Zürich – Welche Anlageklassen und Sektoren weisen Gefahren auf? Wie entwickeln sich Finanzblasen und Ansteckungsrisiken? Auf diese Fragen gibt der monatliche Report des Financial Crisis Observatory (FCO) Auskunft. Der Report entsteht in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Entrepreneurial Risks der ETH Zürich sowie der Systematic Investment Management AG (SIMAG), einer Investmentboutique in Zürich.
Der monatlicher Report des Financial Crisis Observatory (FCO) wird weltweit von mehr als 600 Institutionen genutzt. Dazu gehören Universitäten, Think Tanks, Staatsfonds, Hedgefonds, Family Offices, Privatbanken und Pensionskassen. Der Report liefert ein Gesamtbild in Bezug auf wachsende Blasen und Instabilitäten an den Finanzmärkten für Chief Investment Officers, Senior Researchers, Fondsmanager und unabhängige Finanzberater sowie alle Beteiligten, die sich für die Anlageperformance oder Finanzmarktrisiken interessieren. Der Bericht ist das Ergebnis einer umfassenden Analyse der historischen Zeitreihen von rund 450 aggregierten Assets wie Aktien- oder Bondindizes und gegen 850 Einzelaktien. Die Vermögenswerte bestehen aus Anleihen-, Aktien- und Rohstoffindizes sowie einer Auswahl von Währungspaaren.
Weiterhin geringe Blasenbildung
«Anfang November ist eine weiterhin geringe Blasenbildung zwischen den verschiedenen analysierten Anlageklassen festzustellen. Einzig für die S&P 500 VIX Futures sehen wir eine starke positive Blasenaktivität. Das bedeutet, dass der Markt anfälliger für plötzliche Volatilitätsschocks werden könnte», erklärt Didier Sornette, Professor für Entrepreneurial Risk an der ETH Zürich, wo er auch Direktor des Financial Crisis Observatory ist. Innerhalb der Aktiensektoren hat die Analyse in diesem Monat vier Branchengruppen mit einem auffälligen Wert bezüglich Blasenbildung herausgefiltert: Einzelhandel, Immobilien, Telekom-Dienstleistungen und Versorgungsunternehmen.
Makroökonomische Risiken
Der Report enthält auch eine Sektion, der sich mit Fragen der makroökonomischer Ansteckungsgefahren beschäftigt. Dabei wird vor allem die zentrale Bedeutung Chinas für die Welt hervorgehoben: Chinas Wirtschaftswachstum ist aufgrund interner Probleme, aber auch aufgrund der Verlangsamung des Welthandels auf ein 30-Jahres-Tief gefallen. Mit der Verlangsamung eines so grossen Marktes geraten auch exportorientierte Volkswirtschaften wie etwa Deutschland unter Druck. Von Deutschland aus könnte sich die Ansteckung leicht auf viele osteuropäische Länder ausweiten.
Auch kommt im Report die Frage nach der Rolle der Zentralbanken zur Sprache: So werde das Geld aus neuen Unternehmenskrediten weniger in die Realwirtschaft investiert als vielmehr für den Rückkauf eigener Aktien oder für den Erwerb von Finanzanlagen verwandt, wodurch der System Leverage weiter steigen würde. Das werde solange anhalten, wie die Zinsen niedrig oder negativ blieben. Dietmar Peetz von der SIMAG warnt in diesem Zusammenhang, dass die Notenbanken durch ihre Zinspolitik immer mehr institutionelle Investoren zwingen, Illiquiditätsrisiken einzugehen «Dass die Illiquiditätsprämien so tief gesunken sind, ist ein typisches Phänomen in der Spätphase des Kreditzyklus», erklärt Dietmar Peetz, Head Investment Management bei der SIMAG. Viele könnten überrascht werden, wie schnell es im Falle einer Rezession zu einem Repricing kommen könnte, führt Peetz weiter aus.
Fazit und Ausblick
Das nächste Jahr wird ein Jahr werden, in dem das Vermeiden der gefährlichsten Finanzblasen einen Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg machen könnte. Viele Aktienindizes befinden sich auf oder in der Nähe von historischen Höchstständen. Aber die Märkte ringen damit, ihre Aufwärtsdynamik aufrechtzuerhalten, so dass in den nächsten Monaten die Performance-Schere zwischen Länder- und innerhalb von Aktiensektoren noch weiter aufgehen könnte. (mc/pg)