Zürich – Die Pensionskassen sind trotz anhaltendem Tiefzinsniveau insgesamt gut aufgestellt. Die Kapitalrenditen im Anlagejahr 2016 fielen zufriedenstellend aus. Breit investierte Pensionskassen erzielten an den Märkten nachhaltig bessere Kapitalrenditen. Insgesamt haben die Pensionskassen aber nicht das gesamte Anlagespektrum ausgeschöpft. Der durchschnittliche Deckungsgrad der Pensionskassen blieb stabil. Die technischen Zinssätze und Umwandlungssätze sind weiter gesunken. Das zeigen die Rückmeldungen von 507 Pensionskassen in der «Schweizer Pensionskassenstudie 2017».
Die Schweizer Pensionskassen reagierten auf die demographische Entwicklung und die anspruchsvollen Märkte, indem sie auch 2016 ihre Anlagestrategie sowie die Umwandlungssätze und zukünftigen Rentenverpflichtungen angepasst haben. Um ihre langfristige Stabilität zu sichern, schöpfen die Pensionskassen ihren Handlungsspielraum aus. Ertragsseitig hat die Risikoneigung leicht zugenommen, Investitionen in Aktien und in alternative Anlagen wurden anteilsmässig erhöht. Risikoseitig haben die Vorsorgeeinrichtungen die relevanten Kenngrössen den demografischen und kapitalmarktbedingten Erfordernissen weiter angepasst.
„Der Fokus der Pensionskassen liegt nach wie vor auf dem technischen Zinssatz und dem Umwandlungssatz. Die Pensionskassen sehen weiterhin vom zwingenden Kapitalbezug aus dem überobligatorischen Teil ab“, kommentiert René Raths, Verwaltungsrat Swisscanto Vorsorge AG, die Anpassungen der Pensionskassen.
Befriedigende Anlagerendite, aber Handlungsbedarf ist angezeigt
Die Kapitalrenditen im Anlagejahr 2016 waren nach dem schwachen Vorjahr (1,1%) mit durchschnittlich 3,6% zufriedenstellend. Die Risikoneigung der Kassen im Anlagebereich hat leicht zugenommen. Während der Anteil der festverzinslichen Anlagen und liquiden Mittel zurückgegangen ist, haben Investitionen in Aktien und Immobilien zugelegt. Grosse Pensionskassen investierten zudem vermehrt in alternative Anlagen. Sie erzielten eine überdurchschnittliche Performance von 4,0%. Demgegenüber stehen kleine Pensionskassen mit einer Performance von 3,3%. Langfristig lässt sich die bessere Rendite auf die breitere Diversifikation zurückführen.
Im Unterschied zu den kleinen Pensionskassen waren die grossen Pensionskassen häufiger von Negativzinsen betroffen. So gaben 67% der Kassen mit über 500 Mio. Vermögen an, Negativzinsen bezahlt zu haben. Bei den kleinen Pensionskassen beläuft sich der Anteil auf 52%. Gesamthaft entspricht dies einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr von rund 3% (58% gegenüber 55% im Vorjahr).
Zu starre BVV2-Richtlinien in der Vermögensallokation
Die Pensionskassen haben ihre Vermögensallokation im letzten Jahr weiter optimiert. Dabei haben hohe 44% der Vorsorgeeinrichtungen angegeben, die Möglichkeiten zur Überschreitung der Limiten der BVV2-Richtlinien genutzt zu haben. Vor allem grosse Pensionskassen haben anteilsmässig mehr Vorsorgegelder in alternative Anlagen investiert als im Rahmen der BVV2 Verordnung vorgesehen ist. Demgegenüber nutzen kleine Pensionskassen den Erweiterungsartikel vor allem, um ihre Immobilienquote zu erhöhen.
