Helge J. Pedersen, Globaler Chefökonom Nordea.
Kopenhagen, Helsinki, Oslo, Stockholm – Nach einem dramatischen Sommer und Herbst 2011 mit drohender Gefahr eines erneuten Zusammenbruchs an den Finanzmärkten erscheinen die Aussichten für die Weltwirtschaft wieder etwas positiver. Dieser Optimismus beruht auf den Fakten, dass sich die Erholung der US-Wirtschaft gefestigt hat, die europäische Staatsverschuldung eingedämmt wurde und die Konjunkturabschwächung in den ständig wichtiger werdenden Schwellenländern nur von kurzer Dauer sein wird.
Während der Krise galten die nordischen Länder nicht zuletzt wegen ihrer soliden öffentlichen Finanzen sowie erheblichen Leistungsbilanzüberschüssen – mit Ausnahme von Finnland – als sichere Häfen. Dies wird auch in Zukunft der Fall sein, da die nordischen EU-Länder eine beeindruckende Erfolgsgeschichte in Bezug auf Haushaltsdisziplin und Reformen zur nachhaltigen Verbesserung ihrer Finanzpolitik aufweisen.
Nordischer Wachstumskomet
Norwegen ist zum nordischen Wachstumskometen geworden, nicht zuletzt dank einer starken Entwicklung der Inlandsnachfrage. Ein sprunghafter Anstieg neuer Arbeitskräfte, die auf den Markt drängen, wird einen erheblichen Rückgang der Arbeitslosigkeit verhindern. Die Inflation wird bei relativ moderatem Lohnwachstum auf geringem Niveau verbleiben. Die norwegische Zentralbank kann deshalb die Zinssätze bis ins Jahr 2013 niedrig halten und so eine drastische Aufwertung der NOK verhindern. Im Jahr 2013, wenn sich die globalen Wachstumsaussichten verbessern und der Markt allmählich die Zinserhöhungen in anderen Ländern einpreist, kann die norwegische Zentralbank mit einem vorsichtigen Zyklus von Zinssteigerungen beginnen.
Expansion der schwedischen Wirtschaft gestoppt
Die kräftige Expansion der schwedischen Wirtschaft endete Ende 2011 mit schrumpfenden Exporten, der Abflachung der Investitionen und der Erhöhung der Einsparungen in umsichtigen Haushalten. Die Abschwächung verringert den Bedarf an Arbeitskräften, und die Arbeitslosenquote dürfte Ende 2012 wohl auf über 8 % ansteigen. Die öffentlichen Finanzen sind ausgeglichen, werden aber im Zuge des schwachen Wachstums in den negativen Bereich gehen. Der Inflationsdruck ist moderat und wird sich noch weiter lockern. Deshalb wird die Riksbank die Zinssätze auch weiterhin senken, um die wirtschaftliche Verlangsamung abzumildern. Im weiteren Verlauf dieses Jahres wird die verbesserte globale Nachfrage die Exporte erhöhen, so dass ab Mitte 2012 die Wirtschaft wieder expandieren und passable Wachstumszahlen sowie eine erhöhte Beschäftigung im Jahr 2013 erzielen wird, sobald die Riksbank wieder mit der Anhebung der Zinsen beginnt.
Posoitivere Tendenzen in Dänemark
Die dänische Wirtschaft zeigt positivere Tendenzen: Die Arbeitslosenquote fällt, die Verbraucher sind positiver eingestellt, die Erwartungen in Bezug auf die Zukunft des Verarbeitenden Gewerbes steigen ständig und die Exporte sind höher denn je. Vor diesem Hintergrund prognostizieren wir eine allgemeine Expansion der dänischen Wirtschaft von 1¼ % in diesem Jahr, die 2013 sogar auf 1¾ % steigt. Die grösste Herausforderung für die dänische Wirtschaft stellt zweifellos der Immobilienmarkt dar, weil der drastische Rückgang der Immobilienpreise im 4. Quartal Grund zur Sorge gibt. Dennoch liegen die langfristigen Aussichten für Immobilienpreise auf «fairem“ Niveau, und wir gehen deshalb von einer Stabilisierung des Immobilienmarktes im Laufe des Gesamtjahres 2012 aus.
Verringertes Rezessionsrisiko in Finnland
Die Wirtschaftsaktivität in Finnland soll sich im ersten Halbjahr 2012 voraussichtlich abschwächen, um dann in der 2. Hälfte des Jahres wieder an Schwung gewinnen. Das Risiko einer erneuten Rezession hat sich verringert, und wir haben deshalb unsere Wachstumsaussichten leicht auf 0,5 % für 2012 und auf 2 % für 2013 erhöht. Das gedämpfte Wachstum in diesem Jahr hängt insbesondere mit der Inlandsnachfrage sowie dem leicht angestiegenen Verbrauch zusammen. Im Jahr 2013 werden die Nettoexporte aufgrund der vorhergesagten Erholung in den meisten Exportbereichen ansteigen und die Wirtschaft zusammen mit der Inlandsanfrage stärken. Das moderate Wachstum wird die Beschäftigungszahlen in diesem Jahr abschwächen, die Entstehung von Steuereinnahmen einschränken und so die Herausforderung anwachsen lassen, eine Verringerung des Finanzdefizits im öffentlichen Sektor zu erreichen. (Nordea/mc/ps)
Über Nordea
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