Nationale 2011: Gewinn deutlich über Vorjahr

Hans Künzle

Nationale-CEO Hans Künzle.

Basel – Die Nationale Suisse erwartet für das Geschäftsjahr 2011 einen Gewinn, der deutlich über dem Vorjahresergebnis liegt. Ein wichtiger Grund für den Gewinnanstieg ist die Auflösung von Schadenreserven im Nichtleben-Geschäft im Umfang von 85 Mio CHF. Im Geschäftsjahr 2010 hatte die Nationale Suisse noch einen Gewinn von 92,1 Mio erzielt. Weiter dürfte ab 2013 eine Änderung in der Rechnungslegung das Eigenkapital belasten.

Der Versicherer hat aufgrund der positiven Abwicklung der Schadenfälle in den letzten Jahren die Schadenrückstellungen im Segment Nichtleben von internen und externen Spezialisten überprüfen lassen, teilte die Nationale am Freitag mit. Die Analysen hätten ergeben, dass aufgrund der vorsichtigen Reservierungsverfahren sowie der geänderten Regulierungspraxis insbesondere bei Körperschäden – etwa mit Fällen des Bereichs Halswirbelsäule (Schleudertrauma) – eine Reduktion der Schadenrückstellungen angezeigt ist. Die nun angekündigte Reserve-Auflösung schlägt voll auf den Vorsteuergewinn durch, wie CFO Thomas Widmer an einer Telefonkonferenz am (heutigen) Freitag sagte.

Reservierungspolitik und Schadenpraxis erlauben Reserve-Auflösung
«Die Halswirbelsäulen-Schäden waren bis Mitte des letzten Jahrzehnts ein grosses Thema», so CEO Hans Künzle. «Hierfür haben wir auch 2005 noch Nachreservierungen vorgenommen.» Danach habe sich die Rechtspraxis geändert und die Fälle hätten für Versicherer deutlich besser abgeschlossen werden können als angenommen. «Wir gehören auch nach der Auflösung dieser Reserven noch zu den reservenstärksten Schweizer Versicherern», so der CEO.

Unveränderte Dividendenpolitik – Behandlung a.o. Beitrag offen

Grundsätzlich verändere sich die Dividendenpolitik nicht, hiess es weiter. «Wir halten an unserer Ausschüttungsquote von 35-50% des ordentlichen Ergebnisses fest», sagte CFO Widmer. «Die Behandlung der Reserve-Auflösung in der Dividende ist noch offen», ergänzte CEO Künzle. Er erinnerte jedoch daran, dass eine solide Eigenkapitalbasis erste Priorität geniesse.

Weiter wird im Finanzbericht 2011 der Einfluss aus dem geänderten IFRS-Standard IAS 19 (Leistungen an Arbeitnehmer, insbesondere Personalvorsorge) offengelegt. Diese im Juni 2011 vom International Accounting Standards Board (IASB) beschlossene Änderung sei spätestens ab dem Geschäftsjahr 2013 anzuwenden.

Revision von IAS belastet Eigenkapital
Dabei sei die von der Nationale Suisse angewandte sogenannte Korridor-Methode nicht mehr zulässig. Die mit dieser Methode noch nicht erfassten Positionen (vor allem die sogenannten versicherungsmathematischen Gewinne/Verluste) müssten bei Anwendung des geänderten Standards direkt dem Eigenkapital belastet werden.

Würde die IAS 19 Bestimmung bereits per Ende 2011 angewendet, dann hätte dies nach Berücksichtigung latenter Steuern eine Reduktion des Konzerneigenkapitals von rund 120 Mio CHF zur Folge. Diese Belastung sei insbesondere auf Personalvorsorgelösungen zurückzuführen, welche unter IFRS als Leistungsprimat beurteilt werden. Es sei noch offen, ob die Belastung des Eigenkapitals in der Rechnung 2012 oder 2013 gemacht werde, so CFO Widmer.

Detaillierte Zahlen am 28. März

Per Mitte 2011 wies die Nationale Suisse im Nichtleben-Geschäft Schadenrückstellungen von insgesamt 1,55 Mrd CHF netto aus. Das Eigenkapital belief sich auf 749 Mio. Die Solvency 1 Ratio betrug 227,7%. Für das Geschäftsjahr 2010 wurde eine Dividende von 1,50 CHF je Aktie ausgeschüttet, was einer Ausschüttungsquote von 36% entsprach. Das Unternehmen legte den Jahresabschluss 2011 am 28. März 2012 vor.

Aktie leicht fester
Die Nationale-Suisse-Aktie zeigt sich bis gegen 10.45 Uhr in einem gut gehaltenen Markt leicht fester. Der Titel steigt bei hohen Umsätzen um 1,4% auf 33,30 CHF. Der Gesamtmarkt, gemessen am SPI, zieht um 0,22% an. Finanzanalysten beurteilen die Reserve-Auflösung als «positiv» bis «erheblich». Es wird jedoch vermerkt, dass mit dem zusätzlichen Gewinn das Eigenkapital gestärkt werden sollte. (awp/mc/ps)

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