Iwan Deplazes, Leiter Asset Management Swisscanto Invest, kommentiert: „Es gibt keine Alternative zur Erschliessung weiterer, illiquider Anlageklassen, wenn man auch in Zukunft das volle Renditepotential im Interesse der Versicherten erschliessen will. Denn die Pensionskassen verfügen grundsätzlich über den notwendigen langfristigen Anlagehorizont dazu.“ Gemäss Studie würden zwei Drittel der Pensionskassen es ebenfalls begrüssen, wenn die Obergrenzen für die Kategorien aufgehoben würden.
Deckungsgrade bleiben stabil, technische Zinsen sinken
Der durchschnittliche Deckungsgrad der Pensionskassen ist im Jahr 2016 stabil geblieben. Bei den privatrechtlichen Kassen ist der Deckungsgrad trotz guter Anlageperformance leicht auf 109,7% gesunken (Vorjahr 110,4%). Der Deckungsgrad der öffentlich-rechtlichen Kassen verzeichnet dagegen eine leichte Zunahme auf 94,6% (Vorjahr 92,0%). Die Entwicklung ist vor dem Hintergrund erneut gesunkener technischer Zinsen zu sehen, wobei die Anpassung der technischen Zinssätze im öffentlichen Sektor weniger stark vorangetrieben wurde.
Die rückläufige Entwicklung bei den technischen Zinsen setzt sich seit 10 Jahren in Folge fort. Der technische Zinssatz gibt als Bewertungszinssatz an, wie hoch das zurückgestellte Vorsorgekapital erwartungsgemäss verzinst werden kann. Bei den privaten Kassen liegt der technische Zins nun bei durchschnittlich 2,19%, bei den öffentlich-rechtlichen bei 2,55%. Im Vergleich dazu lagen die Werte im Jahr 2007 bei privatrechtlichen Pensionskassen noch bei 3,51% und bei öffentlich-rechtlichen bei 3,69%.
Umwandlungssatz bereits heute bei 6,0%
Der Umwandlungssatz fällt im Gleichschritt mit dem technischen Zinssatz. Seit 2005 ist der Mittelwert des Umwandlungssatzes von 6,9% auf 6,0% im Jahr 2017 bei Männern im Rücktrittsalter von 65 Jahren gesunken. Damit liegen die Umwandlungssätze der meisten Pensionskassen deutlich tiefer als im BVG-Obligatorium vorgesehen. Grund dafür ist, dass die meisten Pensionskassen umhüllend organisiert sind und ihre Umwandlungssätze im überobligatorischen Bereich nach unten angepasst haben. Für 85% der Versicherten gilt der umhüllende Umwandlungssatz. Dieser ist bereits heute auf die Marke von 6,0% abgesunken. Dies entspricht dem in der «Altersvorsorge 2020» vorgesehenen Mindestumwandlungssatz. Zudem sehen rund 70% der Pensionskassen in einigen Jahren Umwandlungssätzen in der Grössenordnung zwischen 5% und 6% vor.
Othmar Simeon, Geschäftsführer Swisscanto Vorsorge AG, ergänzt: „Zur langfristigen Erhaltung der finanziellen Stabilität werden die technischen Zinsen und die zukünftigen Rentenverpflichtungen im aktuellen Niedrigzinsumfeld weiter sinken. Im Jahr 2016 konnten die Vorsorgegelder dank den freundlichen Kapitalmärkten aber nach wie vor gut verzinst werden. So betrug die durchschnittliche Verzinsung der Sparkapitalien über alle Kassen 1,72%, während die Minimalverzinsung deutlich tiefer auf 1,25% festgesetzt ist.“ (Swisscanto/mc)
Über die Studie
An der «Schweizer Pensionskassenstudie 2017» haben 507 Vorsorgeeinrichtungen teilgenommen (Vorjahr 467). Das erfasste Vermögen der Teilnehmer beläuft sich auf 650 Mrd. Franken. Gesamthaft sind damit 3,6 Mio. Destinatäre repräsentiert, davon 2,8 Mio. aktiv Versicherte und 0,8 Mio. Rentenbezüger. Gemessen an der Bilanzsumme bringen die Teilnehmer gut 80 Prozent der in der Schweiz aufgeführten Vorsorgevermögen zusammen.