EZB-Hauptsitz in Frankfurt.
Düsseldorf – Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach Meinung hochrangiger Ökonomen bereits auf ihrer nächsten Sitzung am Donnerstag eine deutliche Zinssenkung beschliessen. Das ergab eine Umfrage des Handelsblatts vom Montag. «Der Sparkurs der Regierungen ist dringend nötig, aber wenn die EZB zulässt, dass er zu einer Rezession führt, dann gefährdet das die Einhaltung der Sparziele», mahnte Julian Callow, Europa Chefvolkswirt von Barclays Capital.
«Die Rezessionsgefahr ist real, und nur die EZB hat derzeit die Möglichkeit, dagegen anzugehen», sagte Gustav Horn, Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts IMK in Düsseldorf. «Die EZB hat die Leitzinsen angehoben, weil sie von einer fortgesetzten Konjunkturerholung ausging. Dieses positive Konjunkturbild hat sich grundlegend geändert», sprach sich auch Angel Ubide, Chefvolkswirt des Hedge-Fonds Tudor Group für eine kräftige Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt aus.
Mitglieder des EZB-Schattenrat
Die drei Ökonomen sind Mitglieder des EZB-Schattenrats, eines 15-köpfigen Expertengremiums, das das Handelsblatt 2002 initiiert hat. Sechs weitere Mitglieder empfehlen der EZB den Leitzins zunächst noch unverändert zu lassen, aber deutlich zu machen, dass sie bereit zu einer Zinssenkung ist, wenn sich die Indizien für einen Abschwung erhärten sollten. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, geht weiterhin davon aus, dass in den nächsten eher eine Zinserhöhung als eine Zinssenkung angemessen sein wird. Die übrigen fünf, darunter der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, empfehlen der EZB die Kommunikation einer in beide Richtungen offenen Haltung. (awp/mc/ps)