Pensionskassen verzinsen Vorsorgegelder wegen Negativrendite tiefer
Zürich – Das laufende Jahr ist bislang kein gutes Anlagejahr für die Schweizer Pensionskassen. Angestellte müssen deshalb wieder mit einer tieferen Verzinsung ihrer Vorsorgegelder rechnen. Und auch Neurentnern drohen Leistungseinbussen.
Die Verzinsung der aktiv Versicherten dürfte 2018 wieder unter 2,0 Prozent liegen, wie die Anlageberatungsfirma Complementa am Dienstag zu ihrem «Risiko Check-up 2018» mitteilte. Noch 2017 hatte die Verzinsung mit 2,2 Prozent einen der höchsten Werte seit der Finanzkrise erreicht.
Deckungsgrad sinkt
Damals hatte insbesondere ein Boom an den Aktienmärkten den Pensionskassen eine Rendite von hohen 7,9 Prozent beschert. Doch dieses Jahr müssen die Pensionskassen laut Complementa wieder kleinere Brötchen backen.
Ihre Anlagen haben unter dem Strich nichts abgeworfen. Per Ende August schätzt Complementa die Rendite auf minus 0,6 Prozent. Zwar können Pensionskassen damit die Rentenauszahlungen weiterhin decken. Doch fällt der Deckungsgrad um 1,8 Prozentpunkte auf 106,2 Prozent.
Als Reaktion auf das anhaltend tiefe Zinsumfeld gehen viele Pensionskassen mehr Risiken ein. Sie legen die Vorsorgegelder vermehrt in Aktien, Immobilien und in alternativen Anlagen an. Der Anteil der als relativ sicher geltenden festverzinslichen Anlagen ist dagegen seit 2007 um 8,5 Prozentpunkte auf ein historisches Tief von 35,1 Prozent gesunken.
Umwandlungssätze unter Druck
Neben den gesunkenen Zinsen sei auch die gestiegene Lebenserwartung der Schweizer Bevölkerung für die Pensionskassen eine grosse Herausforderung, schrieb Complementa. Als Reaktion auf diese Veränderungen sänken die Umwandlungssätze.
Der durchschnittliche Umwandlungssatz, mit dem die jährlich auszuzahlende Rente berechnet wird, liege für das aktuelle Jahr bei 5,8 Prozent. Das heisst, bei einem Pensionskassenvermögen von beispielsweise 100’000 Franken erhält ein Rentner jährlich 5’800 Franken.
Vom gesetzlichen Umwandlungssatz für den obligatorisch versicherten Teil ist der Satz damit weit entfernt. Denn der gesetzliche Mindestsatz liegt bei 6,8 Prozent. Noch vor der Finanzkrise 2007 lagen die tatsächlichen Umwandlungssätze nahe an diesem Wert. Dagegen schätzen Pensionskassen, dass Pensionierte bis 2023 jährlich gerade noch 5,3 Prozent ihres Vorsorgekapitals als Rente ausbezahlt erhalten.
Für die «Risiko Check-up 2018»-Studie hat Complementa Informationen aus den Geschäftsberichten von 421 Pensionskassen ausgewertet. Diese vereinen gemeinsam Vermögenswerte von 674 Milliarden Franken. (awp/mc/ps)