Washington – Der nominierte Fed-Chef Jerome Powell hat offenbar nicht vor, viel an der geldpolitischen Linie der amerikanischen Notenbank Fed zu ändern. Darauf deutet seine Rede hin, die er am Dienstagmorgen (Ortszeit) vor dem Bankenausschuss des US-Senats in Washington halten wird. Falls er als Fed-Vorsitzender bestätigt würde, versuchte er mit seinen Kollegen in der Notenbank, die Wirtschaft weiter in Richtung vollständige Erholung zu unterstützen, heisst es in der Stellungnahme, die bereits in der Nacht veröffentlicht wurde.
«Unser Ziel ist es, einen starken Arbeitsmarkt zu erhalten mit einer Inflation, die sich auf unser Ziel hinbewegt. Wir erwarten, dass die Zinsen etwas weiter steigen und dass die Grösse unserer Bilanz schrittweise schrumpft», heisst es in der Stellungnahme. Die Äusserungen entsprechen im wesentlichen der Linie der jetzigen Fed-Chefin Janet Yellen, deren Mandat im Februar endet. Powell wurde von US-Präsident Donald Trump als ihr Nachfolger vorgeschlagen, der US-Senat muss die Personalie bestätigen.
Flexibilität beibehalten
«Obwohl wir uns darum bemühen, den geldpolitischen Kurs so vorhersehbar wie möglich zu machen, kann die Zukunft nicht mit Sicherheit vorhergesehen werden. Deshalb müssen wir die Flexibilität beibehalten, um unsere Politik an die wirtschaftliche Entwicklung anzupassen», ergänzte Powell. Die Aussagen stehen im Gegensatz zu Forderungen einiger Fed-Kritiker, die der Notenbank eine regelgebundenere Geldpolitik verschreiben wollen. Als Beispiel dafür gilt die «Taylor-Regel», die den geldpolitischen Kurs nach zentralen Wirtschaftsgrössen vorgibt. Ihr Erfinder, der Ökonom John Taylor, galt zeitweise als möglicher Kandidat für den Fed-Vorsitz. Aktuell wird spekuliert, ob er neuer Fed-Vizechef werden könnte.
In Sachen Finanzregulierung hob Powell ähnlich wie Yellen die hohe Bedeutung der Regulierung hervor, die nach der Finanzkrise verschärft wurde. Er zeigte sich jedoch offen für gezielte Anpassungen. Die Fed müsse dafür Sorge tragen, dass das Finanzsystem sowohl stabil als auch effizient bleibe. «Wir werden weiterhin angemessene Wege suchen, um regulatorische Belastungen zu mindern, während Kernreformen beibehalten werden.» Dank dieser Reformen sei das Finanzsystem weitaus stärker und widerstandsfähiger als noch vor zehn Jahren. (awp/mc/ps)