Falciani-Prozess nach Auftakt bis Dienstag unterbrochen

Falciani-Prozess nach Auftakt bis Dienstag unterbrochen
Hervé Falciani. (Archivbild)

Hervé Falciani: Whistleblower oder Bankdatendieb?

Bellinzona – Am Montag ist am Bundesstrafgericht der Stuhl des Angeklagten Hervé Falciani erneut leer geblieben. Der Prozess gegen den mutmasslichen Datendieb begann im zweiten Anlauf holprig, eine Befragung der Zeugen findet erst am Dienstag statt.

Das Gericht stellte am Montagmorgen fest, dass die Beweismittel ausreichend sind, um den Prozess auch in Abwesenheit von Falciani zu beginnen. Dem ehemaligen HSBC-Mitarbeiter war vom Gericht ein sogenanntes «Freies Geleit» angeboten worden, mit dem er in die Schweiz hätte reisen können, ohne festgenommen zu werden.

Am Dienstag sollen die ersten Zeugen vor Gericht aussagen – unter anderem die Polizisten, welche mit der Untersuchung des Falls Falciani beauftragt waren. Ausserdem werden Mitarbeiter der Bank HSBC sowie eine ehemalige Lebensgefährtin Falcianis im Zeugenstand erwartet.

Nach der Zeugenbefragung wird der Antrag der Staatsanwaltschaft folgen. Die Plädoyers der Verteidigung und der Zivilparteien könnten erst am Donnerstag oder in der kommenden Woche beginnen.

Falciani bleibt in Frankreich
Dem ehemaligen IT-Mitarbeiter wird in der Anklageschrift des Bundesstrafgerichts wirtschaftlicher Nachrichtendienst, unbefugte Datenbeschaffung, Verletzung des Fabrikations- und Geschäftsgeheimnisses und die Verletzung des Bankgeheimnisses vorgeworfen.

Zu Prozessbeginn forderte die Staatsanwaltschaft, dass ein gefilmtes Interview, welches Falciani am 28. Oktober in Divonne (F) gab, als Beweis aufgenommen wird. Das Gericht lehnte dies nach einer Unterbrechung jedoch ab.

Vor Medienvertretern hatte Falciani in Divonne erneut bekräftigt, dass er nicht vor dem Bundesstrafgericht erscheinen werde. «In der Schweiz fehlen meiner Ansicht nach die Voraussetzungen für einen fairen und ausgeglichenen Prozess», sagte Falciani in der vergangenen Woche. Es handle sich nur um eine «Arena», in der es darum gehe, den «Schein» zu wahren, so der in Monaco geborene Ex-Informatiker. (awp/mc/ps)

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