ODDO BHF AM setzt 2023 auf Unternehmensanleihen und sieht Kurspotenzial bei europäischen Aktien
Der Schock von 2022 hallt auch im neuen Jahr nach, heisst es im Ausblick von ODDO BHF Asset Management. „Die vor uns liegende neue Ära lässt auf sich warten und erfordert Geduld. Für eine signifikante Neupositionierung müsste die Inflation ihren Zenit erreichen und das Ende des Zinserhöhungszyklus in Sicht sein. Es bedürfte zudem einer Stabilisierung der Renditekurve. Ebenso müssten zentrale Marktindikatoren ihren Tiefstand gesehen haben“, schreibt Laurent Denize, Chief Investment Officer von ODDO BHF AM. Negative Überraschungen im Hinblick auf Inflation und Geldpolitik seien nicht auszuschliessen. Insgesamt überwiegt aber die Zuversicht, dass Anleger sich im Jahresverlauf mehr auf die Anlagechancen als auf die Anlagerisiken konzentrieren könnten.
Anleihen bevorzugt
Aus Bewertungssicht haben Anleihen Denize zufolge die Nase vorn. Seit mehreren Monaten seien die Kurzfristzinsen höher als die langfristigen Zinsen, was in der Regel als Signal für eine bevorstehende Rezession gesehen werde. Zwar habe sich diese Kurveninversion zuletzt teilweise korrigiert. Dennoch erwarteten Anleger immer noch, dass ein schwieriges Konjunkturumfeld die Fed zu ersten Zinssenkungen noch in diesem Jahr veranlassen könnte. „Wir glauben nicht, dass diese Wette aufgehen wird“ widerspricht Denize. Bei Staatsanleihen sei weiterhin Vorsicht geboten, Unternehmensanleihen böten wieder gute Renditechancen. „Trotz der jüngsten Spread-Einengung liegen die Renditen auf historischen Höchstständen und bieten somit einen Puffer für den Fall weiterer, auch unerwarteter Zinserhöhungen.“ Emittenten im Investment-Grade-Segment verfügten über ausreichend Liquidität, um auch schwierigeren Phasen zu trotzen. Auch Aktien seien jetzt attraktiver bewertet, wenngleich noch nicht alle Überbewertungen abgebaut seien. „Insbesondere in den USA sind die Risikoprämien nicht allzu üppig. Europa scheint hingegen für eine Phase weiter steigender Zinsen besser gerüstet“, schreibt der Chefanlagestratege. Bei den Währungen könnte die divergierende Geldpolitik auf beiden Seiten des Atlantiks dem Höhenflug des US-Dollars ein Ende setzen.
Erhöhung der Aktienquote im späteren Jahresverlauf
ODDO BHF AM zufolge sollten Anleger ihren Fokus zunächst auf Anleihen legen und in einem zweiten Schritt im späteren Jahresverlauf die Aktienquoten zu erhöhen. Dabei äussert Denize die folgenden Prioritäten:
Renten: «Sowohl Investment-Grade als auch High-Yield-Anleihen bieten interessante Einstiegsmöglichkeiten. Angesichts des attraktiven Rendite-Risiko-Profils ist unser Favorit das Euro-High-Yield-Segment, in dem selbst in extremen Negativszenarien noch positive Renditen möglich sind.»
Aktien: «Ausgehend von unserem Basisszenario einer moderaten Rezession in Europa und einer globalen Wachstumsabschwächung bieten europäische Aktien, insbesondere die weiterhin stark unterbewerteten Value-Aktien, Kurspotenzial. Europäische Banken, die von steigenden Zinsen profitieren, werden ebenfalls mit einem Abschlag gehandelt, der sich nicht allein durch ihre im Vergleich zu US-Instituten schwächere Profitabilität rechtfertigen lässt. US-Tech-Werte haben mittlerweile deutlich abgewertet. Anleger, die an die Zukunft der Digitalisierung glauben, finden nun in Bereichen wie Zahlungsverkehr und Finanzdienstleistungen, E-Commerce oder KI/Cloud Computing marktführende Unternehmen zu Preisen, wie sie schon lange nicht zu beobachten waren. Bei den Nebenwerten, die zuletzt etwas zurückgefallen sind, gilt es zunächst abzuwarten, bis die Zinsen ihren Höhepunkt erreichen. An den Schwellenmärkten sind Bewertungen und Makro-Daten selten so günstig gewesen.“ (ODDO/mc/pg)