«Only the fittest will survive»

Schweizer Private Banking

Zürich -Das Private-Banking-Geschäft von Schweizer Banken steht vor grossen Herausforderungen. Wie die Managementberatung zeb/ im Rahmen ihrer aktuellen Private-Banking-Studie für die Schweiz prognostiziert, wird der Asset-Abfluss ausländischer Kundengelder – insbesondere aus den europäischen Offshore-Märkten – durch die fundamentale Veränderung der strukturellen Rahmenbedingungen bis zum Jahr 2016 auf CHF 150-200 Mrd. ansteigen. Zudem geraten die Bruttomargen sowohl im Onshore- als auch im Offshore-Geschäft weiter unter Druck und werden im Durchschnitt um 15-20 bp bis 2016 abnehmen.

Dies stellt auf der Ertrags- und Kostenseite grosse Herausforderungen an Privatbanken. Ohne Kompensation der Ertragsausfälle und strukturelle Reduktion der Kostenbasis wird die Cost-Income-Ratio einer stark europafokussierten, mittelgrossen Privatbank nach zeb/-Berechnung von 75 % auf über 100 % anwachsen. Entsprechend sollten Schweizer Privatbanken derzeit die Suche nach neuen, tragfähigen Geschäftsmodellen intensivieren.

zeb/ führt als eine der führenden Managementberatungen für Finanzdienstleister in Europa regelmässig Studien zur Entwicklung der internationalen Bankenindustrie – insbesondere auch in der Schweiz – durch. Im Rahmen der aktuellen Private-Banking-Studie 2012 zum Schweizer Markt wurden über 30 Senior Exponenten von Schweizer Banken zu Ihrer Einschätzung und den von zeb/ prognostizierten Asset-Abflüssen und Margenreduktionen befragt.

Norman Karrer, Geschäftsführer des zeb/ in der Schweiz: „Wir befinden uns in einer schwierigen Umbruchphase. Der Druck auf Schweizer Institute, ihr Private-Banking-Geschäft neu auszurichten, ist ausserordentlich hoch – und er wird weiter steigen. Allerdings sehen wir viele, vor allem auch kleinere Institute, die sich zu wenig oder viel zu langsam an der neuen Realität ausrichten.“

Private Banking Schweiz: signifikanter Asset-Abfluss und Margenrückgang
Die aktuelle Schweizer Private-Banking-Studie ergab, dass von europäischen Kunden bis 2016 nicht deklarierte Offshore-Gelder von CHF 150-200 Mrd. aus der Schweiz abfliessen werden. Dies sind nur knapp 5-8 % der aktuellen Offshore-Assets des Schweizer Marktes, allerdings „sehr schmerzhafte“ 25-35 % der Offshore-Assets einer typischen Europa-exponierten Privatbank. Die grossen Banken können zwar den Asset-Abfluss mit ihrem globalen Geschäftsfokus besser kompensieren als mittelgrosse oder kleine Privatbanken, sind aber in ihren europäischen Kernmärkten gleichermassen davon betroffen.

Da im cross-border Private-Banking-Geschäft für vollständig deklarierte Kundengelder aber auch die Regularien der Herkunftsländer der Kunden zu beachten sind, geraten Banken zusätzlich ertrags- und kostenmässig signifikant unter Druck. Die vollständige Erfüllung der lokalen Regularien, wie z. B. MiFID, ist nicht nur sehr kostenaufwändig, sondern führt auch zu einer signifikanten Reduzierung des Ertragslevels. In der Summe geht zeb/ deshalb von einer weiteren signifikanten Reduktion der Bruttomarge auf ca. 85 bp im Offshore- sowie 70 bp im Onshore-Private-Banking aus, die in Marktinterviews von den meisten Marktteilnehmern so auch bestätigt wurde.

Anzahl der Banken im Wealth Management wird sich signifikant reduzieren
Der Ertrags- und Margenrückgang im Private Banking wirkt sich direkt auf die Cost-Income-Ratio (CIR) von Schweizer Privatbanken aus. Diese würde bei einer typischen mittelgrossen Schweizer Privatbank mit verwalteten Kundengeldern in Höhe von CHF 30 Mrd. und rund 50 % Offshore-Assets aus den europäischen Kernmärkten bei Untätigkeit von 75 % auf über 100 % deutlich ansteigen. zeb/ erwartet daher signifikante strukturelle Anpassungen der strategischen und operativen Geschäftsmodelle – angefangen beim Markt- und Zielkundenfokus über die Value Proposition bis hin zur Tiefe der gesamten Wertschöpfungskette.

Dr. Katrin Lumma, Partnerin bei zeb/ und Leiterin der europäischen Private Banking Practice: „Gerade kleinere Banken, die bisher auf (europäische) undeklarierte Offshore-Assets gesetzt haben, sind in diesem neuen regulatorischen Umfeld mittelfristig nicht überlebensfähig. Für diese Institute lässt sich auch kein Käufer finden, da niemand eine Blackbox mit undeklarierten Assets kaufen wird. Insgesamt gehen wir davon aus, dass sich deshalb die Anzahl der relevanten Banken im Wealth Management in den nächsten Jahren signifikant reduziert.“

Profitabilität ist nicht nur eine Frage der Grösse
Aus Sicht von zeb/ ist die Frage eines erfolgreichen Marktauftrittes im Private-Banking-Geschäft aber nicht nur eine Frage der Grösse. Kleinere Onshore-Banken können profitabel wirtschaften, wenn sie mit einer eindeutigen Nischenpositionierung und primär als Beratungsbank auftreten sowie Middle- und Backoffice systematisch outsourcen. Nach Erkenntnissen der Studie dürfte für mittelgrosse, integrierte Banken mit Onshore- und Cross-Border-Fokus die zukünftige kritische Grösse von verwaltetem Vermögen jedoch mindestens bei CHF 20 Mrd. liegen. Auch hier werden zukünftig klare Markt- und Zielkundenfokussierungen, eine differenzierte Kundenpositionierung sowie moderne Kundenberater, fortschrittliche Sales- und Relationship-Management-Ansätze, holistische und an regulatorischen Vorgaben ausgerichtete Beratungskonzepte sowie entsprechend konsequent ausgerichtete Wertschöpfungsketten gefordert. Gerade entlang der Wertschöpfungskette ist eine klare Fokussierung auf „Make or Buy“ sowie eine Standardisierung (Industrialisierung) der Prozesse notwendig.

zeb/ geht davon aus, dass die Wealth-Management-Anbieter in der Schweiz ihre Kosten in den nächsten vier Jahren im Durchschnitt um 25 % verringern müssen, um mit den reduzierten Erträgen erfolgreich wirtschaften zu können. Anbieter, die diese grösste Herausforderung der letzen Jahrzehnte nicht konsequent angehen bzw. weiterhin mit undifferenzierten Geschäftsmodellen ohne fokussierte Vorwärtsstrategie arbeiten, werden dagegen kaum Chancen haben, im bereits anlaufenden Konsolidierungsprozess der Schweizer Privatbanken erfolgreich zu bestehen. (zeb/mc)

zeb/rolfes.schierenbeck.associates
zeb/rolfes.schierenbeck.associates beschäftigt aktuell an 16 Standorten in Deutschland, Dänemark, Luxemburg, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden, der Schweiz, Tschechien, der Ukraine und Ungarn über 750 Mitarbeiter. Die Unternehmensgruppe zählt zu den führenden Beratungsgesellschaften für den Finanzdienstleistungssektor. Kunden sind nationale wie internationale Banken, Privatbanken, Kantonalbanken und Raiffeisenbanken sowie Versicherungen.

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