Nationalbank schreibt Verlust von 50 Mrd Franken

Thomas Jordan Schweizerische Nationalbank

SNB-Direktoriumspräsident Thomas Jordan. (© SNB)

SNB-Direktoriumspräsident Thomas Jordan. (© SNB)

Bern – Der starke Franken hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) in die tiefroten Zahlen gedrückt. Die SNB weist erwartungsgemäss im ersten Halbjahr einen massiven Verlust von 50,1 Mrd CHF aus. Vor einem Jahr hatte noch ein Gewinn von 16,1 Mrd resultiert.

Für das Ergebnis waren Verluste auf den Fremdwährungspositionen wie auch auf dem Goldbestand verantwortlich, wie dem am Freitag vorgelegten Zwischenbericht der SNB zu entnehmen ist.

Keine Überraschung
Der Halbjahresverlust folgt auf einen Rekordgewinn von 38,3 Mrd CHF im Jahr 2014. Der grosse Verlust kommt nicht überraschend. Nach dem Frankenschock hatte die Nationalbank bereits im ersten Quartal 2015 einen Rekordverlust von 30 Mrd verbucht. Das markante Minus von 20 Mrd im zweiten Quartal war denn auch im Vorfeld von Ökonomen der Grossbanken UBS und Credit Suisse ziemlich genau prognostiziert worden.

Nachdem die SNB den Euro-Mindestkurs Mitte Januar aufgehoben hatte, wertete sich der Franken auf, was in der SNB-Bilanz im ersten Halbjahr zu wechselkursbedingten Verlusten auf sämtlichen Anlagewährungen in Höhe von 52,2 Mrd CHF führte.

Auf den Fremdwährungspositionen ergab sich dabei insgesamt ein Verlust von 47,2 Mrd CHF. Die SNB-Devisenreserven in Höhe von 516 Mrd waren Ende Juni wie bereits im ersten Quartal zu 42% in Euro angelegt, 32% entfielen auf den Dollar.

Einen positiven Beitrag zum Halbjahresergebnis leisteten die Zins- und Dividendenerträge mit 3,5 Mrd CHF beziehungsweise 1,2 Mrd. Auf Zinspapieren resultierten Kursverluste von 3,9 Mrd. Vom günstigen Börsenumfeld profitierten Beteiligungspapiere. Sie trugen mit 4,1 Mrd positiv zum Ergebnis bei.

Negativzinsen in erwarteter Grössenordnung
Auch auf dem Goldbestand entstand im ersten Halbjahr ein Bewertungsverlust von 3,2 Mrd CHF. Im Vorjahr hatte hier noch ein Bewertungsgewinn von 3,5 Mrd resultiert. Unvorteilhaft für die SNB entwickelte sich der Goldpreis: Gold wurde per Ende Juni 2015 deutlich tiefer zu 35’022 CHF je Kilogramm gehandelt, nach noch 38’105 CHF per Ende 2014.

Die Giroguthaben inländischer Banken, die seit 22. Januar von der SNB oberhalb bestimmter Freibeträge mit einem Negativzins von 0,75% versehen werden, stiegen auch im zweiten Quartal weiter an. Die SNB erhob Negativzinsen in Höhe von 530 Mio CHF.

Die SNB rechnet weiterhin damit, dass im Gesamtjahr Negativzinsen im Umfang von 1,2 Mrd CHF anfallen werden, wie ein SNB-Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda erklärte. Da die Negativzinsen erst in der zweiten Januarhälfte eingeführt wurden, lägen diese in der erwarteten Grössenordnung.

Eigenkapital sinkt weiter
Nachdem das Eigenkapital der SNB bereits durch den Verlust im ersten Quartal einen deutlichen Dämpfer erlitten hatte, halbierte es sich seit Jahresbeginn fast. Ende Juni belief sich das Eigenkapital noch auf 34,2 Mrd CHF.

Starke Schwankungen beim Eigenkapital sind allerdings üblich, und in absoluten Zahlen stellt der aktuelle Wert keinen Negativrekord dar. Im Juni 2011 betrug das Eigenkapital beispielsweise bei einer Bilanzsumme von 258 Mrd 29 Mrd CHF. Setzt man das Eigenkapital in Beziehung zur Bilanzsumme resultiert derzeit allerdings nur noch ein Anteil von knapp 6%. Dies ist im historischen Vergleich ein äusserst tiefer Wert.

Ausschüttung an die Kantone in Frage gestellt
Weiterhin fraglich ist, ob Bund und Kantone 2016 von der Ausschüttung von SNB-Gewinnen profitieren werden. Diese bedeutende Einnahmequelle droht zu versiegen, wenn die Verluste im Gesamtjahr nicht geringer sind als die Ausschüttungsreserven des Vorjahres von 27,5 Mrd CHF. (awp/mc/pg)

Schweizerische Nationalbank

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