Natixis: Covid-19 vergrössert Erwartungslücke bei Anlagerenditen
Zürich – Laut einer weltweit durchgeführten Umfrage von Natixis Investment Managers unter 8550 Privatanlegern sind die Renditeerwartungen im Zuge der Corona-Pandemie kräftig angestiegen. Die Befragung von Anlegern mit einem investierbaren Vermögen von mehr als 100.000 US-Dollar ergab, dass sie angesichts zweistelliger Renditen im Jahr 2020 optimistisch gestimmt sind und im Durchschnitt langfristig eine reale Rendite von 14,5 Prozent erwarten. Vergleicht man die Erwartungshaltung der Anleger mit den Einschätzungen von Finanzprofis, so klafft zwischen den Ansichten beider Gruppen eine erhebliche Lücke. Finanzberater halten gegenwärtig reale Renditen von 5,3 Prozent für realistisch. Infolgedessen liegt die globale Erwartungslücke langfristig bei 174% bzw. 53 Prozentpunkte höher als im Jahr 2020.
Die Erwartungen der Anleger sind von den finanziellen Ängsten abgekoppelt Um höhere Renditen zu erzielen, sind die Anleger offenbar eher bereit, Risiken einzugehen. Mehr als die Hälfte (53%) der Anleger in Europa geben an, dass sie gerne Risiken eingehen, um voranzukommen. Fast sieben von zehn (66%) anerkennen, dass Marktbewegungen von 10% nach oben oder unten ein normales Ereignis sind, und eine ähnliche Anzahl (64%) glaubt, dass Volatilität eine Chance für das Wachstum ihres Vermögens darstellt.
Allerdings geben drei Viertel (76%) der Anleger in Europa an, dass sie Sicherheit der Anlageperformance vorziehen, wobei mehr als die Hälfte (52%) glaubt, dass Volatilität ihre Spar- und Anlageziele untergräbt. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, warum die Volatilität trotz der potenziellen Chancen zu den grössten Risikosorgen (32%) zählt, neben einer langsamen wirtschaftlichen Erholung (36%) und niedrigen Zinsen (31%). Interessanterweise zählt für Schweizer Investoren die Inflation für 35% der Befragten zu den drei grössten Sorgen. Die langfristigen Auswirkungen der öffentlichen Ausgaben des Bundes belasten die Investoren ebenfalls, da ein Viertel (24%) der Befragten mögliche Steuererhöhungen als drohendes Risiko bezeichnet.
Timo H. Paul, Head German Speaking Switzerland von Natixis Investment Managers, erklärt: «Die derzeitige Marktstimmung deutet darauf hin, dass die Anleger auf frisch gestärkte Volkswirtschaften hoffen, um mit der ’neuen Normalität› ein angemessenes Gegengewicht zu den Herausforderungen des vergangenen Jahres zu schaffen. Während die Anleger grosse Erwartungen an die Anlagelandschaft nach der Corona-Pandemie haben, zeigt unsere Umfrage einen anhaltenden Wunsch nach Sicherheit gegenüber der Anlageperformance. Fundamentale Bedenken hinsichtlich der Volatilität könnten die Anleger auf eine harte Probe stellen, wenn sie mit Marktturbulenzen konfrontiert werden.»
Europa: Anleger definieren die «durchschnittliche» COVID-Erfahrung
Den Menschen in Europa erging es während der Pandemie besser als in anderen Regionen: sechs von zehn berichten, dass sie keine Auswirkungen durch COVID-19 erlebt haben. Sie berichten von Infektionsraten von 7 % für Einzelpersonen und 10 % für ihren Haushalt, mit moderaten finanziellen Auswirkungen der Pandemie.
Die Kombination aus schnellem Handeln der politischen Entscheidungsträger und einem höheren Einkommensniveau der Befragten führte dazu, dass nur 7 % der Investoren ihren Arbeitsplatz oder ihr Unternehmen für einen Teil des Jahres verloren hatten. Zudem verlor weniger als jeder Fünfte (19 %) sein Haushaltseinkommen. Die finanziellen Aussichten wurden auch durch durchschnittliche Investitionsrenditen von 11,2 % über der Inflation begünstigt. Infolgedessen glauben nur 11% der Europäer, dass sie während der Pandemie einen signifikanten Rückschlag in ihrer finanziellen Sicherheit erlitten haben – die niedrigste Zahl in allen Regionen.
