EZB-Präsident Mario Draghi. (Foto: EZB)
Zürich – Die Entwicklung der internationalen Aktien- und Kapitalmärkte wird aktuell wieder stärker von den Geldfluten der Zentralbanken als von Wachstumserwartungen und Bewertungsrelationen geprägt. Schon im November waren die scharfen Oktober-Kursdellen der Aktienmärkte wieder ausgeglichen. Bereits in Gang gesetzte geldpolitische Stimuli in Japan sowie zusätzlich erwartete Stimuli in Europa bestärken uns in der Annahme, dass die positiven Trends der Aktienmärkte vorerst anhalten werden. Unser Übergewicht bei Aktien behalten wird deshalb bei.
Wirtschaftlicher Ausblick: Verhalten positiv
Die Wachstumserwartungen für die Weltwirtschaft sind unter Führung der USA, wo starke Auftragseingänge und hohe Beschäftigungszuwächse zu beobachten sind, intakt. In Europa bleibt der wirtschaftliche Ausblick nach wie vor eher schwach – auf niedrigem Niveau kommt es jedoch nicht zuletzt wegen des stark gesunkenen Ölpreises und des schwächeren Euro zu einer Stabilisierung. Aus Deutschland kamen nach einer mehrmonatigen Durststrecke bessere Zahlen (ifo-Geschäftsklima, ZEW-Indikator). Japan befindet sich zwar wieder in einer leichten Rezession; die Wahrnehmung dieser Tatsache wird jedoch von der Ausweitung der geldpolitischen Stimuli überlagert. China senkte den Leitzins von 6,0% auf 5,6%, nachdem für das chinesische Wachstum mit +7,3% die niedrigste Wachstumsrate seit fünf Jahren gemeldet worden war.
Aktien: Rückkehr in die Wohlfühlzone
Mit der Überwindung der Oktober-Kursdelle sind Aktien parallel zu wieder nachgebender Volatilität in die «Wohlfühlzone» zurückgekehrt. Der US-Aktienmarkt erreichte neue historische Höchststände. Die asiatischen Aktienmärkte – allen voran Japan, China und Indien – konnten ihre gute bis sehr gute Jahresperformance nochmals ausbauen. Beim Swiss Market Index (SMI) kommen die alten historischen Höchststände des Jahres 2007 in Griffnähe. Aus Bewertungsgesichtspunkten behalten wir unser Aktienübergewicht bei europäischen Aktien bei. Innerhalb der Aktienquote werden geringfügige Umschichtungen vorgenommen. Das Übergewicht bei Value-Titeln wird reduziert; das leichte Übergewicht in den Emerging Markets wird auf «neutral» zurückgenommen.
Obligationen: Renditen sicherer Staatsanleihen weiter gesunken
Von der Geldflut profitieren nicht nur Aktien, sondern auch Obligationen. Die Renditen der wegweisenden zehnjährigen Bonds gaben abermals nach (Schweiz: 0,36%, Deutschland: 0,70%, Japan: 0,43%, USA: 2,24%). Im Rahmen unserer aktuellen Anlagepolitik wird die neutrale Duration bei EUR-Anleihen etwas verlängert. Wir erwarten, dass Draghis «Bazooka», die sich bald auch auf den Kauf von Staatsanleihen erstrecken wird, bei Unternehmens- und Bankanleihen für weitere Kursanstiege sorgt. Neue Vorschläge zur Erhöhung der Mindestanforderungen an die Verlustabsorptionsfähigkeit (TLAC = total loss absorbing capacity) der global systemrelevanten Banken hatten kurzfristig keinen Einfluss.
Währungen: Aufwertungserwartung beim US-Dollar weniger ausgeprägt
Bei den Währungen halbieren wir aktuell unsere Long-Position beim US-Dollar.
Geldfluten: Nicht gegen den Strom schwimmen
Kurzfristig könnte die Parkplatzsuche für Liquidität die Bondrenditen noch weiter drücken. Und die wiedergefundene Trendstärke der internationalen Aktienmärkte hat das Potenzial, in eine Jahresendrallye zu münden. Fazit: In dieser Situation macht es keinen Sinn, gegen den Strom zu schwimmen. (Swisscanto/mc/ps)
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