S&P weitet Rundumschlag auf gesamte EU aus

S&P weitet Rundumschlag auf gesamte EU aus

London – Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat den Rundumschlag in Richtung Eurozone auf die gesamte Europäische Union (EU) ausgedehnt. Am späten Mittwochabend setzte die Agentur die langfristige Kreditbewertung der EU mit der Bestnote «AAA» auf «CreditWatch with negative implications».

Die Union steht ab sofort unter verschärfter Beobachtung und läuft Gefahr, um eine Bonitätsstufe abgesenkt zu werden. Experten der Commerzbank hatten diesen Schritt bereits erwartet, nachdem S&P am Montag die Ratings für 15 der 17 Euro-Länder und damit auch für die sechs Staaten mit der Top-Kreditwürdigkeit «AAA» unter verschärfte Beobachtung gestellt hatte.

Auch Grossbanken auf CreditWatch-Liste

Auch etliche europäische Banken – darunter die Deutsche Bank und die Commerzbank – setzte S&P am späten Mittwoch auf seine CreditWatch-Beobachtungsliste. In dieser Kategorie führt die Agentur Kandidaten, die in den nächsten 90 Tagen herabgestuft werden könnten. S&P begründet diesen Schritt im Fall der EU mit erhöhten politischen, finanziellen und monetären Risiken, die aufgrund der Schuldenkrise von der Eurozone ausgehen. Die Agentur will ihre Entscheidung von den Ergebnissen des kommenden EU-Gipfels abhängig machen und so schnell wie möglich treffen, wenn diese feststehen.

«Folgerichtiges Vorgehen»
Trotz heftiger Kritik am Vorgehen der Bonitätsprüfer handelt S&P nach Einschätzung von Folker Hellmeyer, Chef-Analyst der Bremer Landesbank, letztlich folgerichtig: «Wenn man die Länder der Eurozone über einen Kamm schert und trotz offensichtlicher Reformerfolge Herabstufungen in Aussicht stellt, dann ist das aktuelle Verhalten in Richtung EU und europäische Banken schlussendlich konkludent.»

EU-Gipfel in Brüssel
Am Abend werden die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten in Brüssel zu einem Krisen-Gipfel zusammenkommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel will dabei gemeinsam mit Frankreich auf Änderungen der EU-Verträge bestehen, mit denen Schuldensünder zu mehr Haushaltsdisziplin gebracht werden sollen. Streit ist programmiert, da vor allem kleinere EU-Länder ein «Diktat» der beiden Grossen nicht akzeptieren wollen. (awp/mc/upd/ps)

Europäische Union

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