Nikolaus von Bomhard, Vorstandschef von Munich Re.
München – Ein überraschend starkes zweites Quartal hebt die Stimmung beim weltgrössten Rückversicherer Munich Re . Der Konzern sei auf gutem Kurs, den ursprünglich angestrebten Jahresgewinn von 2,5 Milliarden Euro leicht zu übertreffen, sagte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard. Fast zwei Drittel davon hat die Munich Re nach den ersten sechs Monaten erreicht – dank geringerer Katastrophenschäden, besseren Börsengeschäften und geringer Steuerbelastung. Sorgen bereiten dem Vorstand die niedrigen Zinsen: Diese forderten das Unternehmen mehr als die Turbulenzen an den Finanzmärkten und die schlechtere Wirtschaftslage.
An der Börse wurden die Nachrichten überwiegend positiv aufgenommen. Kurz nach Handelsbeginn legte das Papier am Morgen um 0,43 Prozent zu. Die niedrige Steuerquote aus dem Quartal sei aber voraussichtlich nicht nachhaltig, gab DZ-Bank-Analyst Thorsten Wenzel zu bedenken.
Geringe Katastrophenschäden
Von April bis Juni verdiente die Munich Re unter dem Strich 808 Millionen Euro – zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor und weitaus mehr als von Analysten erwartet. Dabei kam dem Unternehmen zugute, dass trotz Erdbeben, Stürmen und extremer Hitze die Schäden vergleichsweise gering blieben. Naturkatastrophen belasteten den Überschuss mit 292 Millionen Euro. Der Grossteil davon entfiel mit 160 Millionen auf die Dürreschäden in den USA und das Erdbeben in Norditalien, für das die Münchener einen hohen zweistelligen Millionenbetrag zur Seite legten.
Die Beitragseinnahmen reichten daher locker aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote der Schaden- und Unfall-Rückversicherung verbesserte sich um fast drei Prozentpunkte auf 96,9 Prozent. In der Erstversicherung lag sie mit 95,1 Prozent ebenfalls deutlich unter der kritischen 100-Prozent-Marke.
Bessere Finanzgeschäfte
Auch an den Kapitalmärkten lief es besser. Der Gewinn aus Kapitalanlagen kletterte im zweiten Quartal um knapp ein Fünftel auf 1,8 Milliarden Euro, nachdem hohe Abschreibungen auf griechische Staatspapiere das Unternehmen ein Jahr zuvor belastet hatten. Dennoch rechnet Finanzvorstand Jörg Schneider weiterhin mit sinkenden Gewinnen aus diesem Bereich: Im laufenden Jahr soll die Rendite aus Kapitalanlagen weiterhin nur 3,5 Prozent erreichen. Damit fällt es dem Unternehmen immer schwerer, die versprochenen Renditen etwa für die Lebensversicherungskunden seiner Tochter Ergo zu erwirtschaften.
Aus den Anleihen der Euro-Schuldenstaaten hat sich die Munich Re weiter zurückgezogen. Der Bestand an griechischen und portugiesischen Staatsanleihen schrumpfte zur Jahresmitte auf Null. Auch in italienischen, spanischen und irischen Staatstiteln hat der Rückversicherer weniger Geld angelegt als zuletzt.
Steigende Preise
Unterdessen profitiert die Munich Re von steigenden Preisen im Rückversicherungsgeschäft. Bei der Vertragserneuerung zum 1. Juli konnte die Munich Re in der Schaden- und Unfallversicherung in den USA, Australien und Lateinamerika rund zwei Prozent höhere Preise durchsetzen. Zusammen mit einem wachsenden Geschäftsvolumen und Wechselkurseffekten schlägt auch auf die Bruttoprämieneinnahmen durch: Sie sollen in diesem Jahr jetzt 50 bis 52 Milliarden Euro erreichen, rund eine Milliarde mehr als zuletzt angekündigt. (awp/mc/pg)