Ölpreis – Verschnaufpause für Schwellenländer
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Von Koon Chow, Senior Macro and FX Strategist im Schwellenlandanleihen-Team der Union Bancaire Privée (UBP)
Genf – Der Ölpreis ist zwar weiterhin volatil, beendete aber immerhin seine Talfahrt. Dies sollte den grössten ölproduzierenden Schwellenländern, die gut geführt sind, zu einer Verschnaufpause verhelfen. Unsere Einschätzungen für ölproduzierende Schwellenländer variieren: wir stufen die Anleihen von Ölproduzenten mit soliden Aussenhandels- und Leistungsbilanzen wie Mexiko, Kolumbien, Indonesien und den Vereinigten Arabischen Emiraten positiv ein. Gegenüber denjenigen Ländern, denen ein anziehender Ölpreis aus der wirtschaftlichen Misere helfen würde, lassen wir hingegen Vorsicht walten. Dazu gehören Russland und Venezuela.
Der Ölpreis liegt gegenwärtig unter seinem langfristigen Wert, weshalb wir später im Jahr mit einer gemässigten Erholung rechnen. Er befindet sich nämlich unter dem Niveau, welches Experten als langfristiges Gleichgewicht bezeichnen, bei dem sich Angebot und Nachfrage die Waage halten. Dass dieses Niveau noch nicht erreicht wurde, lässt sich daran erkennen, dass amerikanische Ölproduzenten mit hohen Kosten ihre Fördermenge bereits wieder senken. Dies geht aus der scharfen Abnahme der Anzahl Ölplattformen hervor. Im gleichen Zeitraum kam es zu einer leichten Besserung des Konsumentenvertrauens in den USA und in den robusteren Ländern Europas. Der niedrigere Benzinpreis führt zu mehr Autokäufen, was wiederum den Erdölverbrauch ankurbeln dürfte. Allerdings ist bestenfalls mit einer schrittweisen Erholung zu rechnen. Dies sollte den ölexportierenden Schwellenländern mit solideren Fundamentaldaten und ihren Finanzwerten aber eine Stütze bieten. (UBP/mc/ps)