Nationalbank schliesst erste Versuche mit eigenem Digitalgeld ab

Nationalbank schliesst erste Versuche mit eigenem Digitalgeld ab
Sitz der Schweizerischen Nationalbank in Bern. (Foto: SNB)

Basel / Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat Versuche mit einem eigenen Digitalgeld nach eigenen Angaben erfolgreich abgeschlossen. Getestet wurde der Einsatz von digitalem Zentralbankgeld auf der Handelsplattform der geplanten Digitalbörse SDX. Dabei ging es allerdings um eine auf Finanzinstitute beschränkte, nicht aber um breit benutzbare «Retail»-Digitalwährung.

Bei den unter dem Namen «Project Helvetia» durchgeführten Tests wurde das SNB-Digitalgeld für den Handel mit «tokenisierten» Wertpapieren eingesetzt, wie die SNB und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) am Donnerstag mitteilten. Die Versuche sollten die Machbarkeit einer solchen Zentralbank-Digitalwährung (Central Bank Digital Currency kurz CBDC) beweisen («Proof of Concept»).

Keine konkreten Pläne
Die erste Phase des Projekt sei ein Erfolg gewesen, sagte SNB-Direktorin Andréa Maechler vor den Medien. «Wichtige Fragen bleiben aber noch unbeantwortet», betonte sie. Das Projekt soll nun in eine weitere Phase gehen, die bis zum dritten Quartal 2021 abgeschlossen werden soll.

Die Tests bedeuteten aber nicht, dass die SNB nun eine eigene Digitalwährung ausgeben werde, betonte Maechler auf mehrfache Nachfragen. Insbesondere sei auch die Ausgabe einer «Retail-CBDC» nicht geplant. Die Ausgabe einer solchen auch von Unternehmen und Konsumenten einsetzbaren «Retail-CBDC» könnte gar eine Bedrohung für die finanzielle Stabilität bedeuten, wiederholte die SNB-Direktorin frühere Äusserungen von Nationalbank-Vertretern.

Bei den gemeinsam mit dem «BIZ Innovation Hub» durchgeführten Tests kamen zwei grundlegende Varianten für den Einsatz von Zentralbankgeld in einem «Blockchain»-Umfeld zum Einsatz: Zum einen die Ausgabe einer eigentlichen «tokenisierten» CBDC, welche Finanzinstitute untereinander für die Abwicklung von Wertpapierkäufen auf der SDX einsetzen können. Bei der zweiten Variante wurde die digitale Handelsplattform dagegen zwecks Abwicklung der Handelstransaktionen mit dem bestehenden Interbanken-Zahlungssystem verknüpft.

Fahrt aufgenommen
Das Thema des Zentralbanken-Digitalgelds hat vor allem seit der Ankündigung des Technologiekonzerns Facebook vom Sommer 2019, mit dem Libra (nun Diem) eine private Digitalwährung zu schaffen, deutlich an Fahrt aufgenommen. Gemäss einer Untersuchung der BIZ führen rund 80 Prozent der Zentralbanken Studien durch, diverse Zentralbanken haben auch bereits konkrete Tests mit CBDC durchgeführt.

Weit fortgeschritten ist dabei China. Die Wirtschafts-Grossmacht entwickelt bereits seit 2014 unter dem Kürzel DCEP (Digital Currency Electronic Payment) einen «digitalen Yuan», der derzeit in mehreren chinesischen Regionen getestet wird. Ein offizielles Startdatum gibt es nicht, laut Medienberichten könnte der DCEP aber bei den olympischen Winterspielen 2022 in Peking eingesetzt werden. (awp/mc/ps)

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