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Zürich – Die andauernde Niedrigzinsphase bedroht die Profitabilität der Schweizer Retailbanken und setzt die Zinsmarge der Schweizer Institute erheblich unter Druck. Wie die Managementberatung zeb, Beratungsspezialist der europäischen Financial-Services-Industrie, in einer Analyse für die Schweiz feststellte, ist die Zinsmarge Schweizer Retailbanken seit dem Jahr 2007 von 161 Basispunkten auf 123 Basispunkte im Jahr 2013 zurückgegangen.
Der negative Trend hat sich auch in jüngster Zeit fortgesetzt – allein zwischen den Jahren 2012 und 2013 ist die Marge um weitere drei Basispunkte gesunken. Für die nähere Zukunft erwartet zeb, dass sich die Margenerosion im Schweizer Retailbanking fortsetzt: Simulationen zeigen, dass die Durchschnittsmarge bei konstanten Trends bis 2017 auf dann ca. 108 Basispunkte sinken dürfte.
Gefahr, bis 2017 die eigenen Kapitalkosten nicht mehr decken zu können
Heinz Rubin, geschäftsführender Partner von zeb.Schweiz, erläutert: „Die Erosion der Zinsmarge ist bedrohlich, da eine typische Schweizer Retailbank 70-80 % ihrer Bruttoerträge im Zinsdifferenzgeschäft erwirtschaftet. Unsere Berechnungen lassen befürchten, dass diese Banken im Jahr 2017 kaum noch in der Lage sein werden, die eigenen Kapitalkosten zu decken. Jetzt kommt es darauf an, möglichst schnell gegenzusteuern, zumal der Rentabilitätsdruck auf die Institute in den nächsten Jahren auch aus anderer Richtung weiter steigen wird. Erwähnen möchte ich nur die verschärften Liquiditätsanforderungen sowie zukünftig deutlich steigende Eigenmittelanforderungen.“
Starke Anreize für Volumenausweitung vor allem im Hypothekengeschäft
Im anhaltenden Niedrigzinsumfeld ist es bei kurz- und mittelfristigen Marktzinsen von nahezu 0 % kaum noch möglich, im Einlagengeschäft eine positive Marge zu erzielen. Aktuell liegen die Neugeschäftsmargen von vielen Instituten bei zahlreichen Produkten – zu nennen sind hier insbesondere Vorsorgekonten – sogar im negativen Bereich. Demgegenüber ist die Marge im Kreditgeschäft und insbesondere im Hypothekargeschäft im gleichen Zeitraum konstant geblieben oder leicht gestiegen. Dies setzt – in Kombination mit sehr geringen Kreditausfallraten – starke Anreize für eine Volumenausweitung insbesondere im Hypothekargeschäft. Diese Strategie ist jedoch aus Sicht von zeb vor dem Hintergrund der regulatorischen Herausforderungen im Hypothekargeschäft und der Risiken am Immobilienmarkt kein gangbarer Weg für die Zukunft.
Unterschiedliche Ergebnisse der Banken
Die Analyse von zeb zeigt, dass es grosse Streuungen zwischen den Banken gibt und einige Institute trotz eines allgemeinen, negativen Trends einträgliche Margen erzielen. So erwirtschafteten die besten 10 % der Schweizer Banken im Jahr 2013 eine Zinsmarge von 140 Basispunkten, während die schlechtesten 10 % nur 100 Basispunkte erreichten. Erfolgreiche Banken haben ihre Bilanzen konsequent auf die Krisensituation „Niedrigzins“ vorbereitet und verwenden moderne Steuerungsinstrumente, um dieses Risiko zu managen. Andere Banken wiederum setzen auf rasch steigende Zinsen in der Schweiz und sehen hier geringeren Handlungsbedarf. Dies zeigt sich in den sehr unterschiedlichen Ergebnissen der Banken – obwohl das Umfeld sämtliche Banken gleich unter Druck setzt.
Dr. Roger Stettler, Manager bei zeb und Initiator der aktuellen zeb-Zinsmargenanalyse, analysiert abschliessend: „Eine nachhaltige Verbesserung der Ertragslage im Zinsmargengeschäft wird sich erst dann einstellen, wenn die gesamte Zinskurve wieder ansteigt. Da die Kapitalmarktzinsen in der Schweiz seit 2008 praktisch vollständig mit den Euro- und US-Dollar-Zinsen korrelieren, hängt eine Verbesserung der Lage für die Schweizer Retailbanken von nicht beeinflussbaren Entwicklungen in diesen Währungs- und Wirtschaftsräumen ab. In der Zwischenzeit werden Schweizer Retailbanken alle Hebel in Bewegung setzen müssen, um das andauernde Niedrigzinsumfeld durch intelligente Massnahmen möglichst ohne grosse Einschnitte in den eigenen Häusern zu überstehen.“ (zeb/mc/pg)