Rückversicherer: Natur-Katastrophe drückt Gewinne

Ulrich Wallin

Hannover Rück-Konzernchef Ulrich Wallin.

Hannover – Das Erdbeben und der Tsunami in Japan drücken wie erwartet stark auf die Gewinne der Rückversicherer. Der Branchenprimus Munich Re rechnet nach Angaben vom Dienstagabend mit Kosten von rund 1,5 Milliarden Euro vor Steuern und nahm jetzt auch offiziell das bisherige Ziel zurück – zuvor war der Konzern von einem Überschuss in Höhe von 2,4 Milliarden Euro im laufenden Jahr ausgegangen.

Mit einem solchen Schritt hatten Experten bereits gerechnet. Den Gewinn des drittgrössten Branchenvertreters, der Hannover Rück, wird die Naturkatastrophe ersten Berechnungen zufolge mit 250 Millionen Euro vor Steuern belasten, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Die Swiss Re hatte wiederum ihren Schaden Anfang der Woche auf umgerechnet rund 850 Millionen Euro beziffert. Damit summieren sich die Schadensschätzungen der weltweit drei grössten Rückversicherer auf rund 2,6 Milliarden Euro. Mit den sonst oft üblichen Schätzungen für den versicherten Gesamtschaden nach einer Naturkatastrophe halten sich die Versicherer aktuell noch zurück. «Aufgrund der Komplexität des Ereignisses liegt eine verlässliche Aussage für einen Gesamtmarktschaden für die Versicherungswirtschaft noch nicht vor», hiess es zum Beispiel bei der Hannover Rück.

Erste Schadensschätzungen der japanischen Regierung
Unterdessen gab die japanische Regierung eine erste Schätzung für die Schäden des verheerenden Erdbebens und Tsunamis ab. Diese könnten sich demzufolge auf 15 bis 25 Billionen Yen (rund 220 Mrd Euro) belaufen. Das wären deutlich mehr als beim Erdbeben von Kobe im Jahr 1995, als sich die Schäden auf zirka 10 Billionen Yen beliefen. In der Schätzung seien die Schäden an Strassen, Häusern, Fabriken und anderen Bauobjekten berücksichtigt. Nicht enthalten seien indes Kosten für die Atomkatastrophe. Von dieser ist die Versicherungsbranche im Übrigen kaum getroffen, da die nukleare Risiken grösstenteils nicht versichert werden, sondern vom Betreiber oder vom Staat getragen werden.

Hannover Rück behält Details noch zurück
Die Hannover Rück wollte sich am Mittwoch noch nicht zu den konkreten Auswirkungen auf das Gewinnziel äussern. «Detailliertere Informationen zum laufenden Geschäftsjahr gibt die Hannover Rück am 3. Mai im Rahmen ihrer Berichterstattung zum ersten Quartal», hiess es lediglich. Unternehmenschef Ulrich Wallin hatte vor dem Beben in Japan einen Gewinn von rund 650 Millionen Euro im laufenden Jahr in Aussicht gestellt, dabei allerdings gesagt, dass es im weiteren Jahresverlauf nicht mehr zu aussergewöhnlich vielen Grossschäden kommen darf.

2011 wird hartes Jahr für Rückversicherer
In der bisherigen Prognose hatte Wallin allerdings aus Grossschäden nur mit Belastungen von rund 530 Millionen Euro gerechnet. Davon haben nach bisherigen Schätzungen alleine das Erdbeben in Neuseeland und die Überschwemmungen in Australien bis zu 250 Millionen Euro verschlungen. Jetzt kommen noch die 250 Millionen Euro aus dem Beben in Japan dazu. Viel darf also dieses Jahr nicht mehr passieren. Schon jetzt ist absehbar, dass Grossschäden die Rückversicherer im laufenden Jahr so stark belasten wie selten zuvor.

Ungewöhnlich viele Naturkatastrophen
Bereits 2010 hatte es vor allem in der zweiten Jahreshälfte ungewöhnlich viele Naturkatastrophen und andere Grossschäden gegeben. Die Hannover Rück hatte im vergangenen Jahr insgesamt 662 Millionen Euro für Grossschäden verbucht. Höhere Belastungen musste Hannover Rück bisher nur in den Jahren 2001 und 2005 verkraften, als vor allem die Anschläge auf das World Trade Center und zahlreiche Wirbelstürme wie «Katrina» in den USA das Ergebnis belasteten.

Munich Re-Aktie verliert deutlich an Wert
Am Aktienmarkt wurden die aktuellen Schadenschätzungen der Munich Re und Hannover Rück negativ aufgenommen. Vor allem die im Dax notierte Aktie der Munich Re verlor kräftig an Wert, nachdem sie sich zuletzt etwas von ihren heftigen Kursverlusten infolge des Bebens in Japan erholt hatte. Sie sackte in den ersten Handelsminuten um 2,27 Prozent auf 107,50 Euro ab. Händlern zufolge fiel die Schadensschätzung etwas höher aus als am Markt erwartet. Das Papier der Hannover Rück büsste knapp ein Prozent auf 38,385 Euro an Wert ein. (awp/mc/ss)

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