlich angekündigten Aktienrückkauf aus. Bis April 2012 soll so eine weitere halbe Milliarde Euro an die Aktionäre zurückfliessen.

Erdbeben und Hochwasser kosten Milliarden
Die hohen Katastrophenbelastungen machte der Rückversicherer im abgelaufenen Jahr teilweise mit höheren Kapitalgewinnen wett: Das Kapitalanlageergebnis kletterte um fast ein Zehntel auf 8,6 Milliarden Euro. Insgesamt schlugen Erdbeben, Überschwemmungen und Stürme mit 1,56 Milliarden Euro zu Buche. Rund die Hälfte der Schäden waren die Folge des verheerenden Bebens in Chile Ende Februar. Die bebende Erde in Neuseeland im September kam die Münchener, wie schon andere Versicherer, teurer zu stehen als gedacht: Die Belastung fällt mit 340 Millionen Euro rund anderthalb mal so hoch aus wie zuvor angekündigt.

Australien wird teuer
Noch tiefer muss die Munich Re für die Überschwemmungen in Australien in die Tasche greifen. Für das erste Hochwasser im Bundesstaat Queensland im Dezember veranschlagt der Vorstand rund 270 Millionen Euro. Die Überschwemmung der Millionenstadt Brisbane im Januar dürfte 2011 mit einer ähnlichen Summe zu Buche schlagen, hiess es. Insgesamt schätzt die Munich Re den versicherten Marktschaden bei den Fluten in Australien auf 4 bis 5 Milliarden australische Dollar (2,9-3,7 Mrd Euro).

Zyklon «Yasi» noch nicht eingerechnet
Der Zyklon, der am Donnerstag auf die Nordost-Küste Australiens traf, ist darin noch nicht eingerechnet. Der Sturm sei «einer der stärksten Zyklone, die man jemals gesehen hat», sagte Rückversicherungsvorstand Torsten Jeworrek. Allerdings sei er auf ein relativ schwach besiedeltes Gebiet getroffen. Die Schäden dürften daher weit unter denjenigen des Hurrikans «Katrina» bleiben, der im Jahr 2005 die US-amerikanische Stadt New Orleans verwüstet hatte.

«Politische Situation bis zu den ersten Umsetzungsschritten geklärt»
Von den Winterstürmen in den USA und den Unruhen in Tunesien und Ägypten erwartet Jeworrek allerdings keine grosse Belastung für die Münchener. Auch das Solarprojekt Desertec, an dem die Munich Re mitarbeitet, sieht der Manager durch die politischen Unruhen nicht gefährdet. «Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die politische Situation bis zu den ersten Umsetzungsschritten geklärt haben wird», sagte Jeworrek. Im Zuge von Desertec wollen mehrere Konzerne in der afrikanischen Wüste Solarenergie gewinnen und diese unter anderem nach Europa transportieren.

Beiträge reichen nicht aus
Beim vergangenen Jahr reichten die Beitragseinnahmen der Munich Re in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung wegen der folgenschweren Katastrophen nicht aus, um die Kosten für Schäden und Verwaltung zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote blieb mit 100,5 Prozent wie von Analysten erwartet über der kritischen 100-Prozent-Marke. Ein Jahr zuvor hatte sie noch gut fünf Prozentpunkte niedriger gelegen.

Auch Tochter Ergo mit Problemen
Auch die Erstversicherungstochter Ergo kam nicht ungeschoren davon: Wegen des harten Winters und der Überschwemmungsschäden im Ausland verschlechterte sich die Schaden-Kosten-Quote von 93,2 auf 96,8 Prozent. Im vierten Quartal überstiegen die Kosten für Schäden und Verwaltung ebenfalls die kritische 100-Prozent-Marke. Ihr Geschäft konnte die Munich Re allerdings insgesamt deutlich ausweiten: Die Bruttoprämieneinnahmen wuchsen um fast ein Zehntel auf 45,5 Milliarden Euro.

Höhere Preise durchgesetzt
Die Neuverhandlung der Verträge in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung zum Jahreswechsel verlief aus Sicht der Münchener «sehr zufriedenstellend». Rund zwei Drittel des Geschäfts in diesem Bereich standen zur Erneuerung an, davon hielt die Munich Re 84 Prozent aufrecht. Weil neue Verträge hinzukamen, kletterte das Prämienvolumen zum Stichtag um 4,1 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro. Das Preisniveau stieg den Angaben zufolge um 0,1 Prozent, obwohl die Preise in vielen Bereichen unter Druck stehen. Versicherungen gegen Naturkatastrophen in Chile und Australien sowie Deckungen für Ölbohrinseln wurden nach den Ereignissen des vergangenen Jahres allerdings deutlich teurer. (awp/mc/ss)

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