Nachhaltige Anlagen von Privatbanken werden fast zum Standard

Nachhaltige Anlagen von Privatbanken werden fast zum Standard
(Photo by Aaron Burden on Unsplash)

Zürich – 20 europäische Privatbanken begegnen steigenden Kundenanforderungen, neuen Vorschriften und dem Druck von Interessengruppen unter anderem mit besser qualifizierten Beratungsteams. Die Herausforderung, nachhaltig zu investieren, meistern sie jedoch mit unterschiedlichem Erfolg, wie eine neue Studie der Universität Zürich zeigt.

Welche Möglichkeiten gibt es, um bei Privatbanken sein Geld nachhaltig anzulegen? Das Center for Sustainable Finance and Private Wealth (CSP) der Universität Zürich (UZH) hat in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC Schweiz einen neuen Bericht dazu veröffentlicht. Es ist bereits die vierte Veröffentlichung, die sich mit dieser Thematik befasst. Untersucht wurden 20 Geldinstitute – von der UBS, Credit Suisse, Deutschen Bank oder Danske Bank bis zum europäischen nachhaltigen Institut Triodos und der Schweizer Globalance. Unter die Lupe genommen wurden dabei Aspekte wie Nachhaltigkeitsstrategie, -steuerung und -risiko, Angebot und Tiefe nachhaltiger Anlageprodukte sowie Kundeninteraktion und Berichterstattung.

Verwaltetes nachhaltiges Anlagevermögen fast verdoppelt
Der Bericht «Sustainable Investing Capabilities of Private Banks 2022» stellt fest, dass sich die Wachstumsrate des verwalteten nachhaltigen Anlagevermögens seit 2019 fast verdoppelt hat und von rund 16 Prozent auf 28 Prozent gestiegen ist. Mehrere Banken, darunter auch die UBS seit 2021, haben nachhaltige Anlagen als bevorzugte Lösung für ihre Privatkunden eingeführt und begründen dies mit einer vergleichbaren oder besseren Performance und einer globalen Diversifizierung. «Der Anteil des mit nachhaltigen Ansätzen verwalteten Vermögens ist deutlich gestiegen und hat ‹nachhaltiges Investieren› zu einem Thema gemacht, das nicht mehr ignoriert werden kann – weder von einer Bank noch von Regulierungsbehörden oder Anlegern», sagt Andrew Douglas, Institutional Programs Manager des CSP.

Mehr Berater geschult, aber es fehlt an Tiefe
Im Bereich der Ausbildung sind gegenüber früher ebenfalls Verbesserungen zu verzeichnen. Die Hälfte der befragten Banken gab an, dass 80 bis 100 Prozent ihres Beratungspersonals qualifiziert seien, um die Kunden kompetent mit nachhaltigen Anlagemöglichkeiten zu beraten. Das ist ein grosser Sprung im Vergleich zu 2019 und zeugt vom Bemühen der Banken, ihre Mitarbeitenden in nachhaltigem Investment zu schulen. «Dennoch sehen wir nach wie vor Schwierigkeiten. Die Kundenberaterinnen und -berater brauchen eine kontinuierliche, vertiefte Ausbildung, um sich zu selbstbewussten Sparringspartnern für immer anspruchsvollere Kunden zu entwickeln», erklärt Mitautor Douglas.

Greenwashing steigt mit mehr nachhaltigen Anlageprodukten
Die Regulierungsbehörden haben die Trends bei nachhaltigen Anlagen beobachtet und festgestellt, dass viele der Behauptungen über nachhaltige Anlageprodukte, insbesondere in Bezug auf ihre Auswirkungen und Nachhaltigkeit, irreführend sind. Fälle von «Greenwashing» und «Impactwashing» sind aufgetaucht, wie jüngst bei einer deutschen Fondsgesellschaft, die zu polizeilichen Untersuchungen führten. «Neue Regulierungen wie die EU-Taxonomie lassen hoffen, dass gegen falsche Behauptungen vorgegangen werden kann. «Dennoch sollten die Kunden sollten kritischer denn je sein und externe Beratung in Anspruch nehmen, um sich bei den nachhaltigen Investitionen zurechtzufinden. Impact-Investing auf privaten Märkten und aktive Eigentumsansätze etwa wecken grosse Hoffnungen, die nachhaltige Wirkung von Privatanlagen zu steigern, sind aber noch relativ unterrepräsentiert», so Douglas.

Regulierungen sind eine Herausforderung für Privatbanken
Regulierungen wie die 2020 in Kraft getretene EU-Taxonomie sind ebenfalls eine gute Entwicklung. Das Klassifizierungssystem legt eine Liste ökologisch nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten fest. Gleichzeitig stellt diese Regulierung aber auch eine grosse Herausforderung dar: Ob die Finanzinstitute die neuen Vorschriften und Leitlinien wirksam umsetzen können, hängt in hohem Masse vom Zugang zu hochwertigen Daten ab, die jedoch nicht immer verfügbar sind.

Orientierungshilfe für Privatanleger angesichts rascher Entwicklungen
Die Private-Banking-Berichte der UZH wurden 2017 lanciert und haben den Finanzsektor in diesem Bereich seither spürbar beeinflusst. Für die vierte Ausgabe hat das CSP nun mit PwC Schweiz zusammengearbeitet. Die im Bericht bewerteten 20 Bankenprofile bieten anderen Finanzinstituten die Möglichkeit, sich mit dem Branchen-Benchmark zu vergleichen und Verbesserungspotenzial zu erkennen. Gleichzeitig ermöglicht der Bericht interessierten Kunden, das aktuelle Angebot eines Geldinstituts bei den nachhaltigen Investitionen zu beurteilen.

«Die Regulierung war eine treibende Kraft für die Bereitschaft der Banken, nachhaltige Anlagelösungen anzubieten und zu verbessern. Dieser Bericht bietet Privatanlegern und Privatbanken eine Orientierungshilfe in der sich rasch entwickelnden, nachhaltigen Finanzwirtschaft», fasst Antonios Koumbarakis, Mitautor und Leiter Nachhaltigkeit und strategische Regulierung bei PwC Schweiz, zusammen. (Universität Zürich/mc/pg)

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