Indische Rupie erholt sich nach Leitzinserhöhung der indischen Notenbank.
Mumbai – An den Währungsmärkten der kriselnden Schwellenländer hat sich die Lage zum Teil entspannt. Während türkische Lira, südafrikanischer Rand und indische Rupie sich am Dienstag deutlich erholten, blieben argentinischer Peso, brasilianischer Real und russischer Rubel unter Druck. In Indien trug die überraschende Anhebung der Leitzinsen zur Beruhigung bei. Auch die Türkei hatte für die Nacht zum Mittwoch Massnahmen zur Bekämpfung des Währungsverfalls angekündigt.
Die Türkische Lira war zu Wochenbeginn auf Rekordtiefstände zum US-Dollar und zum Euro gefallen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zeigte sich zuversichtlich, dass die Türkei seine Finanzturbulenzen in den Griff bekommt. «Ich glaube, die Türkei wird das schon schaffen», sagte Schäuble in Brüssel nach Beratungen mit seinen europäischen Amtskollegen. Die Türkei wisse, dass sie «ein paar Anpassungen» machen müsse. «Das ist nicht ganz einfach», sagte Schäuble, ohne Details zu nennen.
Indien hebt den Leitzins an
Zu den Ländern, deren Währungen seit Jahresbeginn massiv an Wert eingebüsst haben, gehört auch Indien. Am Dienstag hob die indische Zentralbank trotz lahmender Konjunktur den Leitzins um 0,25 Punkte auf 8 Prozent an. Die meisten Ökonomen hatten mit einem unveränderten Zinssatz gerechnet. Notenbankchef Raghuram Rajan will damit nach eigenen Worten auch die hohe Inflation des Landes bekämpfen. Die hohen Inflationsraten schreckten Investoren ab und schwächten das Wachstum. Nach dem Willen der Zentralbank soll der Verbraucherpreisindex langfristig auf 4 Prozent sinken. Zuletzt lag er bei knapp 10 Prozent.
Die Preissteigerungen frässen das Haushaltsgeld der Konsumenten auf, erklärte Rajan. «Inflation ist auch eine Steuer, die extrem ungerecht ist, weil sie die sehr Armen am schwersten trifft.» Nur wenn die Geldpolitik die Inflation auf ein stabil niedriges Niveau bringe, könne sie nachhaltig zur Ankurbelung des Konsums und der Investitionen beitragen.
Wirtschaftswachstum halbiert
Die Wirtschaft Indiens war in den vergangenen Quartalen unterhalb von 5 Prozent gewachsen – fast eine Halbierung im Vergleich zu Vorjahren. «Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums ist zunehmend beunruhigend», sagte Rajan. Er kündigte an, den Leitsatz zu senken, wenn die Inflation schneller als erwartet nachgebe.
Weil die US-Notenbank Fed ihre Flut des billigen Geldes drosselt, ziehen Investoren massiv Mittel aus den grossen Schwellenländern ab, die in den vergangenen Jahren von der Liquiditätsschwemme profitiert hatten. Das sorgt derzeit immer wieder für heftige Turbulenzen an den Devisenmärkten. (awp/mc/pg)