Schweizerische Nationalbank bleibt beim Negativzins
Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bleibt bei ihrer Politik der ruhigen Hand. Sie bekräftigt ein weiteres Mal ihre sehr lockere Geldpolitik, wie sie seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses gilt. Der Franken ist in den Augen der Währungshüter nach wie vor «hoch bewertet», Inflationsrisiken sind nicht in Sicht.
Zur Schwächung des Schweizer Frankens setzt die SNB damit weiter auf Negativzinsen und die Bereitschaft zu Devisenmarktinterventionen. Die Notenbank verlangt von Banken unverändert 0,75 Prozent Negativzinsen für Sichteinlagen über einem bestimmten Freibetrag, und das Zielband für den Dreimonats-Libor wurde zwischen -1,25 und -0,25 Prozent belassen.
Als Grund nannte die SNB am Donnerstag den unverändert hohen Wert des Frankens. Dieser habe seit der letzten Lagebeurteilung im Juni gar spürbar aufgewertet, und die Lage am Devisenmarkt sei insgesamt fragil. Die aktuelle Geldpolitik sei daher unverändert notwendig.
Keine Überraschung
Der Zinsentscheid kam für Ökonomen nicht überraschend, hat doch die Europäische Zentralbank (EZB) letzte Woche ihren geldpolitischen Fahrplan bestätigt. Frühestens im Herbst 2019 will die EZB ihre Leitzinsen antasten. Und da sich die SNB primär an der Zinsdifferenz zur Eurozone orientiert, wird sie kaum den ersten Schritt unternehmen.
Derzeit kostet ein Euro rund 1,13 Franken. Vor drei Monaten – bei der letzten Lagebeurteilung im Juni – waren es noch 2 Rappen mehr. Und im April wagte der Euro/Franken-Kurs gar erstmals seit der Aufhebung des Mindestkurses im Januar 2015 einen kurzen Ausflug über die Marke von 1,20.
Tempi passati. Und mit ihren jüngsten Inflationsprognosen hat die SNB nach Ansicht von Beobachtern signalisiert, dass in naher Zukunft nicht unbedingt mit einem deutlich schwächeren Franken zu rechnen ist. Denn die Teuerungsprognosen fallen tiefer aus als im Juni. Vor allem am langen Ende wurde die Vorhersage für 2020 von 1,6 Prozent auf 1,2 Prozent gesenkt.
Aktuell sind aber die Ölpreise eher im Steigen begriffen und die Auslastung der Produktionskapazitäten weltweit nimmt zu. Beides Faktoren, die für steigende Importpreise und damit für eine höhere Teuerung sorgen sollten. Vor allem, wenn die Ausland eingekauften Güter wegen eines schwächeren Frankens teurer werden.
«Keine Überhitzungsgefahr»
Gleichzeitig läuft die Schweizer Wirtschaft auf Hochtouren. Die SNB hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf «+2,5 bis +3,0 Prozent» von «rund 2 Prozent» angehoben. Sie befindet sich damit in guter Gesellschaft. Zuvor hatten schon diverse Prognostiker wegen des starken Wachstums der Schweizer Wirtschaft im ersten Halbjahr ihre Vorhersagen erhöht.
Angesichts der brummenden Wirtschaft müssten die Währungshüter nach dem Lehrbuch die Zinszügel anziehen. Ihr sind aber die Hände gebunden, weil der Schweizer Franken sonst noch teurer werden könnte. Sorgen macht sich SNB-Präsident Thomas Jordan deshalb aber nicht.
«Die Gefahren sind nicht so gross, denn wir sehen keine Überhitzungsgefahr», erklärte Jordan im Gespräch mit Radio SRF mit Blick auf das ausbleibende Inflationsrisiko. Die Währungshüter könnten sich daher ihre expansive Geldpolitik leisten. «Wir müssen sie uns leisten», präzisierte Jordan.
Gefahren auf dem Immobilienmarkt
Die Kehrseite der tiefen Zinsen zeigt sich auf dem Immobilienmarkt, dem die SNB einmal mehr den Warnfinger hob. Dort blieben die Ungleichgewichte bestehen. Besonders im Segment der Wohnrenditeliegenschaften ortet die Nationalbank aufgrund der starken Preiszunahme in den vergangenen Jahren die Gefahr einer Preiskorrektur.
Und die tiefen Zinsen dürften uns noch eine Weile begleiten. Die Annahmen der Bankökonomen, wann die SNB erstmals wieder ihre Zinsen anheben wird, reichen bis ins Jahr 2020 hinein. Oder anders ausgedrückt: Der Hypothekenspezialist Moneypark schätzt die Chancen als hoch ein, dass Wohneigentum auch im Jahr 2020 noch zu sehr günstigen Konditionen finanziert werden kann. (awp/mc/pg)