Die Stimmung in Europa ist positiver als in Asien und Lateinamerika. Sechs von zehn Anlegern geben an, dass sie sich in Bezug auf ihre Finanzen eher sicher als gestresst fühlen, und insgesamt geben zwei Drittel an, dass sie hinsichtlich ihrer finanziellen Sicherheit zuversichtlich sind, am deutlichsten in Deutschland (74%), den Niederlanden (78%), der Schweiz (70%) und Grossbritannien (71%).
Anleger ziehen aus der Pandemie wichtige Lehren für Investitionen und persönliche Finanzen
Abgesehen von den Risikobedenken teilen die Anleger auch eine breite Palette von finanziellen Ängsten. Auf die Frage nach den grössten, nannten die Umfrageteilnehmenden in Europa ganz oben auf der Liste eine grosse, unerwartete Ausgabe (30 %). Diese Art von Überraschung war es, welche die Anleger im Jahr 2019 am meisten beunruhigte, aber das aktuelle Umfeld hat die finanziellen Ängste für viele neu definiert.
Während die Umfrage die verschiedenen finanziellen Ängste der Anleger aufdeckte, hat die globale Pandemie ihnen geholfen, eine Vorgehensweise zu erkennen, um besser auf die nächste Krise vorbereitet zu sein. Auf die Frage, was sie aus der Pandemie gelernt haben, verweisen die meisten darauf, dass sie sich mit wichtigen Fragen der persönlichen Finanzen auseinandersetzen. Fast zwei Fünftel (39%) sagen, dass sie gelernt haben, wie wichtig es ist, ihre Ausgaben unter Kontrolle zu halten. 23% hätten gelernt, dass es entscheidend ist, emotionale Investitionsentscheidungen zu vermeiden und ein Notfall-Sparkonto zu haben (20%).
Ein Augenmerk auf die globalen Investitionsgewohnheiten über die Generationen hinweg In Anbetracht der hohen Renditen, die Anleger im Jahr 2020 erzielten, haben 50 % der Befragten als Folge von Covid-19 keine Änderungen an ihren Anlagekonten vorgenommen.
Millennials waren die Gruppe, die am Ehesten Anpassungen vorgenommen hatte: 74 % der Befragten nahmen einige Änderungen an ihren Anlagekonten vor. Diese Zielgruppe erhöhte ihre Investitionen als Folge der Pandemie (23% vs. 19% insgesamt), verstärkte ihre Online-Handelsaktivitäten (32% vs. 23% insgesamt) und erhöhte die Handelsaktivitäten durch ihren Berater (24% vs. 18% insgesamt). Selbst als sie ihre Handelsaktivitäten erhöhten, gaben weniger als 10% (9%) weltweit an, dass sie Margin-Konten eröffneten, um diese Bemühungen zu finanzieren.
Während Millennials am ehesten ihre Investitionen und Handelsaktivitäten erhöhten, war es auch wahrscheinlicher, dass sie Abhebungen von Spar- und Anlagekonten vornahmen (24% vs. 19%) – eine Zahl, die sich mit den 28% deckt, die angaben, ihr Haushaltseinkommen verloren zu haben, und den 12%, die ihren Job oder ihr Geschäft zumindest für einen Teil des Jahres als Folge von Covid-19 verloren hatten.
Timo H. Paul fügt hinzu: «Die Pandemie war ein Stresstest, sowohl für die persönlichen Finanzen als auch für die Weltwirtschaft. Etliche Anleger ziehen die Lehren und werden nach dem Ende der Pandemie und dem Beginn des laufenden Aufschwungs Chancen sehen, ihr Vermögen zu vermehren. In Zukunft müssen die Anleger jedoch sorgfältig abwägen, welche Ergebnisse sie realistischerweise erhoffen können, um diese Erwartungen mit einer sorgfältigen Risikotoleranz zu rationalisieren.» (Natixis/mc)
Vollständiger Bericht der Natixis Global Individual Investor Survey 2021 «The Next Normal»