Nasdaq/ICE legen Übernahmeofferte NYSE offiziell vor
Robert Greifeld, CEO Nasdaq OMX.
New York – Nasdaq OMX und IntercontinentalExchange (ICE) erhöhen ihren Druck auf die New Yorker Börse. Sie wollen zeigen, dass sie es ernst mit ihren Übernahmeplänen für die NYSE Euronext meinen und haben dem NYSE-Vorstand nun ihr unaufgefordertes Übernahmeangebot vorgelegt, wie die beiden US-Börsen am Dienstag in New York und Atlanta mitteilten.
Sie seien zudem bereit, eine Rückabwicklungsgebühr in Höhe von 350 Millionen Dollar an die NYSE zu zahlen, falls nötige kartell- und wettbewerbsrechtliche Genehmigungen nicht erteilt würden. «Unsere Bereitstellung einer Rückabwicklungsvergütung zeigt unser Vertrauen», informierten beide. Die NYSE lehnte einen Kommentar zu diesem Thema ab. Erneut betonten sie zudem, dass ihr Angebot dem der Deutschen Börse überlegen sei. Es liege mit 42,67 Dollar je NYSE-Aktie um 21 Prozent oder insgesamt 2 Milliarden Dollar über dem Wert von 35,29 Dollar je NYSE-Aktie im Fall einer Fusion mit der Deutschen Börse , hiess es in der Mitteilung.
Nasdaq-Titel im Plus
Während die Aktie der Deutschen Börse nach der Meldung leicht nachgab und zuletzt 0,4 Prozent einbüsste, gewannen die Nasdaq-Aktien kurz nach US-Börsenstart rund ein Prozent, die ICE-Titel legten um moderate 0,2 Prozent zu und die Anteilsscheine der NYSE sprangen um knapp zwei Prozent hoch. Trotz der ablehnenden Haltung des NYSE-Managements, das sich erst vor wenigen Tagen ohne Wenn und Aber hinter den Zusammenschluss mit den Frankfurtern gestellt hatte, wollen die beiden amerikanischen Rivalen ihre Offerte aufrecht erhalten. Falls die Übernahme durch Nasdaq/ICE gelingen sollte, soll die NYSE zerschlagen und aufgeteilt werden. Für die im Vergleich zur Nasdaq deutlich grössere und traditionsreiche NYSE wäre dies eine Schmach.
Gemeinschaftlicher Konzern geplant
Mitte Februar waren die Deutsche Börse und die NYSE mit ihren bereits weit fortgeschrittenen Fusionsplänen an die Öffentlichkeit gegangen. Vereinbart wurde, einen gemeinschaftlichen Konzern zu errichten, an dem die Aktionäre der Deutschen Börse aufgrund des höheren Börsenwertes des Frankfurter Unternehmens zu 60 Prozent und die der NYSE zu 40 Prozent beteiligt sein sollen. Vorstandschef dagegen soll Duncan Niederauer, der derzeitige NYSE-Chef werden. Verwaltungsratschef dagegen der Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni.
NYSE soll Aktionäre mit Sonderdividende locken
Für den Fall eines Scheiterns der Fusion wurde ausserdem eine Vertragsstrafe in Höhe von 250 Millionen Euro vereinbart. Kreisen zufolge erwägt die NYSE angeblich nun auch, ihre Aktionäre mit einer Sonderdividende für das Fusionsvorhaben mit der Deutschen Börse zu gewinnen. Ausserdem war tags zuvor kolportiert worden, dass die NYSE Bedingungen für Gespräche mit den Börsen Nasdaq/ICE stelle und diese zu einer «Milliardenzahlung» verpflichten wolle, falls eine Übernahme durch die beiden dann doch platzen sollte. Medien berichteten von einer Vertragsstrafe über zwei Milliarden Dollar, die gefordert würde. (awp/mc/ps)