Negativzinsen: Zahlungen an die SNB drücken Ertragskraft der Schweizer Banken um über 13 Prozent

Thomas von Hohenhau, Leiter des Schweizer Geschäfts von Deposit Solutions

Zürich – Die Negativzinsen belasten die Banken in der Schweiz und im übrigen Europa. Das FinTech-Unternehmen Deposit Solutions hat nun ermittelt, wie viel die Banken dieser Strafzins bislang gekostet hat, und erstmals berechnet, wie stark sich dies auf die Ertragskraft der Banken niederschlägt.

Das Ergebnis: Seit der Einführung der Negativzinsen im Jahr 2015 bis Ende 2018 mussten die Banken in der Schweiz rund 6,3 Milliarden Schweizer Franken an Negativzinsen an die Schweizerische Nationalbank (SNB) bezahlen. Das hat klar negative Auswirkungen auf ihre Ertragskraft: Im Jahr 2017 etwa entspricht die Summe der Negativzinszahlungen einer Minderung des Vorsteuergewinns der Banken um über 13 Prozent. In der Eurozone liegen bereits Daten für das Jahr 2018 vor. Hier wirkten sich die Negativzinsen um vergleichsweise geringe -4,3 Prozent auf die Profite der Banken aus.

Negativzinsbelastung für die Banken nimmt weiter zu

Die Analyse von Deposit Solutions zeigt auch: Die Negativzinsbelastung für die Banken nimmt weiter zu. 2019 wird ein Anstieg der Zinszahlungen auf ein Rekordniveau erwartet: Im ersten Quartal dieses Jahres mussten die Schweizer Banken bereits rund 550 Millionen Schweizer Franken an Negativzinsen begleichen. Auf das Gesamtjahr 2019 hochgerechnet sind etwa 2,2 Milliarden Schweizer Franken zu erwarten (Vorjahr: 1,9 Milliarden Schweizer Franken), was einem Anstieg von 16 Prozent entspricht.

„Schweizer Banken leiden unter den Negativzinsen besonders stark. Das zeigt auch der Vergleich zur Eurozone: Die Zahlungen der hiesigen Banken an die SNB entsprechen rund einem Viertel dessen, was die gesamte Eurozone an die EZB bezahlen muss – und dies obwohl die SNB den Schweizer Banken einen Freibetrag gewährt», sagt Thomas von Hohenhau, der das Schweizer Geschäft von Deposit Solutions leitet.

Open Banking zur Anbindung von Drittbanken

Die Eurozone-Banken haben bereits mehr als EUR 21 Milliarden an Negativzinsen an die Europäische Zentralbank (EZB) überwiesen. Allein im Jahr 2018 summierten sich die Zahlungen an die EZB auf rund 7,5 Milliarden Euro – das sind durchschnittlich 21 Millionen Euro am Tag. Der grösste Anteil dieser Zahlungen (69 Prozent seit 2016) wird von den deutschen, französischen und niederländischen Banken geleistet.

 „Es gibt Geschäftsmodelle, die dem Negativzins stärker ausgeliefert sind als andere“

Dr. Tim Sievers, CEO und Gründer von Deposit Solutions

Wie sehr eine Bank von den Negativzinsen belastet wird, hängt nicht vom Volumen der Einlagen ab, die sie hält, sondern von ihrer Fähigkeit diese zu bewirtschaften: „Es gibt Geschäftsmodelle, die dem Negativzins stärker ausgeliefert sind als andere.

Eine Bank, die sich als Plattform aufstellt, kann ihren Kunden anbieten, Einlagenprodukte von Drittbanken zu nutzen und dabei die Kundenbeziehung erhalten. Öffnet sich eine Bank jedoch nicht, kann sie höchstens an der Gebührenschraube drehen oder Kundengelder versuchen aktiv loszuwerden, um die zusätzliche Ertragsbelastung abzufedern“, sagt Dr. Tim Sievers, CEO und Gründer von Deposit Solutions. „Banken, die Open Banking in ihre Geschäftsstrategie integrieren, können über Einlagenprodukte von Drittbanken mehr Geschäft mit den eigenen Kunden machen und neue Kunden hinzugewinnen.

Die Aussicht, gleichzeitig die Negativzinsbelastung zu mindern, dürfte für viele Banken ein sehr willkommener Nebeneffekt sein. Statt Gelder teuer bei der EZB zu platzieren, können sie diese kundenfreundlich und bilanzschonend an andere Institute vermitteln.“

Open Banking gewinnt im europäischen Einlagengeschäft immer mehr an Bedeutung. Bereits mehr als 90 Banken nutzen die Plattform von Deposit Solutions, um ihren Kunden Einlagenprodukte von Drittbanken anzubieten oder selbst Privatkundeneinlagen einzusammeln – allein 40 von ihnen kamen in den vergangenen 12 Monaten hinzu. (Deposit Solutions/mc/hfu)

Über Deposit Solutions:
Deposit Solutions ist ein weltweit anerkanntes FinTech-Unternehmen, das die erste Open-Banking-Plattform für Spareinlagen betreibt. Mit seiner Technologie hat das Unternehmen eine neue Infrastruktur für den weltweit 50 Billionen US-Dollar großen Einlagenmarkt entwickelt, von der Banken ebenso wie Anleger profitieren. Deposit Solutions hat bereits mehr als 90 Banken aus 16 Ländern an seine Plattform angeschlossen. Zusätzlich vermarktet das Unternehmen über die Vertriebskanäle ZINSPILOT und Savedo ausgewählte Einlagenprodukte seiner Partnerbanken direkt an Sparer. 2011 von Dr. Tim Sievers gegründet, beschäftigt Deposit Solutions heute über 300 Mitarbeiter und hat neben seinem Hauptsitz in Hamburg Büros in Berlin, London, Zürich und New York. Führende Tech-Investoren wie e.ventures, Vitruvian Partners, Greycroft, FinLab, Kinnevik, Peter Thiel, Top Tier Capital Partners, Apeiron Investment Group und der Angel Investor Stefan Wiskemann sind an Deposit Solutions beteiligt. Weitere Informationen finden Sie unter: www.deposit-solutions.com

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